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28.04.12 / Wo der Alte Fritz Ruhe und Erholung fand / Vor 265 Jahren wurde das Schloss »Sanssouci«, des Preußenherrschers »Lust-Haus zu Potsdam«, eingeweiht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-12 vom 28. April 2012

Wo der Alte Fritz Ruhe und Erholung fand
Vor 265 Jahren wurde das Schloss »Sanssouci«, des Preußenherrschers »Lust-Haus zu Potsdam«, eingeweiht

Die Jahre auf Schloss Rheinsberg waren die glücklichsten im Leben Friedrichs des Großen. Nach gescheiterter Flucht und der Anklage wegen „Hochverrats“ vom Vater wieder in Gnade aufgenommen, verbrachte der Kronprinz hier eine unbeschwerte Zeit im Kreis von geistreichen und amüsanten Freunden. Schon damals dachte er daran, ein Stück dieses sorgenfreien Lebens mitzunehmen, wenn er dereinst die Lasten der Königskrone tragen würde. Seinen Traum von einem „Sans souci“ sollte ihm einer der Rheinsberger Kameraden erfüllen: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff.

Wie die meisten Söhne des preußischen Adels war von Knobelsdorff zum Offizier erzogen worden. Als er an einem Lungenleiden erkrankte, schied er aus dem Militärdienst aus und widmete sich der Architektur und Malerei. Der Autodidakt wurde zum bedeutendsten Baumeister der friderizianischen Epoche. Gleich nach seinem Regierungsantritt ernannte ihn Friedrich zum „Surintendanten aller Königl. Schlösser, Häuser und Gärten (und) Directeur en chef’ aller Bauten in den sämtlichen Königl. Provinzen“.

So gewaltig wie der Titel waren auch die Aufgaben von Knobelsdorffs. Der rastlose König überhäufte ihn mit Arbeit, und es konnte ihm nie schnell genug gehen. „Faul ist er wie ein Artilleriepferd“, schimpfte er in einen Brief über seinen Leibarchitekten. Nach Aufträgen für das Forum Friderizianum und die Umgestaltung des Tiergartens betraute ihn Friedrich mit seinen Lieblingsprojekt: dem Bau eines „Lust-Hauses zu Potsdam“, genannt „Sanssouci“, auf einem Weinberg vor den Toren Berlins. Die ersten Skizzen dafür hatte der König schon in Rheinsberg zu Papier gebracht.

Friedrich war alles andere als ein bequemer Bauherr. Immer wieder gab es Missstimmungen zwischen ihm und dem Architekten. Von Knobelsdorff wollte das Rokoko-Schlösschen durch einen

Sockel erhöhen, um ihm optisch mehr Gewicht zu verleihen und es repräsentativer erscheinen zu lassen. Friedrich bestand auf einem ebenerdigen Gebäude ohne Kellergeschoss. Er wollte durch Terrassentüren direkt hinaus in die Natur treten können und änderte die Entwürfe rigoros. Der Eigensinn des Königs rächte sich. Besucher klagten darüber, dass es in dem „maison de plaisance“ ausgesprochen zugig und fußkalt sei. Ärzte begründeten Friedrichs Anfälligkeit für Erkältungen und sein Rheuma mit der mangelnden Isolierung des Schlosses.

Am 14. April 1745 wurde der Grundstein gelegt, zwei Jahre später, am 1. Mai, fand die Einweihung statt, obwohl noch nicht alle der zwölf Räume fertig waren. Friedrich beanspruchte ohnehin nur fünf im Ostflügel für sich. Die übrigen im Westflügel dienten als Gästezimmer für seine ausschließlich männlichen Besucher, denn „Sanssouci“ sollte auch „sans femmes“ sein. Der König lebte hier von April bis Ok-tober, je nach Witterung. War er im Krieg, hatte er nichts dagegen, dass sich interessierte Untertanen seine Wohnung anschauten.

Die Liebe zu Rheinsberg, das Friedrich „Remusberg“ nannte, spiegelt sich an vielen Stellen in „Sanssouci“ wider. Zu seinen Skizzen für die geschwungene Kolonnade mit 88 griechischen Säulen wies er an: „Corienthien, le reste comme à Remusberg“. Die Bibliothek erinnert in ihrer runden Form an das Turmzimmer auf Schloss Rheinsberg, die beiden Sphyngen sind denen in Rheinsberg nachgebildet. Bei der Ausstattung seines Sommerschlosses sparte der sonst so knauserige König nicht. Aus Carrara ließ er Marmor für Fußboden und Wände kommen, die Decken sind reich bemalt, die Wände verspiegelt und mit edlen Hölzern vertäfelt und die Böden mit Intarsien geschmückt, wie es das Rokoko verlangt.

Das 97 Meter lange und zwölf Meter hohe Bauwerk mit der grünen Mittelkuppel, die in goldenen Lettern die Inschrift „Sans, Souci“ trägt, war ganz auf die Bedürfnisse einer Person abgestimmt. Nur der unterkühlt wirkende Marmorsaal mit Säulen und Gesimsen und das reich geschmückte Empfangszimmer dienten repräsentativen Zwecken, während die königliche Wohnung mit Arbeits-, Schlaf- und Konzertzimmer im Ostflügel eine private Atmosphäre ausstrahlte. Friedrichs „privatissime“ war die Bibliothek mit raumhohen Fenstern und einem strahlenförmig gelegten Parkett. Der riesige Kamin – Friedrich verzichtete auf die damals üblichen Kachelöfen – machte den Lieblingsraum des Königs zu einem gemütlichen Lesekabinett. Die Glasvitrinen waren voll gestopft mit Büchern und bibliografischen Kostbarkeiten.

An warmen Tagen dinierte der König gern im Marmorsaal oder auf der Terrasse und genoss den Blick auf Wiesen, Rondelle und Wasserspiele des üppig mit Marmorstatuen und Büsten geschmückten Landschaftsparks. Den Tee nahm er mit seinen Gästen im chinesischen Teehaus, das 1754 bis 1759 entstand.

Friedrich wollte in seinem geliebten Lustschlösschen nicht nur leben, sondern auch begraben sein. Er verfügte: „Man bestatte mich in ,Sanssouci‘ auf der Höhe der Terrassen in einer Gruft, die ich mir habe herrichten lassen … Sterbe ich in Kriegszeiten oder auf der Reise, soll man mich am ersten besten Ort beisetzen und im Winter nach ,Sanssouci‘ an die bezeichnete Stätte bringen.“

Fast 40 Sommer, die Kriegsjahre ausgenommen, verbrachte der Alte Fritz in „Sanssouci“. Im Laufe der Zeit büßte das Schloss an Glanz ein. Der König hielt kostspielige Renovierungen für überflüssig. Nur das „Voltaire-Zimmer“, das der berühmte Literat und Philosoph von 1750 bis 1753 bewohnt und nach einem Streit mit dem König Hals über Kopf verlassen hatte, wurde nach dessen Abreise aufgefrischt. Vermutlich wollte Friedrich nicht mehr an den undankbaren Gast aus Frankreich erinnert werden.

Auch der Erbauer von „Sanssouci“ schied im Zorn aus dem Schloss. Zwischen ihm und dem König hatte es immer wieder Meinungsverschiedenheiten gegeben, denn von Knobelsdorff war kein Jasager wie andere in der Umgebung Friedrichs. Als von Knobelsdorff im Alter von 54 Jahren starb, besann sich Fried-rich dessen großer Verdienste und widmete ihm eine selbst verfasste Eloge, die er in der Akademie der Wissenschaften vortragen ließ. Gisela Groth


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