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24.03.12 / Kampf um die Weltmeinung / Auch in Syrien spielt letztlich alles den Islamisten in die Hände

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-12 vom 24. März 2012

Kampf um die Weltmeinung
Auch in Syrien spielt letztlich alles den Islamisten in die Hände

Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit – auch beim blutigen Geschehen in Syrien. Schon vor einem Jahr, bei den ersten per Internet organisierten Schülerprotesten und der Überreaktion der Regierung, stand Aussage gegen Aussage, und wer selbst weit vom Schuss ist, glaubt eben eher einem Robin Hood als einem König.

Doch es gab auch Hinweise, dass nicht alles, was Oppositionelle sagen, wahr, und was die Regierung sagt, gelogen ist. Außerdem beeinflussen Dritte – mit sehr ungleichmäßig verteilten Möglichkeiten – die Weltmeinung. Denn Syrien ist für Israel und die USA Teil der Anti-Iran-Strategie. Für Islamisten aller Art geht es um den Sturz eines weiteren „weltlichen“ Systems. Und für Russland und China geht es um Verhinderung der US-Vorherrschaft. Eine unheilvolle Rolle spielt auch die vom Emir von Katar einst als Hobby gegründete Sendergruppe Al-Dschasira, die lange Zeit mustergültigen Journalismus praktizierte, aber – wie schon bei Libyen klar war – im „arabischen Frühling“ zum politischen Instrument des Emirs wurde. Spitzenleute, die das nicht mittragen wollten, darunter der Generaldirektor, schieden aus oder wurden kaltgestellt. Die von Damaskus verhängte Nachrichtensperre bewirkt, dass ins Ausland geschmuggelte Bilder als authentisch in die Medien gelangen, selbst wenn Ort und Zeit des Gezeigten fraglich sind und wenn bei Opfern nicht ersichtlich ist, wessen Opfer sie wurden. Behauptungen, „dass die Regierung selber“ dahinterstecke, mögen in manchen Fällen berechtigt sein, aber nicht etwa bei den toten Christen und Alawiten in Homs. Und auch nicht bei den verheerenden Bombenanschlägen in Damaskus und Aleppo, denn die sind von gleicher Art, wie man sie im Irak kennt und dem Al-Kaida-Netzwerk zuschreibt.

Aiman al-Sawahiri, der Nachfolger Osama Bin Ladens, hatte erst kurz davor zum Kampf gegen das Regime in Damaskus aufgerufen, „weil dies auch ein Kampf gegen die USA und Israel sei“. Klingt grotesk, doch tatsächlich hat das Assad-Regime dafür gesorgt, dass es seit dem Oktober-Krieg 1973 keine syrisch-israelischen Gefechte mehr gab. Dem Westen genehme Aufständische sind über Sawahiris Aufruf natürlich entsetzt, denn er belegt die Regierungspropaganda, dass der Aufstand von außen gesteuert ist. Neben Afghanistan- und Libyen-Kämpfern sind längst auch „Militärberater“ in Syrien eingesetzt, wie deren Gefangennahme im rückeroberten Homs belegt. Die Regierung hatte zunächst darüber geschwiegen, weil sie in gefangenen französischen und türkischen Militärs eine Verhandlungsbasis sah. Doch vergebens.

Die syrische Opposition selbst besteht aus rivalisierenden Ehrgeizlingen. Mindestens drei „Dachorganisationen“, alle mit „national“ und „Komitee“ im Namen, geben sich im Ausland als „Repräsentanten“ des libyschen Volks aus. Wer wie der Autor vorige Woche in Wien Gelegenheit hatte, solche Leute zu erleben, kann sich nur bestätigt fühlen durch die abfälligen Bemerkungen, die Frankreichs Außenminister Alain Juppé in einem nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Gespräch gegenüber seinen Kollegen aus Katar und der Türkei machte. Die Muslimbrüder, die in Syrien weit radikaler sind als in Ägypten und massiv von Katar und Saudi-Arabien unterstützt werden, sind inzwischen dabei, die Opposition in ihr Fahrwasser zu lotsen. R. G. Kerschhofer


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