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31.03.12 / Die Wiesn-Chefin geht / München ist mehr: »Frau Oktoberfest« warb sogar in China

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-12 vom 31. März 2012

Die Wiesn-Chefin geht
München ist mehr: »Frau Oktoberfest« warb sogar in China

Mehr als ein Vierteljahrhundert hat sie das Bild Münchens in der Welt mitgeprägt. Den „Mythos München“ verwaltete sie 27 Jahre lang: die „Wiesn“, das größte Volksfest der Welt.

40 männliche Mitbewerber stach Gabriele Weishäupl aus, als sie 1985 im großen Saal des Rathauses ihre Vorstellungen von der künftigen Tourismuswerbung für die bayerische Landshauptstadt entwickelte: Internationalität, Tradition und Brauchtum, Netzwerke und Nachhaltigkeit. Sie arbeitete mit großem Erfolg: 7,4 Milliarden Euro Gesamtumsatz bringt der Tourismus jährlich nach München, er trägt dazu bei, dass München auch für Minderbetuchte erschwinglich bleibt. „Ich hole Touristen für kurze Zeit, das ist auch die Basis für diejenigen, die sich das Leben in München sonst nicht leisten könnten.“

1947 in Passau geboren, besuchte „die Gabi “, wie sie in München liebevoll, aber auch respektvoll genannt wird, das Gisela-Gymnasium der Englischen Fräulein in Kloster Niedernburg, studierte in München Kommunikationswissenschaften, bayerische Geschichte und Politische Wissenschaft, um dann für „Bild“ und den Bayerischen Rundfunk als Lokalreporterin zu arbeiten. Bald wurde die Münchner Messe auf sie aufmerksam, wo sie zur Leiterin der Stabsabteilung Öffentlichkeitsarbeit und Protokoll aufstieg. Für ihren Leistungswillen spricht, dass sie dort neben dem Beruf den Studienabschluss Magister Artium erreichte und mit dem Thema „Die Messe als Kommunikationsmedium – Öffentlichkeitsarbeit und Werbung einer Messegesellschaft“ promovierte.

Weishäupl wurde in der letzten Zeit vorgeworfen, zu viel für die Wiesn und zu wenig für die übrige Münchner Kultur getan zu haben. Sie argumentiert hingegen pfiffig: „90 Prozent der Tätigkeit des Tourismusamts gelten der Kultur, 60 Prozent aller Touristen kommen wegen der Kultur und schließlich ist die Wiesn Teil der Volkskultur.“ Der Slogan „München ist mehr“ gilt auch Musik, Museen, Schlössern sowie Sport und Einkaufen.

Das Münchner Tourismusamt hat unter Gabriele Weishäupl Vertretungen in den USA, Hongkong, Thailand, Singapur, Brasilien, Indien, Südkorea, in den Arabischen Golfstaaten und natürlich in China geschaffen, wohin Weishäupl bereits 1994 mit einer eigenen Präsentation reiste.

Weishäupl sah man stets in Bombenstimmung, sie engagierte sich überdurchschnittlich für ihr München: Auf dem Christkindlmarkt ließ sie eine Himmelswerkstatt für Kinder errichten. Auf dem Oktoberfest sorgte sie für den Ausschank auch nichtalkoholischer Getränke, die Schaffung einer ruhigen Familienzone, behindertengerechte Zugänge und eine Anlaufstelle für Frauen. Den „maßlosen“ Anstieg der Preise für eine Maß Bier jedoch konnte auch sie nicht stoppen: Ein Erreichen und sogar Überspringen der Unverschämtheitsgrenze von zehn Euro je Liter ausgeschenktem Bier erwartet sie bereits für dieses Jahr. Beim letzten Oktoberfest verlangten die Wirte in den Bierzelten dafür zwischen 8,70 Euro und 9,20 Euro.

Nun geht „Frau Oktoberfest“ in den Un-Ruhestand. Am 1. April gibt die 65-Jährige ihr Amt als Tourismus-Chefin auf.  Sie hat noch was vor: Gabriele Weishäupl übernimmt den Ausbau des Oktoberfestmuseums und bleibt zudem Vizepräsidentin des Deutschen Tourismusverbandes. Die Stadt sucht händeringend einen Nachfolger – per Zeitungsannonce . Norbert Matern/CR


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