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14.04.12 / Hoffnungskeim für Heimatstuben / Reges Interesse junger Menschen an Tagung: Generationswechsel schafft neue Perspektiven

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-12 vom 14. April 2012

Hoffnungskeim für Heimatstuben
Reges Interesse junger Menschen an Tagung: Generationswechsel schafft neue Perspektiven

Die Teilnehmerzahl an der  Tagung der Heimatstubenbetreiber im Haus Schlesien in Königswinter war hoch, das Programm interessant, die Stimmung gut, der Gesprächs- und Informationsbedarf riesig. So könnte man das Fazit der nunmehr vierten Tagung „Beratung der Betreiber und Leiter schlesischer Heimatsammlungen“ kurz umreißen. Die Begegnung im Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde im Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott gab den Tagungsteilnehmern auch diesmal reichlich Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und  vermittelte praktische Anregungen für die museale Arbeit. Hervorzuheben ist vor allem, dass einige jüngere Vertreterinnen und Vertreter der Heimatsammlungen anwesend waren, die die Stafette erst kürzlich von ihren Vorgängern übernommen haben. Die Berichte und Wortmeldungen der motivierten „Neuen“ haben sicherlich dafür gesorgt, dass die zum Teil etwas betagteren Heimatstuben-Leiter neue Perspektiven für ihre Einrichtungen erkannten. Es gilt nämlich nach wie vor, dass die Sammlungen mit historisch wertvollen Dokumentations- und Erinnerungsstücken zur Kultur, zum Alltagsleben sowie zu Persönlichkeiten aus den Herkunftsgebieten soweit wie möglich an ihren Entstehungsorten belassen werden sollen. Deshalb wurde im Jahre 2010 das vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderte Projekt zur Unterstützung der schlesischen Heimatsammlungen im Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde in Königswinter-Heisterbacherrott ins Leben gerufen. Aktuelle Informationen zum Projekt sowie praktische Anregungen für die Museums- und Kulturarbeit boten von Seiten des Gastgeberhauses Nicola Remig, die Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums für schlesische Landeskunde, sowie Dorothee Herbert, wissenschaftliche Projektmitarbeiterin, und Silke Findeisen, Mitarbeiterin am Haus Schlesien. Themenschwerpunkte waren die finanzielle Förderung, fachkundige Hilfe zur modernen Präsentationstechnik und zur Wertermittlung sowie ein Maßnahmenkatalog bei Raumkündigung oder bei Betreuungsnotstand.

Maike Trentin-Meyer, Direktorin des Deutschordensmuseums in Bad Mergentheim, stellte den Tagungsteilnehmern unter dem Motto „Angewandte Museumsdidaktik für schlesische Heimatsammlungen“ die Höhepunkte der fürstlichen Räume in der Mergentheimer Residenz vor.

Im Mittelpunkt der jüngsten Begegnung der Heimatstubenbetreiber stand neben den Fördermöglichkeiten zur Unterstützung kleiner musealer Einrichtungen auch die Suche nach geeigneten Nachfolgern in der ehrenamtlichen Betreuungsarbeit. Unter dem Motto „Gesucht, gefunden!“ gab es eine Diskussionsrunde, in der die Anwesenden über Aktionen zum Heranziehen engagierter Nachfolger in der ehrenamtlichen Betreuungsarbeit berichteten. Zu den neuen, „gefundenen“ Vertretern der Nachfolge-Generation, die bei der Tagung in Königswinter über ihre Bemühungen um die Fortführung der Kulturtradition der Landsmannschaften berichteten, gehörten neben Sandra Dzyuballa und Heribert Reif vom Heimatbund Kreis Freystadt aus Dortmund, Gisela Scholl-Wegner von der Landsmannschaft Schlesien Kreisgruppe Leverkusen und der Ostdeutschen Heimatstube im Haus Ratibor/Leverkusen sowie Winfried Püschel von der Heimatstube Bolkenhainer Burgenland aus Borken. Der in München geborene Winfried Püschel, der seit eineinhalb Jahren im Vorstand der Heimatstube in Borken tätig ist, verriet in seinem Vortrag, wie er über Nachforschungen zum Herkunftsort seiner Eltern die ersten Kontakte zur Bolkenhainer Heimatstube und dem Bundesvorsitzenden der Heimatgruppe, Hans Jochen Meier, knüpfte. Bei der nächsten Tagung will Püschel über seine Erfahrungen mit dem „Neuanfang“ der Heimatstube berichten, die derzeit den Umzug in größere Räume im VHS-Haus vorbereitet.

Petra Spandau, Mitarbeiterin des Landesbeauftragten für Vertriebene und Flüchtlinge im Niedersächsischen Innenministerium Rudolf Götz, hat bei dieser Gelegenheit über die Kulturförderung des Landes Niedersachsen „Möglichkeiten und Perspektiven für die Betreiber und Leiter von Heimatsammlungen referiert. „In Niedersachsen gibt es nach letztem Stand mehr als 90 Heimatstuben oder Heimatsammlungen der Flüchtlinge, Vertriebenen und Aussiedler“, betonte Petra Spandau und fügte hinzu: „Bei den niedersächsischen Heimatsammlungen handelt es sich überwiegend um schlesische Sammlungen, weil die meisten heimatvertriebenen Schlesier in Niedersachsen eine neue Heimat fanden.“

Die Referentin sprach auch über die Vorbereitung einer Broschüre, die das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport in Zusammenarbeit mit demBundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) und dem Museumsverband Niedersachsen und Bremen e.V. unterstützt. Die Publikation, die voraussichtlich im Sommer in Druck geht, zeigt die wesentlichen Ergebnisse der Erfassung der Kulturgüter in den niedersächsischen Heimatsammlungen sowie Lösungswege für in Not geratene Einrichtungen auf. Informiert wurde desweiteren darüber, dass seit Januar dieses Jahres für die Haushaltsjahre 2012 und 2013 über das Ministerium für Kultur des Landes Niedersachsen projektbezogene Mittel für Heimatsammlungen und kleine Museen in Niedersachsen beantragt werden können. Dieter Göllner


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