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28.04.12 / Illegal auf D-Mark-Jagd

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-12 vom 28. April 2012

Illegal auf D-Mark-Jagd

So mancher DDR-Bürger war 1989 überzeugt, dass es sich um eine Verleumdung des Westens handeln müsse. So sollte eine DDR-Behörde namens „KoKo“ selbst illegale Waffengeschäfte getätigt haben, um an begehrte Devisen zu kommen. Zur Desillusionierung vieler stellte sich dann aber heraus, dass es „KoKo“ wirklich gegeben hat und zwar sogar seit 1966. Der richtige Name der vom Oberst der Staatssicherheit Alexander Schalck-Golodkowski geführten, formal dem Ministerium für Außenhandel, real aber dem Zentralkomitee der SED unterstellten Behörde lautete „Kommerzielle Koordinierung“, kurz eben „Koko“.

Da der Außenhandel der DDR selber nicht genügend Dollar und D-Mark einbrachte, um benötigte Waren in diesen Währungen zu bezahlen, musste sich der im Auftrag von DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker agierende Schalck-Golodkowski etwas einfallen lassen. Um Rohstoffe, aber auch die von den SED-Oberen geforderten Luxusgüter zu erwerben, koordinierte der Oberst die meisten der im West-Ost-Geschäft tätigen DDR-Betriebe. Zugleich rief er aber auch zahlreiche SED-Tarnfirmen im Westen ins Leben, die im Interesse der DDR handelten und ganz nebenbei die kommunistische DKP in der Bundesrepublik finanzierten. Zudem gab es die Intershops, in denen es West-Waren für West-Währung gab, und das Versandhaus Genex, bei dem West-Bürger für ihre Verwandten im Osten Geschenke bestellen konnten, die sie ebenfalls in West-Währung bezahlen mussten.

Ähnlich erfindungsreich, moralisch aber fragwürdig waren die Freilassungen politischer Häftlinge gegen D-Mark und Geschäfte mit unter westlichen Sanktionen leidenden Ländern der Dritten Welt, die Waffen gegen West-Geld erhielten. Bel

 

Zeitzeugen

Detlev Karsten Rohwedder – Zwar hatte der Jurist bereits den Dortmunder Stahlkonzern Hoesch erfolgreich saniert und war 1983 vom „Manager Magazin“ zum „Manager des Jahres“ ernannt worden, doch mit dem Vorsitz der Treuhandanstalt übernahm der 1932 Geborene 1990 schlicht eine Position, in der man nicht alles richtig machen kann. Schließlich ging es darum, tausende DDR-Betriebe zu sanieren und zu verkaufen, so denn möglich, und sonst abzuwickeln. In jedem Fall wurden durch ihn Zehntausende arbeitslos. Zugleich übernahm er eine Behörde, die zu wenig Personal für ihre Aufgabe hatte. Während er versuchte, Wunder zu wirken, und unter der vielen Kritik samt Morddrohungen litt, machte jemand ernst: Am 1. April 1991 wurde Rohwedder in seiner Wohnung erschossen. Die Täter des der RAF zugeschriebenen Mordes wurden nie ermittelt.

Birgit Breuel – Die 1932 geborene Hamburger Kaufmannstochter und gelernte Einzelhandelskauffrau wechselte 1990 vom Amt der niedersächsischen Finanzministerin in den Vorstand der Treuhand. Nach Rohwedders Ermordung übernahm sie sein Amt, agierte aber weniger sozialverträglich und spielte westlichen Unternehmen in die Hände.

Egon Rumpel – Millionen D-Mark an Krediten ließ der damalige Sparkassenchef in Halle 1990 ohne Kreditwürdigkeitsprüfung an Geschäftsgründer auszahlen, die versprachen, ihr Geld in den neuen Bundesländern zu investieren. Schnell hatte sich Rumpels Zahlungsfreude im Westen bei Betrügern herumgesprochen, so dass insgesamt 434 Millionen D-Mark „verschenkt“ wurden. Rumpel, der noch im selben Jahr in Rente ging, war überzeugt, Halle auf einen guten Weg in die Marktwirtschaft geführt zu haben. Die Stadt konnte nur einen kleinen Teil des Geldes in Prozessen zurückerstreiten.

Ludwig Tränkner – Eigentlich hatte der Journalist, der für „Die Zeit“ und den „Stern“ geschrieben hatte, die Zeitungen der DDR unter der Aufsicht der Treuhand modernisieren wollen, doch als man ihm den Chefposten der Abteilung „Abwicklung“ anbot, nahm er diesen an. Unter seiner Regie wurden 1991 bis 1994 rund 3000 DDR-Betriebe abgewickelt. Für diesen Job erhielt Tränkner 400000 D-Mark Jahresgehalt. Für negative Schlagzeilen sorgte sein nicht ganz legales Gebaren beim Erwerb einer Villa der Treuhand am Zeuthener See.


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