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21.04.12 / Britisches Flair in hanseatischem Ambiente / Wo einst die Hamburger Windenwärter wohnten, ist inzwischen der Tee zuhause

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-12 vom 21. April 2012

Britisches Flair in hanseatischem Ambiente
Wo einst die Hamburger Windenwärter wohnten, ist inzwischen der Tee zuhause

Besonders sollte es sein und wie ein kleiner Kurzurlaub erscheinen. Der Suchmodus im Internet hilft beim Finden und bietet einiges an, so unter anderem: High Tea im Wasserschloss in der Hamburger Speicherstadt. Dort, wo zu Beginn des 20. Jahrhunderts Windenwärter und -wächter wohnten und ihre Werkstatt hatten und wo bis vor kurzem die NDR-Kinderserie „Die Pfefferkörner“ gedreht wurde, ist seit Herbst 2011 ein Restaurant mit Teekontor untergebracht, so dass sich nicht mehr nur Touristen auf der Suche nach einem eindrucksvollen Fotomotiv vor das Gebäude begeben. Auch drinnen hat das architektonisch ansprechende Gebäude seinen Reiz. Eine rustikale, aber zugleich moderne Inneneinrichtung integriert die besonderen Eigenschaften des Gebäudes in ein gemütliches Gesamtbild, so dass selbst die nicht ganz günstigen Preise durch die einmalige Atmosphäre zu verschmerzen sind.

Tee- und England-Experten können sich allerdings darüber streiten, ob es sich bei der unter dem Namen „High Tea“ angebotenen Verköstigung vielleicht doch eher um Afternoon Tea oder Royal Tea handelt. Fakt ist, dass sich bereits über die Definition ringen lässt. Die Idee des Afternoon Tea soll entstanden sein, als die Herzogin von Bedford, die eine Hofdame der britischen Queen Victoria (1819–1901) war, sich wegen starken Hungers zur Überbrückung der langen Zeit zwischen Mittags- und Abendmahl, das bei Hofe so gegen 21 Uhr eingenommen wurde, eine Zwischenmahlzeit am Nachmittag einfallen ließ. Und so lud sie zu Tee mit Sandwiches. Diese Idee soll vielen bei Hofe so gefallen haben, dass sie von immer mehr Briten übernommen wurde.

Ob die andere Bezeichnung High Tea nun daher kommt, dass sie ebenfalls aus dem Adel stammt oder daher, dass Arbeiter während der Industriellen Revolution nach einem langen Arbeitstag ihren Tee stehend an einem hohen Tisch einnahmen, ist genauso umstritten wie die Frage, ob man High Tea bereits um 16, um 17 oder um 18 Uhr einnehmen sollte.

Dem Genießer mag es letztendlich egal sein, wie genau man das Servierte nennt. Da es gleich zu Beginn Tee mit Champagner oder wohl eher Champagner mit Tee gibt, könnte es sich aber auch um Royal Tea handeln. Auf jeden Fall vermitteln die Sandwiches mit Frischkäse und Gurken zu der Kanne mit dem selbst ausgewählten Tee britisches Flair und die Scones mit Frischkäse und Marmelade, gefolgt von hausgemachtem Schokoladenkuchen und Käsekirschkuchen schmecken königlich. Der alles abrundende kleine Obstsalat gibt zudem das Gefühl, auch was sehr Gesundes zu essen. Wer aber, da er in Hamburg ist, gar nicht britisch speisen will, für den gibt es auch Hamburger Labskaus mit Wachtelei und Rollmops. Ansonsten weisen neben leckeren, aber gewöhnlichen Gerichten wie Flammkuchen und Rumpsteak die Salat-Saucen auf den Schwerpunkt des Hauses, nämlich den Tee. Und so gibt es Gelber-Tee-Citrus-Dressing, Wasabi-Grün-Tee-Dressing oder auch Rotbusch-Tee-Fenchelsaat-Vinaigrette. Und wem das alles noch zu wenig Tee ist, der kann im traditionell eingerichteten Kontor im Tee in seinen vielfältigsten Variationen schwelgen und sich so viel wie das Herz begehrt – und das Portemonnaie zulässt – für den Teegenuss daheim kaufen.  Rebecca Bellano


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