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14.04.12 / Zukunftstechnologie am Ende / Vorzeigebetriebe der Solarbranche sitzen in der Förderfalle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-12 vom 14. April 2012

Zukunftstechnologie am Ende
Vorzeigebetriebe der Solarbranche sitzen in der Förderfalle

Seit dem 1. April muss die lange subventionsverwöhnte Solarbranche mit weniger Geld vom Bund auskommen. Monate vor Inkrafttreten der Kürzung kriselte es bereits in der Branche, ein Zeichen dafür, dass viele Firmen falsch kalkuliert hatten. Nach Kurzarbeit bei First Solar in Frankfurt an der Oder, einer 162 Millionen Euro schweren Negativbilanz bei Conergy und der Pleite von Q-Cells, einst weltgrößter Hersteller von Solarzellen, ist nun Odersun insolvent. Eine Zukunftstechnologie verabschiedet sich.

Zu den Argumenten für die Energiewende gehört die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Zumindest in der Herstellung von Solarmodulen zeigt sich europaweit, wie voreilig diese Annhame ist. Die Herstellung einfacher, ja selbst technisch ausgereifterer Solarmodule wandert verstärkt nach China ab. Ende März übernahm die China Sunergy Company Ltd. im Rahmen einer Kooperation die Produktion von Photovoltaik-Modulen „Made in France“, die nun noch stärker von fernöstlicher Zulieferung abhängt. Auch deutsche Betriebe stehen auf der Einkaufsliste chinesischer Firmen. Das Konstanzer Unternehmen Sunways wurde im Januar vom chinesischen Großkonzern LDK Solar übernommen. Gerade im Bereich dünnschichtiger Module, in dem First Solar und Odersun arbeiten, wird seit Jahren Wachstum erwartet. Aktuell rechnet das US-Martkforschungsunternehmen NPD Solarbuzz Inc. für 2012 weltweit mit gut 13 Prozent Wachstum im Photovoltaik-Markt.

Von dieser enormen Nachfrage profitieren Brandenburgs Solarwerke aber kaum. Zu lange haben sie weitere Spezialisierung unterlassen, die Entwicklung der Kosten am Standort Deutschland durch die rosarote Förderbrille gesehen. So griff die Landesregierung zuletzt Odersun mit Beihilfen und Bürgschaften unter die Arme. Der Betrieb habe bisher aber kaum nennenswerten Umsatz erwirtschaftet, kritisieren jetzt Oppositionspolitiker. Unklar ist, wie es zur jahrelangen millionenschweren Förderung des Unternehmens durch das Land kam und was dafür den Ausschlag gab. Allein 2010 bezogen nämlich die Vorstände der Firma 1,66 Millionen Euro, während der Ertrag aus dem Verkauf lediglich 214000 Euro ausmachte. Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christophers (Linke) verteidigt seine Förderpolitik: Weder „Untreue oder Geschäftsführergehälter“ seien dafür ausschlaggebend, allein die 260 Arbeitsplätze bei Odersun. Der CDU-Wirtschaftsexperte Dierk Homeyer spricht indes von einem Skandal, dass „mit Landesgeld faktisch die Vorstandsbezüge und Gehälter“ honoriert worden seien. Erst im Dezember 2011 gab Odersun dem Land einen kurzfristigen Bedarf von acht Millionen Euro bekannt. Als die Firma schon im Januar die Löhne nicht mehr zahlen konnte, genehmigte Christophers zu diesem Zweck weitere drei Millionen Euro. Das Ende kommt laut Opposition nicht überraschend: Seit Jahren weist der Betrieb teils zweistellige Fehlbeträge aus. Laut Christophers können Brandenburgs Solarproduzenten allein mit bisherigen Modulen den Wettbewerb mit Asien kaum gewinnen. Sie benötigten Systemangebote, eine Spezialisierung auf Dienstleistungen und Wiederverwertungstechnik, so der Minister.         SV


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