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28.04.12 / Palmnicken führt Beliebtheitsskala an / Seebäder Cranz und Rauschen fallen zurück − Investoren haben rechtzeitige Modernisierungen verschlafen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-12 vom 28. April 2012

Palmnicken führt Beliebtheitsskala an
Seebäder Cranz und Rauschen fallen zurück − Investoren haben rechtzeitige Modernisierungen verschlafen

Schon bald wird in den Seebädern an der Ostsee die diesjährige Badesaison eröffnet. Zwar wurden die Sturmschäden, die die Herbststürme verursachten, zum großen Teil beseitigt, doch gibt es noch viel zu tun. Die Seebäder Cranz und Rauschen bekommen zudem Konkurrenz.

Wie kann es gelingen, möglichst viele Touristen ins Königsberger Gebiet zu locken? Diese Frage beschäftigt dieser Tage auch die Politik. Das Augenmerk richtet sich vor allem auf die Infrastruktur in den Badeorten. Vor kurzem fand in Cranz eine Konferenz der Gebietsregierung statt, auf der geklärt werden sollte, inwieweit die Seebäder und ihre umliegenden Orte auf die diesjährige Badesaison vorbereitet sind. Daneben wurde auch über die langfristige Perspektive gesprochen.

Gouverneur Nikolaj Zukanow setzte als Ziel, schon in zwei Jahren 1,5 Millionen Touristen zu bewirten. Das wären dreimal mehr als im vergangenen Jahr. Den rosigen Plänen steht eine Realität gegenüber, die deutlich zeigt, dass noch sehr viel getan werden muss, um die Ziele des Gouverneurs realisieren zu können.

Die Mehrheit der Russen, die ins Königsberger Gebiet reisen, hält sich am Wasser auf. Im Augenblick stehen jedoch beispielsweise von den 30 als Badezonen ausgewiesenen Strandabschnitten in Rauschen lediglich drei zur Verfügung. In Palmnicken gibt es ein anderes Problem. Hier ist zwar der Strand in Ordnung, der übrigens der breiteste Sandstreifen in der Region ist, dafür sind die Freizeitangebote bislang äußerst unterentwickelt. Dennoch hat Palmnicken inzwischen Rauschen den Rang bei den Besucherzahlen abgelaufen.

Rauschen hat mit der schleppenden Errichtung eines Theaters zu kämpfen. Auch der Lift von Rauschen ist ins Gerede gekommen. Das Symbol des Kurorts ist marode geworden, weil es in den vergangenen Jahren kaum gewartet wurde. Besonders seit das Kriegssanatorium den Lift teilweise an einen Privateigentümer verkauft hat, sind sämtliche Nutzungsfristen abgelaufen, denn der neue Eigentümer hat kein Geld für die nötigen Modernisierungen. Für dieses Jahr ist außerdem geplant, die Seilbahn zum Strand für vorbeugende Wartungsarbeiten zu schließen. Vor allem ältere Besucher werden den Abstieg zum Strand über die steilen Treppen wohl eher meiden. Damit die Kursaison nicht buchstäblich „baden“ geht, wird der Fahrstuhl deshalb wohl mit öffentlichen Geldern repariert werden.

Palmnicken kann sich über diese Entwicklung freuen. Die Stadt verhandelt zurzeit mit den Grenzbehörden darüber, die Beschränkung der grenznahen Zonenregelung für Ausländer wegfallen zu lassen. Die Zunahme des Tourismus stellt Palmnicken vor eine Entscheidung: Kann sie auf die Steuereinnahmen in Höhe von umgerechnet gut fünf Millionen Euro jährlich aus dem Bernsteinabbau zugunsten eines wachsenden Tourismus mit der Perspektive auf Milliarden-Investitionen verzichten? Und hätten diese Investitionen nicht schon früher kommen müssen?

Ein Großteil der für die beschlossene Spielzone bestimmten Grundstücke liegt nicht weit von Palmnicken entfernt und befindet sich im Besitz verschiedener Investoren. Zudem sind die Verträge so abgeschlossen, dass der Eigentümer erst bei Inbetriebnahme des darauf zu errichtenden Objekts steuerpflichtig wird. Insofern beeilt sich niemand mit dem Bau. Die Regierung hat deshalb die Absicht, einen Teil dieser Verträge aufzuheben, das Spielzonen-Projekt zu modernisieren und für seine Entwicklung aus dem Regierungshaushalt umgerechnet über 103 Millionen Euro zu beantragen.

Die Gebietsregierung fordert von den Städten ein Konzept für die Entwicklung des Tourismus. Wer die interessantesten Ideen vorlegen kann, erhält eine Finanzierungszusage. Pillau hat für die Realisierung gemeinsamer Projekte mit der Baltischen Flotte bereits umgerechnet rund 52 Millionen Euro zusätzlich beantragt. Pillau, die westlichste Stadt des Königsberger Gebiets, würde sich für den Tourismus besonders eignen. Die Stadt hat dem Gouverneur bereits einen Entwicklungsplan für die kommenden fünf Jahre vorgelegt. Zu den Vorschlägen gehören eine zehn Kilometer lange Promenade aus Holz, auf der auch ein Fahrradweg entstehen soll, ein Stadion für Wassersport, ein Yachthafen sowie ein eigenes Tourismuszentrum.

Zukanow gab zu bedenken, dass man sich vor diesen ehrgeizigen Ideen zunächst einmal um die Gasversorgung, Straßenreparaturen sowie den Bau von Schulen und Kindergärten kümmern müsse. Auch müsse mit dem Verteidigungsministerium darüber verhandelt werden, dass nicht genutzte Flächen in Pillau der Stadt übergeben werden. Jurij Tschernyschew


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