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17.03.12 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-12 vom 17. März 2012

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

Erfreuliches konnten wir in der letzten Folge berichten, und das können wir auch heute. Zwar handelte es sich „nur“ um ein Gedicht, das Frau Erika Böttcher aus Garbsen suchte, aber für sie bedeutete es sehr viel, knüpften sich doch daran Erinnerungen an ihre Mutter und den 1944 gefallenen Vater. Es beginnt „Mein Vater war ein tapferer Soldat, bei Tannenberg ist er gefallen …“, sechs Zeilen konnte Frau Böttcher noch aufsagen, aber dann war Schluss. Sie hatte im Internet gesucht und viele ältere Menschen aus den Ostgebieten befragt, aber es war allen unbekannt. Ihre letzte Hoffnung war, dass jemand aus unserer Ostpreußischen Familie das Gedicht kannte. Wie lautet der Plural von „jemand“? Es meldete sich nämlich nicht ein Anrufer, sondern sechs, wie uns Frau Böttcher erfreut mitteilen konnte. Drei Frauen im Alter von 90, 82 und 77 Jahren sowie zwei 81-jährige und ein 77-jähriger Leser. Alle hatten sie ostpreußische Wurzeln, und alle hatten das Gedicht in der Schule gelernt, es stand in ihrem Lesebuch. Sie konnten das Gedicht ganz oder teilweise aufsagen, und haben es Frau Böttcher zugesandt. Den Autor haben sie aber alle nicht angeben können, aber das ist ja auch nicht ausschlaggebend. Hauptsache: Frau Böttcher besitzt nun das Gedicht in voller Länge.

Wie immer bei solchen Anrufen bleibt es nicht bei dem eigentlichen Thema, es entwickeln sich Gespräche, in denen das eigene Schicksal aufgerollt wird. So erfuhr Frau Böttcher bei den Telefonaten viel Schreckliches über manchen Fluchtverlauf oder die spätere Vertreibung. Auch sie wurde aus ihrer ostpreußischen Heimat vertrieben, wie sie schreibt: „Der Verlauf unserer Flucht am 11. Februar 1945 aus Layß bei Mehlsack nahm durch den Tod meines fünf Monate alten Bruders auf der Frischen Nehrung eine andere Wende. Die Soldaten, die uns geholfen hatten, das tote Kind unter die Erde zu bringen, boten uns an, uns mit Lastwagen auf die Spitze der Nehrung nach Neutief zu bringen, wenn wir ihnen unsere Pferde überlassen würden. Wir könnten dann mit der Fähre nach Pillau übersetzen und von dort nach Gotenhafen gelangen.“ So geschah es auch, die Flüchtlinge kamen auf einen Dampfer und fuhren in Richtung Dänemark. Aber sie erreichten nicht ihr Ziel und blieben damit vielleicht vor einer jahrelangen Internierung bewahrt. „Nahe der Insel Rügen steckte unser Schiff fest, weil es total überladen war. Mit kleinen Kuttern sind wir zur Insel gelangt, in Saßnitz wurden wir in einen Zug gesetzt und sind tagelang gen Westen gefahren. In Burgdorf endete die Bahnfahrt. Mit Pferdewagen wurden wir in ein Auffanglager in Lehrte gebracht. Eine zwölf Quadratmeter große Mansarde war dann für mehrere Jahre die Bleibe für eine Mutter und ihre fünf Kinder.“ So der kleine Bericht von Frau Erika Böttcher, mit dem sie ihren Dank an unsere Ostpreußische Familie verbindet.

