© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-12 vom 28. April 2012

Mit Hollande den Bach runter
Le-Pen-Wähler setzen aufgrund bizarrer Motive auf den Sozialisten

Nach der ersten Runde der Präsidentenwahl in Frankreich prophezeien die Umfrageinstitute für die Stichwahl am 6. Mai dem Sozialisten François Hollande den Sieg, weil die Stimmenübertragungen von den linken Parteien, darunter von der Front de Gauche (11,1 Prozent bei der ersten Runde), Hollande zu 85 bis 90 Prozent sicher seien, während es auf dem rechten Flügel des Parteienspektrums für Nicolas Sarkozy nicht so günstig aussehe.

Am Wahlabend trumpften die Sarkozy-Anhänger damit auf, dass mit dem starken Ergebnis von Marine Le Pen vom Front National (FN) ein Rechtsruck eingetreten sei und dass die Gesamtmenge der rechten Stimmen diejenige der vereinigten Linken überrage. Rein arithmetisch stimmt das. Zumal der als Volkstribun erfolgreiche Führer der Linksfront, Jean-Luc Mélenchon, nicht die vorausgesagten 15 Prozent der Stimmen erhielt. Eine linke Dynamik ist also nicht entstanden.

Aber ein Zusammengehen der FN und der UMP ist ausgeschlossen. Für die Führung der FN bleibt die gemäßigte Rechte der Hauptgegner, denn sie will die treibende Kraft im rechten Lager werden. Wie werden sich aber die Anhänger der FN verhalten? Laut Umfragen der Institute würden nur 50 Prozent der „Lepenisten“ Sarkozy aus Angst vor dem Kommunismus wählen, während 25 Prozent von ihnen zu Hollande hinüberlaufen. Sarkozy müsste mindestens noch 20 Prozent von ihnen dazubekommen. Aus Kreisen der FN hört man jedoch, dass eine große Zahl der „Lepenisten“ für Hollande stimmen wird, denn sie denken, dass Frankreich mit Hollande viel schneller als mit Sarkozy den Bach heruntergeht, so dass die Front National dann gerufen wird, um das Vaterland zu retten. Jean-Paul Picaper