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14.04.12 / Wir backen uns die Wirklichkeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-12 vom 14. April 2012

Wir backen uns die Wirklichkeit
von Rebecca Bellano

Irgendwie ist schon alles so unsagbar gut gemeint, dass zu befürchten ist, dass auch das Projekt zu einem Desaster wird. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Zumindest stehen aber die Dreharbeiten der mit 270000 Dollar vom deutschen Auswärtigen Amt geförderten afghanischen Krimiserie „Kommissar Amanullah“, die das Ansehen der dortigen Polizei fördern soll, unter keinem guten Stern.

Ein Grund dürfte der Umstand sein, dass Afghanistan offenbar noch nicht so offen und demokratisch ist, wie unsere Politiker sich das erhofften. Als die afghanische Schauspielerin und selbsternannte Regisseurin Saba Sahar mit viel Enthusiasmus aber wenig Freunden im Machtapparat ihres Heimatlandes auf die Idee kam, eine Krimiserie über einen loyalen, smarten und mutigen afghanischen Kommissar zu drehen, fand sie schnell Unterstützer bei den westlichen Politikern, die ihr Land bereisten. Bis 2014 wollen diese ihre Soldaten abgezogen haben und bis dahin soll Afghanistan so demokratisch wie möglich sein. Da es aber ein offenes Geheimnis ist, dass die knapp 150000 afghanischen Polizisten mindestens so korrupt sind wie die sie regierenden Politiker um Hamid Karzai und zudem ungleich gewaltbereiter, ist das Image der „Gesetzeshüter“ in der afghanischen Bevölkerung durchaus ausbaufähig. Und da westliche Politiker meinen, Sahar verkörpere die moderne afghanische Frau, unterzeichnete das Auswärtige Amt im Dezember 2011 einen Vertrag mit ihrer Produktionsfirma.

Aus deutscher, politisch-korrekter Perspektive hörte sich das Skript auch klasse an: Ein gutaussehender Kommissar, der kein Schmiergeld nimmt, nicht foltert, Mörder, Attentäter und korrupte Kollegen jagt und zudem noch eine Frau als Vorgesetzten hat, die er absolut akzeptiert, da er für Gleichberechtigung ist. Dass ein Kommissar, der derart fern der Realität ist, von den afghanischen Fernsehzuschauern akzeptiert und als Vorbild gesehen wird, ist stark zu bezweifeln, schließlich lässt sich nicht jedes besiegte Volk so leicht umerziehen wie die Deutschen.

Zumindest Sahar wird in Afghanistan bestenfalls toleriert, nicht akzeptiert. Bei der Scheidung erhielt ihr Mann das Sorgerecht für die drei Kinder, da Sahar in der afghanischen Gesellschaft als Schauspielerin und Regisseurin ähnlich viel Wertschätzung erhält wie Huren. Zumindest der Chef der Polizeistation, in der die Serie gedreht wird, hat keinerlei Respekt vor der finanziell gut ausgestatteten Filmemacherin, so dass er ihr tagelang den Zutritt verwehrte. Trotz offizieller Drehgenehmigung sah der Chef von 600 Polizisten nicht ein, dass da Filmleute die Möbel in einigen Räumen verrücken, Zigarettenkippen zurücklassen und seinen Männern, so sie denn als Statisten auserwählt sind, Befehle geben.


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