„Fortsetzung folgt“ – hieß es früher, wenn Romane auf Raten in den Zeitungen erschienen. Die Fortsetzungsromane sind selten geworden, aber den Hinweis können wir für unsere Ostpreußische Familie in Anspruch nehmen, denn viele in unserer Kolumne behandelten Themen tauchen immer wieder auf, weil sich neue Fragen oder Erfolge ergaben. Beides trifft auf die erneute Zuschrift von Herrn Christoph M. Stabe aus München zu, der durch unsere Leser die Herkunft der von ihm entdeckten Sauciere richtig einordnen konnte. Sie gehörte zu einem KPM-Service, das für das „Kurhaus Siegemund“ in Rud­czanny/Niedersee angefertigt worden war. Nicht nur die Herkunft des schönen Stückes, sondern auch das Schicksal der Familie Siegemund konnte geklärt werden. Hierzu schreibt Herr Stabe: „Heute möchte ich Ihnen einen erneuten Bericht geben, was sich weiter ereignete. Eine für mich sehr berührende telefonische Begegnung gab es im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Geschichte im Sensburger Heimatbrief. Eines Tages meldete sich die letzte noch lebende Tochter des Kurhausbesitzers Siegemund aus Rudczanny, die schon lange in Berlin lebt, aber (leider!) keine Leserin der PAZ ist.“ Herr Stade schreibt: „Für mich war es aufregend, wie nah und persönlich es sich anfühlte, welche Erinnerungen, Empfindungen und Begegnungen sich durch meine Recherche, angefangen in der PAZ, ergaben. Vielen Dank für diese vielen Erlebnisse!“ Aber die Geschichte geht weiter, auf die eigene Familie des Schreibers bezogen. Denn der Name „Stabe“ tauchte in den Leserbriefen auch als Hinweis auf den Besitzer einer Molkerei in Nikolaiken auf. Ob hier mit dem Schreiber eine familiäre Verbindung besteht, konnte bisher nicht festgestellt werden. Deshalb hat Christoph Stabe auf seiner letzten traumhaft schönen Heimatreise, die seine Eltern und ihn nach Masuren führte, einige Aufnahmen gemacht, die eine Standortbestimmung erleichtern könnten. Hierzu schreibt Herr Stabe: „Die Aufnahmen stellen die Reste des Molkereibetriebes Stabe in Nikolaiken an der Arysser Straße dar. Bedingt durch Schilderungen und Hinweise einer ehemaligen Bewohnerin, die mir auch die Erst­information über den Betrieb gegeben hatte, konnten wir den Platz finden. Sehr markant für Nikolaiken soll früher der große Turm eines Schornsteins gewesen sein, noch weit bis in die 90er Jahre konnte man ihn erkennen. Heute gibt es ihn aber nicht mehr. Mir liegen nun einige alte Bilder vor, auf denen sowohl der Schornstein wie auch ein auffälliger Wasserturm zu erkennen sind. Heute gibt es einen anderen großen Turm in der Nähe: Knapp 100 Meter entfernt wurde von den Polen eine moderne katholische Kirche gebaut. Vielleicht lässt sich mit diesen Informationen etwas anfangen?“ Hoffen wir also, dass es in dieser Sache noch einmal „Fortsetzung folgt“ heißt, wenn Herr Stabe weitere Informationen über die Molkerei und ihren damaligen Besitzer erhalten hat. (Christoph M. Stabe, Volkartstraße 46 in 80636 München, Telefon 089/12021984, E-Mail: christoph.m.stabe@gmx.de)

Ich kannte ihn, den Intendanten des Reichssenders Königsberg General der Infanterie z. V. Siegfried Haenicke, noch aus meinen frühesten Anfängen beim Reichssender Königsberg, bin ihm aber persönlich nie begegnet, denn er war Intendant und ich eine blutjunge freie Mitarbeiterin, da waren etliche Hierarchien dazwischen. Nicht viel anders erging es mir übrigens mit seinem Nachfolger Dr. Alfred Lau, der in Ostpreußen aufgrund seiner Dialektpoeme einen hohen Bekanntheitsgrad hatte und sich gerne volksnah zeigte, aber über ein- oder zweimal Händeschütteln hinaus war es zu mehr auch mit ihm nicht gekommen, als ich mir längst mit meinen Hörspielen, Kinderstunden und plattdeutschen Sendungen einen festen Platz in den Programmen des Reichssenders Königsberg erschrieben hatte. Deshalb weiß ich wenig über die Lebensläufe der Intendanten, und schon gar nicht über den des Generals, und muss somit die Fragen von Herrn Dr. Ernst Vogelsang aus Hermannsburg an unsere Leser weitergeben. Der Militärexperte schreibt:

