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24.03.12 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-12 vom 24. März 2012

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Mehr Druck! Mehr Gesetze! / Warum Gauck nicht in unsere Zeit passt, wie man die Deutschen am besten ausplündert, und warum die Freiheit weg muss

Es gibt eine griffige Begründung dafür, warum wir den neuen Bundespräsidenten mit so viel Wohlwollen aufgenommen haben. Gauck, so erklärt uns ein kluger Kommentator, sei der erste Präsident der Bundesrepublik, der quer stehe zum Geist seiner Zeit. Alle anderen Staatsoberhäupter seit 1949 hätten sich dagegen eng am jeweiligen Zeitgeist orientiert und ihn damit sozusagen amtlich gemacht.

Es stimmt. Wer konnte den Hang der Deutschen zu Frieden und Bürgerlichkeit nach Krieg, Geschrei und Diktatur besser verkörpern als „Papa Heuss“? Stand Nachfolger Lübke nicht stellvertretend für die Verstörung der Aufbaugeneration gegenüber den revoltierenden Studenten? Und ironischerweise gleichzeitig für die Scheinheiligkeit jener Revoltierer, die ihn mit einer Stasi-Fälschung zum KZ-Architekten stempeln wollten?

Und so ging es weiter. Alle Präsidenten passten irgendwie in ihre Zeit, sagten das, was die Tonangeber ihrer Epoche hören wollten und was dem Volk gefiel.

Anders Gauck: Freiheit ist sein großes Thema. Ausgerechnet! Nach allen Umfragen ist Freiheit der Mehrheit der Deutschen eher unheimlich. Sicherheit und Gleichheit sind den meisten viel wichtiger. Wie bei freiheitlichen Geistern üblich will Gauck auch nicht so sehr die Mängel hervorkehren, sondern die Möglichkeiten, nicht das Hemmende, sondern das Beflügelnde.

Klingt harmlos, ja sympathisch, ist in Wahrheit aber eine Ungeheuerlichkeit, mit der der neue Mann viel Schaden anrichten könnte. Politische Überzeugungsarbeit funktioniert in Deutschland schließlich nicht mit den Mitteln der Ermutigung, sondern dem Gegenteil: Wollen Politiker etwas durchsetzen, das den Bürgern nicht gefallen könnte, machen sie den Leuten solange Angst und ein schlechtes Gewissen, bis sie sich fügsam zeigen. Wenn die Politiker es geschickt genug anstellen, kämpfen die Bürger am Ende sogar mit Wollust gegen ihre eigenen Interessen.

Beispiel Stromrechnung: Da hat man den Deutschen solange den Weltklimatod vorgehalten und ihnen ihre schreckliche Schuldverstrickung um die Ohren gehauen, bis sie bereit waren, einem Haufen ausgefuchster Profiteure praktisch jeden Betrag zu zahlen.

Das hat so gut funktioniert, dass man das Modell nun auf weitere Felder ausdehnen will. Bundesernährungsminiserin Ilse Aigner hat entdeckt, dass pro Bundesbürger und Jahr Lebensmittel im Wert von 235 Euro weggeworfen werden. Ein Drittel davon gehen im Handel oder sonstwo verloren, aber zwei Drittel schmeißen die Deutschen zu Hause weg. Jeder von uns wirft also Tag für Tag Lebensmittel im Wert von 63 Cent weg. Ein Skandal, dem Aigner mit einer Millionen schweren Propagandakampagne zu Leibe rücken will.

Doch Kritikern geht das längst nicht weit genug. Die Kommentatorin der „Tagesschau“ fordert „statt Freiwilligkeit politischen Druck und Gesetze“ gegen die 63 Cent, denn „Lebensmittel sind einfach zu billig“. Wenn sich Aigner der Forderung nach „Druck und Gesetzen“ nicht beuge, dann sei sie eine „Ankündigungsministerin“, eine lahme Ente also.

Wir können sicher sein, dass die ARD-Kollegin viele Millionen Zuschauer hinter sich weiß. Schließlich sind wir das Land, in dem die Worte „Das müsste verboten werden“ fast ebenso häufig zu hören sind wie „Guten Morgen“. Ja! Züchtigt uns! Maßregelt uns! Und vor allem: Plündert uns! Denn Deutschland ist wohl auch das einzige Gemeinwesen auf dem Erdenrund, wo eine Partei dem Untergang geweiht ist, weil sie allzu lange darauf bestand, dass der Staat den Bürgern weniger Steuern abknöpfen soll.

