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21.04.12 / »Herkules« wird restauriert / Alte Skulpturen erfreuen sich großer Beliebtheit − Cauer-Figuren wiederentdeckt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-12 vom 21. April 2012

»Herkules« wird restauriert
Alte Skulpturen erfreuen sich großer Beliebtheit − Cauer-Figuren wiederentdeckt

Der Bildhauer Stanislaus Cauer hat auf seinem Gebiet in Königsberg eine Ära geprägt. Das haben auch die heute dort Lebenden erkannt. Seit einigen Jahren werden noch erhalten gebliebene Plastiken von ihm restauriert. Aktuell soll die Herkules-Skulptur, welche die Schleu­se des Hammerteichs ziert, vor dem Verfall gerettet werden.

Seit mehreren Jahren haben sich einige besonders aktive Kulturschützer in Königsberg auf die Fahne geschrieben, das Werk des berühmten Bildhauers Stanislaus Cauer zu restaurieren und so vor dem Verfall zu schützen. Der Künstler war ab 1907 Professor für Bildhauerei an der Königsberger Kunstakademie und hat einige Jahrzehnte in der Pregelmetropole gewirkt. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Werke, die Denkmäler, Brunnen und Straßen zierten. Aus dieser Vielzahl sind jedoch nur noch wenige erhalten geblieben.

Zunächst erblickten Cauers „Putten“ nach langen Restaurierungsarbeiten von Spezialisten aus St. Petersburg erneut das Licht der Welt. Heute können die Besucher des Ozeanmuseums das Ergebnis in Augenschein nehmen. Hinter dem Brunnen steht eine Reihe weiterer Skulpturen wie „Nach dem Bade“ aus weißem Marmor, die der Künstler in den Jahren 1905/1906 schuf und dann von Berlin nach Königsberg brachte.

Lange Zeit stand die Skulptur unter freiem Himmel im Hof des Hauses der Künstler gegenüber dem Puppentheater. Seit ihrer Restaurierung befinden sich die Originale in der Königsberger Künstlergalerie.

Vor kurzem wurde eine weitere berühmte Arbeit Cauers als restaurierungswürdig eingestuft, es handelt sich um die Skulptur „Herkules“. Das Kulturdenkmal steht auf der „Liste der zu schützenden Objekte des kulturellen Erbes mit regionaler Bedeutung“. Die Herkules-Skulptur aus Muschelkalk entstand in den Jahren 1912/1913. Sie schmückte die Schleuse des Hammerteichs. Heute ist es der Ort, an dem der Hammerweg [Prospekt Mira] endet und die Straße Rathslinden [Bassejnaja] beginnt.

Die Schleuse befindet sich im Augenblick in einem für den Straßenverkehr gefährlichen Zustand. Deshalb ist eine Sanierung dringend notwendig geworden. Der Teil zwischen der Brücke und der Straße ist sogar vom Einsturz bedroht. Der Putz bröckelt zwar schon seit langem ab und die Stützmauern sind vom Verfall bedroht, aber jetzt ist das Fundament der Straße in Gefahr. Weil die Schleusenmauern nun dringend repariert werden müssen, geriet auch die Cauer-Skulptur wieder in Erinnerung.

Die Rekonstruktionsarbeiten sollen schrittweise in mehreren Etappen erfolgen. Zunächst werden die Wände stückweise abgetragen, später dann die Treppen. Danach sollen Bauarbeiter und Restaurateure versuchen, die Ziegelsteinmauer aus der Vorkriegszeit zu befestigen. Nach Fertigstellung der Vorarbeiten wird die Herkules-Skulptur endgültig wieder hergestellt werden.

Bleibt zu hoffen, dass die Figur nachher nicht das gleiche Schicksal ereilen wird wie das Denkmal für die „Liquidatoren der Folgen der atomaren Katastrophe“, für das erst im vergangenen Jahr sechs Millionen Rubel (rund 155000 Euro) aus dem Haushalt der Stadt zur Verfügung gestellt worden waren. Es sollte das Andenken an 3000 Menschen ehren, die 1986 ins havarierte Atomkraftwerk nach Tschernobyl gefahren waren, um die Folgen der Katastrophe zu bekämpfen. Es wurde auf dem Deutschordensring [Gwardejskij Prospekt] aufgestellt und schon jetzt sind erste Verfallsspuren zu sehen. Der Grund ist ein völlig banaler: Eile und eine gleichgültige Haltung seiner Erbauer gegenüber ihrer Arbeit lassen Denkmäler moderner Bauart schon nach kurzer Zeit wieder verfallen.  Jurij Tschernyschew


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