28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.04.12 / Und immer wieder winkt der Knebel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-12 vom 14. April 2012

Und immer wieder winkt der Knebel

Die Welt der Lilly Wong“, eine humoristische, wöchentlich erscheinende Satire zum Alltagsleben und dem politischen Geschehen Hongkongs, verschwand plötzlich von den Seiten der renommierten, englischsprachigen „South China Morning Post“. Ihr Herausgeber David Armstrong machte trotz einer Gewinnmarge von satten 52 Prozent wirtschaftliche Gründe dafür verantwortlich, in Wahrheit vermuten die Bürger darin das Bemühen Pekings, die Meinungsfreiheit abzuwürgen. Denn die kommunistische Partei versucht seit langem, die im Artikel 27 der Verfassung gewährte Pressefreiheit der insgesamt 50 täglich erscheinenden Gazetten einzuschränken. Alle Verlage der Sonderzone sind in privaten Händen, von den zahlreichen Rundfunkstationen ist nur eine öffentlich-rechtlich. Die Fernsehstationen sind ebenfalls privat, ihre Spielfilme werden auch auf dem Festland ausgestrahlt. Ausländische Zeitungen sind fast überall zu haben, auch ausländische TV-Programme erreichen die Hongkonger Bürger.

Gleichwohl gibt es eine Reihe von einschränkenden Verordnungen: Gegen die von Peking als unantastbar erachteten Ziele darf nicht verstoßen werden. Dazu gehört die Berichterstattung über Taiwan. Die privaten Printmedien müssen hart um die Gunst der Leser kämpfen und drücken deswegen das Niveau ihrer Berichterstattung. Das antikommunistisch ausgerichtete Magazin „Mad Dog Daily“ musste offiziell wegen geringer Verkaufszahlen eingestellt werden. 2003 kam es zur Demonstration von über einer halben Million Menschen, als ein neues Sicherheitsgesetz eingeführt werden sollte, das unter anderem die Abschaffung der Pressefreiheit zum Ziel hatte. Noch konnte es verhindert werden.           J.F.

 

Zeitzeugen

Deng Xiaoping – Der 1997 im Alter von 93 Jahren verstorbene Führer der Volksrepublik China wandelte sich im Verlauf seiner Karriere vom kommunistischen Hardliner zum marktorientierten Pragmatiker. Die Rückgabe von Hongkong nach 99 Jahren britischer Pacht wurde nach seiner Doktrin „Ein Land, zwei Systeme“ gestaltet, die Grundlage für die heute noch geltende Sonderverwaltungszone mit ihrem hohen Maß an Autonomie ist.

Christopher (Chris) Francis Patten – Der 68-jährige, konservative, englische Politiker, der seit 2011 Vorstandschef des BBC-Trusts ist, war der letzte Gouverneur der britischen Kronkolonie, bevor sie 1997 an das Mutterland China angeschlossen wurde. Einen angebotenen Adelstitel lehnte er ab, da das die Aufgabe seiner politischen Karriere bedeutet hätte. Um die Jahrtausendwende war er Mitglied der Europäischen Kommission.

Joseph Lau – Der 61-jährige Vater von fünf Kindern gilt als einer der exzentrischten Milliardäre auf dem Hongkonger Finanzparkett. Sein mit Immobilien verdientes Vermögen wird auf 6,5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Damit liegt der Vize-Chef der „Chinese Estates Group“ allerdings erst auf Platz 5 der Reichen in der ehemaligen britischen Kronkolonie. Lau besitzt neben einer weltberühmten Rotwein-Kollektion mehrere Yachten und Flugzeuge. Das Van-Gogh-Gemälde „Te Popoi“ ersteigerte er bei Sotheby’s für über 39 Millionen US-Dollar. In Spielerparadiesen verzockte er schon mal an einem Abend ein paar Millionen.

Chu Lam Liu – Mit einem Ver-mögen von 2,1 Milliarden Dollar gehört die 42-Jährige zu den sie-ben reichsten Frauen auf dem Globus. Sie darf als Prototyp der chinesischen, erfolgreichen Geschäftsfrau gelten, deren Vertreterinnen seit der Hinwendung zum kapitalistischen Marktsystem in der Volksrepublik (ganz ohne Frauenquote) nur so aus dem Boden sprießen.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren