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10.03.12 / Königsbergerinnen stehen auf Deutsche / Die russische Exklave leidet seit einem Jahrzehnt unter einem wachsenden Frauenüberschuss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-12 vom 10. März 2012

Königsbergerinnen stehen auf Deutsche
Die russische Exklave leidet seit einem Jahrzehnt unter einem wachsenden Frauenüberschuss

Bereits seit zehn Jahren weist die 950000 Seelen zählende Bevölkerung des Königsberger Gebiets einen Frauenüberschuss auf, Tendenz steigend. Betrug der Überschuss vor zehn Jahren immerhin schon 43100, so lag er vergangenes Jahr bereits bei 55500. Galina Tschurikowa, Chefin der regionalen Statistikzentrale „Kaliningradstat“, kennt die Ursache des Königsberger Männermangels: „Bekanntlich war hier das große ,Spezialkontingent‘ von Armee, Baltischer Flotte und Grenztruppen stationiert. Diese Truppen wurden vermindert oder aufgelöst, die Armeeschulen verlegt, was alles zum Bevölkerungsrückgang beitrug.“ Bis März 1991 war Königsberg „militärische Sperrzone“, „Russlands westlicher Vorposten“, ein Heerlager waffenstarrender Krieger. Etwa die Hälfte der damals 430000 Einwohner war bei Armee oder Marine beschäftigt. Das hat sich inzwischen gründlich gewandelt.

Zu Recht gelten die Frauen von Königsberg als selbstbewusst und ansehnlich. Als der regionale Frauenverband kürzlich Krach mit der „Frauenunion Russlands“ hatte, trat er brüsk aus dieser aus. Und weil ihre weiblichen Reize von russischen Männern zu wenig gewürdigt wurden, hatten die Frauen schon früh ein Auge auf Ausländer geworfen. Vor 20 Jahren waren Amerikaner Favorit, später dann Bundesbürger, Österreicher und Schweizer. Die gelten als seriös, partnerschaftlich, kinderfreund­lich und was sie sonst von ruppigen Russen positiv unterscheidet.

Eheanbahnungsagenturen kennen die „Vorleistungen“ von Russinnen, die rechtzeitig Deutsch lernen, und die Vorlieben ihrer deutschen „Kunden“, die weit gefächert wie die Leporello-Arie im „Don Giovanni“ sind: junge und alte („bis 70 Jahre“), dicke und schlanke, sanfte und resolute und so weiter. Sollte es einen Idealtyp geben, dann wäre es die 30-jährige Büroangestellte oder Lehrerin, aber „eine Chance hat jede, sie muss den Schritt nur aufrichtig wollen“. Anders als Russen fackeln deutsche Männer nicht lange, „wenn ihnen eine Frau gefällt, kommt ein Heiratsantrag“. Dann russische „swad’ba“ (Hochzeit) und Abreise nach „Germanija“, „von wo in elf Jahren noch keine frustriert zurückgekehrt ist“.

Natürlich nicht, denn mit der Ehe wurde die Frau Staatsbürgerin in einem reichen Land, erlöst aus dem Armenhaus Königsberg, wo Dorfgebiete veröden, Stadtregionen zerfallen, Wohnungsbau und Agrarproduktion stagnieren. In Königsberg beträgt der Durchschnittslohn zwischen 18000 und 19500 Rubel (zwischen 460 Euro und 495 Euro) im Monat, nur in zwei Gebieten Russlands liegt er noch darunter. Die im tiefen Minus steckenden Staatskassen lassen in Königsberg nur minimale Lohnerhöhungen zu, welche die traditionell hohe Inflation „auffrisst“. Königsberg fühlt sich von Russland verlassen, eine ausgesperrte Exklave zwischen Litauen und Polen, die für russische Lieferungen „minderwertiger Waren“ hohe Transportkosten und Zölle zahlt. Dennoch weist es eine hohe und noch wachsende Zuwanderung auf. Alleine in den ersten fünf Monaten des vergangenen Jahres kamen 1958 Personen, davon die meisten aus GUS-Ländern.

Russinnen, die deutschen Ehemännern nach „Germanija“ folgen, müssen sich manche Kritik anhören, was sie nicht anficht. „Müssen es ausgerechnet Deutsche sein? Habt ihr die nicht in sowjetischen Filmen gesehen?“ Worauf die Antwort lakonisch und deutsch lautet: „Najurlich! Aber deutsche Männer sind praktisch und gut.“ Während der russisch „mushik“ (abwertend für „Mann“) eine „widerwärtige Einstellung zu Frauen hat“ (und das ist noch milde übersetzt). Wenn ein „schenonenavistnik“ (Frauenhasser) patriotische Phrasen ablässt, kommt die kühle Replik: „Hunderttausende Frauen haben in den letzten zehn Jahren Familien im Ausland gegründet“, am liebsten mit Deutschen, aber auch mit Skandinaviern, Spaniern, Italienern und anderen, die materiell und moralisch Russen überragen. Die sind in jüngeren Jahren „wie Hähnchen im Hühnerhof“ und „wenn sie alt werden, klagen Russen alles und jeden an, nur nicht sich selber“. Wolf Oschlies


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