Mit ihrem Hinweis, dass Lebensmittel „einfach zu billig“ seien, hat die ARD-Kommentatorin die Richtung gewiesen. Nun müssen nur noch die Bälle richtig hin und her gespielt werden. Als nächstes könnten andere Diskussionsteilnehmer, die Grünen böten sich an, auf den Plan treten und Frau Aigner auffordern, dass sie den „vielfältigen Stimmen Gehör schenken sollte, die fordern: Schluss mit dem Preisdumping bei Lebensmitteln“.

Und wie machen wir damit Schluss? Mit einer neuen Steuer, versteht sich. Das Geld wird natürlich in „Projekte der Nachhaltigkeit“ gesteckt, mit denen wir den Planeten retten und die ganz nebenbei gewissen Firmen und Instituten Milliarden in die Taschen spülen.

Das Argument „Rettung des Planeten“ ist entscheidend: Niemand würde sich willig ausnehmen lassen, um einen welken Salat oder ein trockenes Brötchen vor der Tonne zu bewahren. Haben wir den Leuten aber erst mal unter die Weste gejubelt, wie eng der Zusammenhang zwischen dem Brötchen und der Frage ist, „welche Welt wir den kommenden Generationen hinterlassen“, dann stellen die keine dummen Fragen mehr und zahlen. Unter dem Siegel der Weltrettung lassen sich Sachen verbergen, die wir sonst niemals durchgehen ließen.

Alexander Neubacher hat trotzdem mal nachgesehen und darüber das Buch „Ökofimmel“ geschrieben. Darin beschreibt er beispielsweise, was aus den Plastikbechern wird, die wir so sorgsam vom ordinären Hausmüll trennen, damit sie wiederverwertet werden. Ergebnis: Nur 36 Prozent davon würden „wertstofflich verwertet“, der Rest, fast zwei Drittel, lande nach einer technisch aufwendigen Sortierung nach sechs Plastikarten wieder zusammen mit dem ganzen anderen Müll im Brennofen. Man nennt das aber nicht einfach „Müllverbrennung“; um den Schmu etwas aufzuschminken, sprechen die Müllfachleute lieber von „thermischer Verwertung“. Hübsch, nicht wahr? Vollkommen sinnlos, aber sehr einträglich für die „Nachhaltigkeitsbranche“.

Geld ist dabei aber nur ein Aspekt, vor allem geht es um Politik, also um Macht. Und damit um Ideologie. Neubacher schreibt, „im linken Milieu hat der Ökologismus den Sozialismus als Heilslehre praktisch abgelöst“. Sonst ist aber alles beim Alten geblieben: Man will nach wie vor den „neuen Menschen“ schaffen und die absolute Macht über ihn erlangen.

Jetzt übertreibe ich aber? Im angesehenen US-Magazin „American Scientific“ lässt Autor Gary Stix dankenswerterweise die dunkelroten Hosen herunter: Um das Klima zu retten, bedürfe es einer „gattungsweiten Veränderung grundlegenden menschlichen Verhaltens“, alle sieben Milliarden Menschen müssten „rekrutiert werden, um im Gleichklang zu handeln“ für das Ziel der ökologischen Weltrettung. Und wer „rekrutiert“? Da schlägt Stix ein Öko-Weltregime mit „strenger internationaler Erzwingungsmacht“ vor.

Demokratie? Selbstbestimmung? Gar – Freiheit?! Vorbei. Man tausche bei Stix nur ein paar Wörter aus und Lenin selbst springt einen an. Die Losung lautet frei nach dem Stalinpreisträger Berthold Brecht: „Befohlener Ökologismus ist besser als gar keiner.“

Noch etwas haben die Ökologisten mit ihren ideologischen Ahnen gemein: Wer sie mit den akuten Verheerungen ihres Treibens konfrontiert wie Spritmaiswüsten und Windradwäldern statt lebendiger Landschaften, völlig unwirtschaftlicher Solarförderung und kranken Kindern in wegen Überdämmung verschimmelten Häusern, Mülltrennungsbetrug oder Urwaldrodung für Palmöl-Kulturen, der wird immer mit dem gleichen Argument zur Strecke gebracht: Wir dürften nicht nur egoistisch ans Hier und Heute denken, denn es gehe ja allein um die „Zukunft unserer Kinder“.

Genau das Gleiche predigten auch die Genossen, wenn sie auf ihre sozialistisch ruinierten Länder angesprochen wurden: Wir leiden heute für das strahlende Morgen, für das Paradies der kommunistischen Endgesellschaft – das dann bekanntlich nie kam. Diesen Betrug aufzuklären hat ein Mann zum Ziel seines Lebens gemacht: Joachim Gauck. Mit seiner Einstellung könnte er sich beim neuerlichen, neolinken Beglückungsmarathon als durchaus sperrig erweisen.


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