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24.03.12 / Kinder als Last für den Planeten / Anwältin klagt über Diskriminierung von Menschen ohne Nachwuchs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-12 vom 24. März 2012

Kinder als Last für den Planeten
Anwältin klagt über Diskriminierung von Menschen ohne Nachwuchs

Mancher mag beim Erscheinen des Buches „Kinderfrei oder warum Menschen ohne Nachwuchs keine Sozialschmarotzer sind“ gedacht haben, dass es erfreulich sei, dass endlich mal jemand die Stimme erhebe und sage, dass Deutschland keineswegs ein familienunfreundliches Land sei, sondern im Gegenteil Menschen ohne Kinder diskriminiere. Andere aber dürften gedacht habe, dass da eine kinderlose Zicke ihren Frust unnötig auf Papier gebannt hat. Schaut man sich die fünf Bewertungen bei Amazon an, so scheint die eine der zwei Bestbewertungen ein Freundschaftsdienst zu sein, eine andere von einem Gleichgesinnten; und die übrigen drei verreißen das Buch mit Worten wie „ein garstiges, naives Machwerk“ oder „lächerliche Komödie“. Die Kritik „Selbstgerecht und verkürzt gedacht – aber lustig geschrieben“ trifft es am besten, allerdings ist man sich nicht sicher, ob die Autorin Nicole Huber mit ihrer Überspitzung amüsant sein wollte oder ob da nur ihre Verbitterung aus ihr spricht.

Aber jetzt zum Inhalt: Die 1973 geborene Anwältin hat es satt, dass man sie ständig fragt, wann sie denn nun endlich Kinder bekommen wolle. Wenn sie dem Fragesteller dann mitteile, dass sie keine wolle, würde sie fast immer beschimpft. Huber sieht sich selbst als „kinderfrei“ und nicht als „kinderlos“, denn sie verspüre keinen Mangel, jedenfalls nicht hinsichtlich Kindern. Dafür nimmt sie aber einen Mangel an Gerechtigkeit war, denn Familien würden in Deutschland massiv bevorzugt. Und dies nicht nur finanziell, da der Staat ihnen weniger Geld über Steuern abnehme als Alleinstehenden und Unverheirateten, dafür aber viel über Kindergeld, Sozialversicherungen und Bildungseinrichtungen zufließen ließe. So gelte die Familie mit Kindern als das Ideal. Wer keine Kinder bekomme, würde, so laut Autorin der gesellschaftliche Konsens, die Gesellschaft zerstören, da er ja keinen künftigen Rentenzahler produziere. Huber regt sich zu Recht darüber auf, dass Kinder in manchen Diskussionen nur zu zukünftigen Rentenzahlern degradiert werden, doch der Rest von Hubers Argumenten ist krude. So wirft sie sogar den Gedanken auf, dass Eltern von behinderten Kindern keine Rente erhalten dürften, da sie ja keine Rentenzahler in die Welt gesetzt hätten. Und auch Eltern von Kriminellen und Arbeitslosen stünde eigentlich keine volle Rente zu.

Manche von Hubers Beweggründen sind auch einfach alt, von wegen die Welt sei schon übervölkert, jeder Mensch erhöhe die Klimaerwärmung, da er Kohlendioxid ausatmet, und zerstöre die Umwelt. So rechnet die Autorin vor, dass ein Baby 6000 bis 8000 Papierwindeln verbrauche und somit 1400 Kilo Abfall produziere und wegen des Zellstoffkerns vier bis fünf Bäume sterben müssten. Eigentlich wäre dieses Zahlenbeispiel amüsant, wenn es bewusst als Übertreibung gewählt worden wäre, aber es scheint, dass Huber es ernst meint. Folgt man ihrer Argumentation, zieht sie Bäume den Menschen vor. Und dies tun auch ganz offen einige der von ihr befragten, in dem Buch zu Wort kommenden „Kinderfreien“. Manche scheinen die Schlussfolgerung, dass die Deutschen und sogar die Menschheit ohne Kinder aussterben würde, sogar zu begrüßen.

Die Juristin Huber fragt zudem, warum man die Ehe nicht als sittenwidrig ansehe, handele es sich doch um einen grundsätzlich unauflösbaren Vertrag, der nur vom Gericht gelöst werden kann. Und überhaupt versteht sie nicht, warum der Staat Familien mit Kindern unterstützt, entscheiden die sich doch zumeist freiwillig für ein Kind, also müssten sie auch die Konsequenzen aus ihrem Wunsch tragen. Zudem sei es gut, dass die deutschen Frauen in den letzten Jahrzehnten nur 1,4 Kinder bekommen hätten, denn sonst, so ihre Schlussfolgerung, gebe es in Deutschland jetzt nicht nur 81 Millionen Einwohner, sondern über 100 Millionen, die versorgt werden müssten.

„Kinderfrei oder warum Menschen ohne Nachwuchs keine Sozialschmarotzer sind“ ist aber durchaus interessant zu lesen. Auch wenn die Aggressivität der Autorin abstößt, dürften einige ihrer Argumente von anderen geteilt werden, denn es gibt in Deutschland schließlich genügend Menschen, die bewusst „kinderfrei“ sind. Rebecca Bellano

Nicole Huber: „Kinderfrei oder warum Menschen ohne Nachwuchs keine Sozialschmarotzer sind“, Herbig, München 2011, kartoniert, 208 Seiten, 14,99 Euro


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