„Die Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung hat mich beauftragt, für die von ihr herausgegebene ,Altpreußische Biographie‘ einen kurzen Lebenslauf des Gen. d. Inf. z. V. Siegfried Haenicke zu schreiben, der bekanntermaßen von Mai 1933 bis Juni 1935 Intendant des Reichssenders Königsberg gewesen ist, wie auch des Gen. Maj. Willy Langkeit, der aus dem Kreis Treuburg stammt. Haenickes militärischer Werdegang ist mir geläufig. Ich benötige aber Antworten für folgende Fragen:

Ist Siegfried Haenicke nach seiner Zeit als Intendant auch Lehrbeauftragter an der Albertina gewesen? Es gibt eine Quelle, die das behauptet. 2) Wissen Sie zufällig Näheres über seine Familie aus der Königsberger und Allensteiner Zeit? Bezüglich der ersten Frage habe ich den Namen Haenicke nicht in den mir vorliegenden Vorlesungsverzeichnissen der Universität Königsberg finden können, auch in den Kurzbiografien wie zum Beispiel im Lexikon der Stadt Königsberg wird nichts von einer Dozentur erwähnt. Hier könnte aber auch eine Verwechslung vorliegen, denn es gab einen Lehrbeauftragten mit einem fast identischen Namen. Zu Allenstein ist zu sagen, dass Haenicke dort 1920 in Garnison stand und 1929 als Oberst das Inf. Regt. 2 führte. Wer hatte damals persönliche Verbindung zu der Familie Haenicke? Aus der Königsberger Intendantenzeit, die nach meinen Unterlagen bereits 1929 begann, müsste es noch Bekannte geben, ehemalige Nachbarn, Freunde, Verwandte und Mitarbeiter. Wahrscheinlich wohnte die Familie zeitweilig in dem Königsberger Villenvorort Amalienau. Siegfried Haenicke verstarb 1946 in dem Lager Mühlberg bei Riesa.“

Zu der dritten Frage nach Generalmajor Willy Langkeit. Auch hier sind Herrn Dr. Vogelsang die militärischen Daten bekannt, denn Langkeit war zeitweilig im letzten Krieg sein Regimentskommandeur. Aber alle genealogischen Fragen sind offen. Da sind nun die Treuburger gefragt, denn die Familie stammt aus diesem Kreis. Auch über seine früh verstorbene Frau gibt es keine Angaben. Hat Langkeit nach deren Tod noch einmal geheiratet? Das sind die hauptsächlichsten Fragen zu den Biografien dieser ehemaligen Militärs, zu denen unsere Leser etwas aussagen könnten. (Dr. Ernst Vogelsang, Gerichtsweg 8 in 29320 Hermannsburg, Telefon 05052/

2847, Telefax 05052/8838, E-­Mail: Dr.Vogelsang@gmx.net)

Über die mit dem Chor des Dillenburger Gymnasiums aufgenommene CD mit dem Ostpreußenlied haben wir schon oft berichtet, jetzt ist wieder eine kleine Meldung fällig, um deren Weitergabe mich Frau Ingrid Nowakiewitsch bittet. Sie hat bisher über 120 CDs verkauft, aber dann machte ihr die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. Von Ok­tober bis Weihnachten lag sie im Krankenhaus, ebenso ihre Tochter. So konnten die Bestellungen, die inzwischen telefonisch eingegangen waren, nicht erfüllt werden. Bei einem kurzen Zwischenaufenthalt im Hause konnte ihre Tochter einen Anrufer, der weder seinen Namen noch seine Adresse angab, auf Januar vertrösten, wenn ihre Mutter wieder daheim sei. Dieser Anrufer wird nun gebeten, sich noch einmal bei Frau Nowakiewitsch zu melden, die inzwischen wieder neue CDs bekommen hat. Dies auch als Information für andere Interessenten, die vergeblich angerufen hatten. (Ingrid Nowakiewitsch, Birkenweg 1 in 35708 Haiger-Allendorf, Telefon 02773/3941.)

Eure Ruth Geede


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