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28.04.12 / Chaos, Korruption und Frust / In vier Jahren privatisierte und schloss die Treuhand DDR-Betriebe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-12 vom 28. April 2012

Chaos, Korruption und Frust
In vier Jahren privatisierte und schloss die Treuhand DDR-Betriebe

Im Grunde kennt sich die Bundesrepublik Deutschland bereits mit milliardenschweren Rettungsschirmen aus. Schon gut zwei Jahrzehnte vor Banken- und Euro-Krise brauchte der Bund dringend 100 Milliarden D-Mark, was damals etwa einem Viertel des Bundeshaushaltes entsprach. Benötigt wurde das Geld, damit die Treuhand ihren über vier Millionen Angestellten Gehälter zahlen und den Ankauf von Rohstoffen und Materialien für die weitere Produktion bezahlen konnte.

Mit dem Ende der DDR übernahm die Bundesrepublik Deutschland die noch in der Spätphase der DDR gegründete Treuhand. Ziel der Treuhand, unter deren Dach alle Volkseigenen Betriebe zusammengeführt worden waren, war die Privatisierung der etwa 10000 Unternehmen. Die Idee der Treuhand war an einem Runden Tisch von Wissenschaftlern erdacht worden. Doch was aus ihrer Idee wurde, bedauern sie in „Der deutsche Goldrausch. Die wahre Geschichte der Treuhand“ von Dirk Laabs. Der Journalist hat Zeitzeugen über Gründung, Arbeit und Ende der Treuhand befragt und dabei eine Chronik des Chaos erstellt.

Ziel der Erfinder des Treuhand-Gedankens war es, dass jeder DDR-Bürger Anteile an der Industrie-Holding Treuhand erwerben könne, damit das Volkseigentum auch weiter Volkseigentum bleibe. Doch erstens bedachten die Wissenschaftler nicht, dass in der DDR gar nicht genügend Vermögen vorhanden war, um die technisch veralteten Ost-Betriebe zu sanieren und wettbewerbsfähig zu machen, und zweitens hatten sie nicht einkalkuliert, dass der Westen dafür, dass er auf dem Gebiet der überschuldeten DDR seine stabile D-Mark zu einem unrealistischen Kurs einführt, auch Sicherheiten will. DDR-Parlamentarier wie Günter Nooke warnten zwar vor den Folgen, da aus ihrer Sicht die Eigentumsfragen bezüglich der Treuhand nicht geklärt war, aber am Ende stellte sich heraus, dass es gar nicht viel Eigentum zu verteilen gab.

Innerhalb kürzester Zeit wurden der Treuhand von westlichen Firmen die Sahnestücke der DDR-Betriebe entrissen und oft unter Verlust von Standorten und Arbeitsplätzen zerlegt. Derweil versuchte sich die Treuhand noch einen Überblick zu verschaffen, welche Betriebe es gab und wie deren Kapitalbedarf aussah. Da aber die Arbeiter mit D-Mark bezahlt werden mussten, Osteuropa wegen der Umbrüche in der Region als Kunde ausfiel und die DDR-Betriebe untereinander ihre Rechnungen nicht mehr beglichen, musste sofort ein Rettungsschirm her, um die Liquidität zu gewährleisten. Politische Ränkespiele, Korruption, Fehleinschätzungen und Desinteresse erschwerten die Arbeit der Treuhand weiter. Zeitweise meldeten sich wöchentlich 40000 DDR-Arbeiter arbeitslos, weil ihre Betriebe mangels Zukunftsperspektive geschlossen werden mussten. Als die Treuhand 1994 selbst aufgelöst wurde, stand ein Verlust in Höhe von 245 Milliarden D-Mark Einnahmen in Höhe von 34 Milliarden gegenüber. Zudem waren Zehntausende von Industriearbeitsplätzen verschwunden. Bel

Weitere Informationen: „Der deutsche Goldrausch. Die wahre Geschichte der Treuhand“ von Dirk Laabs.


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