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24.03.12 / Mentalitätswechsel / Rom: Steuernzahlen als solidarische Pflicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-12 vom 24. März 2012

Mentalitätswechsel
Rom: Steuernzahlen als solidarische Pflicht

Momentan sieht es so aus, als ob die italienische Regierung unter Mario Monti offenbar erfolgreich dabei ist, den Italienern ihren Volkssport Steuerhinterziehung madig zu machen. Die Politik arbeitet derzeit gezielt daran, Steuerhinterzieher zu brandmarken. Bisher hält Italien den ersten Platz im europäischen Ranking der größten Schattenwirtschaft. Laut Forschungsinstitut „Tax Research London“ sollen dem italienischen Fiskus pro Jahr 180 Milliarden Euro entgehen, da die Bürger des Landes am Finanzamt vorbei agieren würden.

Mitarbeiter der „Guardia di Finanza“ kontrollieren nun verstärkt spontan Geschäfte. Als die Steuerpolizei ihren Besuch im Luxus-Skiort Cortina machte, vervierfachte dies die offiziellen Einnahmen bei Hoteliers und Boutiquen an diesem Tag. Da diese Einmaleffekte nur Strohfeuer sind und nicht ständig die „Guardia di Finanza“ überall kontrollieren kann, hat die Regierung in Rom Werbefilme im Fernsehen geschaltet. In einer Art Dia-Show werden darin verschiedene Parasiten gezeigt und am Ende des Beitrages wird der Parasit der Gesellschaft gezeigt: der Steuerhinterzieher. „Wer auf Kosten der anderen lebt, schadet allen. Die Steuerhinterziehung zu bekämpfen ist Dein Interesse. Frage immer nach Kassenbon und Quittung!“, heißt es am Ende des Imagefilms.

Offenbar zeigen Kontrollen und Kampagne Wirkung. Im Januar erhöhten sich die Steuereinnahmen trotz sinkenden Bruttoinlandsproduktes um 4,5 Prozent zum Vorjahresmonat. Und die in Mailand lebende Italien-Korrespondentin des „Handelsblattes“ vermeldete vor kurzem, dass sie neuerdings selbst zu jedem Cappuccino ungefragt einen Kassenbon als Beleg dafür, dass die Einnahme im System verbucht wurde, erhalte. Selbst auf dem Markt würden die Kassen klingeln und Belege drucken, anstatt dass wie sonst zuvor Geld aus der offenen Kasse gewechselt würde. Ob die Regierung Monti einen dauerhaften Mentalitätswechsel in Italien bewirkt hat, werden die nächsten Monate zeigen. Rebecca Bellano


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