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14.04.12 / Aids lähmt Entwicklung / Die Krankheit ist in Europa kaum noch relevant, in Afrika ist sie aber Problem der Massen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-12 vom 14. April 2012

Aids lähmt Entwicklung
Die Krankheit ist in Europa kaum noch relevant, in Afrika ist sie aber Problem der Massen

Den traurigen Rekord an HIV-Erkrankungen hält inzwischen in Afrika und der gesamten Welt das ohnehin von Armut und einer dramatischen Finanzkrise heimgesuchte Swasiland im südlichen Afrika. Geschätzte 40 Prozent der 1,4 Millionen Einwohner leiden unter der vor 30 Jahren entdeckten Immunschwäche Aids, Tendenz nach einer letzten Bestandsaufnahme 2011 weiter steigend.

Im übrigen Afrika, wo die Zahl der Neuinfektionen dank vermehrter Aufklärung seit 1997 um 26 Prozent zurückging, sind vor allem die Länder südlich der Sahara betroffen. Dort sind mit jährlich im Schnitt zwei Millionen Toten 75 Prozent aller Sterbefälle auf die epidemische Krankheit zurückzuführen. In der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen stieg die Todesrate um 62 Prozent, bei den 25- bis 44-jährigen verdoppelte sie sich.

Verglichen mit anderen Weltregionen sind diese Werte erschreckend. Nach Schätzungen der Regierung von Lesotho starben südlich der Sahara im Jahre 2006 25 Millionen Menschen an der Seuche, in Südostasien waren es im selben Zeitraum etwa acht Millionen, in Südamerika 1,7, in Nordamerika 1,4 und in Europa 0,75 Millionen. Bei den Neuinfektionen sind die Statistiken noch dramatischer: südliches Afrika 2,8 Millionen, West- und Mitteleuropa 22000, Nordamerika rund 43000, Südamerika 140000, Südostasien 860000. Die Organisation UNAIDS gab bekannt, dass weltweit 36 Millionen infiziert sind, davon fast drei Viertel in Afrika.

Uganda, früher als Hauptherd der Immunschwäche ausgemacht, zeigt dagegen dank Präventionsmaßnahmen eine sinkende Ansteckungsrate. Dazu gehört auch der vermehrte Gebrauch von Kondomen, wenngleich Papst Benedikt XVI. 2009 während seines Afrikabesuchs entgegen der starken Kritik von Unicef und Ärzte ohne Grenzen verkündete, dass Aids nicht mit Präservativen zu überwinden sei, im Gegenteil, sie würden das Problem nur verschlimmern. Er empfahl dagegen an der Wirklichkeit vorbei die heterosexuelle Ehe, Keuschheit und Enthaltsamkeit.

In den von ihm besuchten Ländern Angola und Kamerun lag zu diesem Zeitpunkt die Aidsrate bei 1,6 und 2,9 Prozent der Bevölkerung. Im Senegal, wo schon früh für Kondome geworben wurde, lag die Rate dagegen bei 0,5 Prozent. In Südafrika, das sich lange gegen die Verwendung von Präservativen ausgesprochen hatte, erreichte sie 11,7 Prozent. Mehr als zehn Prozent der Bevölkerung sind in Kenia (wo sich nach Aussagen des Roten Kreuzes ein neues gesundheitsbewussteres Denken durchsetzt), Malawi, Ruanda und Sambia, mehr als ein Viertel in Botswana, Namibia und Simbabwe infiziert.

Die zur Verfügung stehenden Medikamente reichen in Afrika, so eine medizinische Studie, noch nicht einmal für die Infizierten, geschweige denn, dass Vorsorge betrieben werden könnte. Im Juli dieses Jahres wird sich die bislang größte Aids-Konferenz in Washington mit dem heiklen Thema befassen. Allerdings warnen einige Mediziner und Biologen, dass gerade die Statistiken in Afrika nicht exakt den wirklichen Stand darstellten, da die Erfassungskriterien unterschiedlich und oft ungenau definiert seien und beispielsweise Fälle, in denen monatelanger Durchfall auftritt, ohne Test Aids zugeschrieben würden. Auch Mangelernährung und andere Probleme könnten Aids ähnliche Symptome hervorrufen.

Experten sehen neue Ansätze zur Heilung der Immunschwäche, die in etwa fünf Jahren greifen sollen. So jedenfalls dozierte der Münchener Internist Hans Jäger während der 14. Münchener Aids- und Hepatitis-Tage vergangenen Monat. Mit dem Krebsmittel „Vorinostat“ sei es gelungen, aus latent infizierten Zellen Viren freizusetzen, die dann von bekannten Medikamenten erreicht und vernichtet werden könnten. Schon jetzt könne mit dieser Methode die Ansteckungsgefahr auf beinahe Null gesenkt werden. Dieses Konzept „Prävention durch Therapie“ ermögliche vielen wieder ein normales Leben. Allerdings, und hier liegt für die armen Länder Afrikas der Schlüssel, müssten solche Maßnahmen bezahlbar sein.  Joachim Feyerabend


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