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21.04.12 / Hort gewaltbereiter Autonomer / Hausbesetung der »Roten Flora« ist Beispiel für Versagen der Politik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-12 vom 21. April 2012

Hort gewaltbereiter Autonomer
Hausbesetung der »Roten Flora« ist Beispiel für Versagen der Politik

Zu den aktivsten linksautonomen Zentren Europas zählt die „Rote Flora“ im Hamburger Stadtteil Sternschanze, deren hoher Bekanntheitsgrad auf ihre häufige mediale Präsenz zurückzuführen ist. Anlass dafür waren in der Vergangenheit meist die von dem Flora-Gebäude ausgehenden gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Im November 1989 hatten Aktivisten der autonomen Szene das historische Flora-Theater besetzt, als dessen Umbau zu einem Musical-Theater geplant war. Zur Räumung war die Polizei zwar in der Lage, aber angesichts der Erfahrungen mit der Hafenstraße im Jahr 1987 schien der Preis zu hoch zu sein, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Da die Stadt Hamburg die Immobilie 2001 an einen Investor verkaufte und dieser den Zustand duldete, nutzten und nutzen die Autonomen den Gebäudekomplex seitdem formell legal. Im „autonomen besetzten kulturzentrum“ „Rote Flora“ gibt es für Aktivisten und Sympathisanten nach wie vor Wohn- und Freiraum, Essen in der „Volxküche“ und eine Werkstatt. Hinzu kommt ein Konzert- und Theaterprogramm. Eingebunden in ein Umfeld der Subkultur fungiert der Ort als Ideenschmiede verschiedener autonomer Gruppen und Einzelpersonen, die sich selbst als antifaschistisch, antideutsch, antidemokratisch oder auch antisexistisch bezeichnen. Die von den Flora-Vertretern herausgegebene Zeitschrift „Zeck“ zählt der Verfassungsschutz  zu den Medien des gewaltbereiten linksextremistischen Spektrums.

Welche politischen Funktionen die „Rote Flora“ erfüllt und welche Wirkungen bisher von ihr ausgingen, untersuchte der im Hamburger Polizeidienst tätige Politik- und Rechtswissenschaftler Carsten Dustin Hoffmann im Rahmen seiner Dissertation mit dem Titel „‚Rote Flora‘. Ziele, Mittel und Wirkungen eines

linksautonomen Zentrums in Hamburg“. Die von der TU Chemnitz angenommene Promotionsschrift erschien 2011 in der Reihe „Extremismus und Demokratie“. Von den Herausgebern Uwe Backes und Eckhard Jesse als Pionierleistung auf dem Forschungsfeld der Autonomenbewegung bezeichnet, bietet die ertragreiche und ausnehmend gut geschriebene Studie anhand dieses Beispiels eine Art Bestandsaufnahme der Ideologien und Strukturen autonomer Akteure, deren Hauptziel erklärtermaßen der „Sturz des Systems“ ist. Der Autor lässt gegenüber diesen Positionen eine kritische Haltung erkennen, ohne jedoch den Grundsatz der sachlichen Argumentation hintanzustellen. Sein abschließendes Urteil lautet: Die „Rote Flora“ ist ein Ergebnis des Politikversagens. Auch gäbe es noch viel Forschungsbedarf.

Hoffmann ordnet die „Rote Flora“ mit Einschränkungen dem harten Extremismus zu. Leider erfährt man in dem Buch nichts Näheres über die tonangebenden, überwiegend jungen Protagonisten der „Roten Flora“, die sich, trotz hoher personeller Fluktuation, weiterhin „an der Ideologie des Anarchismus (orientieren), deren Umsetzung die Ausschaltung sämtlicher demokratischer Institutionen erfordert“. Derzeit ist die „Rote Flora“ wieder im Gespräch, weil der Besitzer die Immobilie verkaufen möchte. Hierzu muss die Stadt ihr Einverständnis erteilen. Die einzig verantwortbare Lösung sei der Rückkauf des Gebäudes durch die Stadt, meint Hoffmann.           Dagmar Jestrzemski

Karsten Dustin Hoffmann: „,Rote Flora‘. Ziele, Mittel und Wirkungen eines linksautonomen Zentrums in Hamburg“, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2011, 402 Seiten, 59 Euro


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