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28.04.12 / Feind der Linken / Fleischhauer wider den politisch korrekten Zeitgeist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-12 vom 28. April 2012

Feind der Linken
Fleischhauer wider den politisch korrekten Zeitgeist

Die jüngst erschienene Sammlung der Kolumnen des „Spiegel“-Autors Jan Fleischhauer unter dem Titel „Der schwarze Kanal“ zeigt: Fleischhauer kann schreiben. Er ist witzig und meinungsstark. Er schreibt an gegen den intellektuellen und medialen Zeitgeist. Kurzum: Man sollte sich sein neues Buch unbedingt kaufen!

Sehr hübsch ist die Idee von Autor und Verlag, am Ende des Buches kein Nachwort zu platzieren, sondern einige ausgewählte negative Reaktionen der Leser seiner Kolumne zu veröffentlichen. Zu gerne würden manche linke Gutmenschen dem scharf gescheitelten Fleischhauer die „Fresse polieren“. Sie ertragen es nicht, dass im selbsternannten „Sturmgeschütz der Demokratie“ ein Mann schreibt, der nicht (mehr) links ist.

Unter dem Schutz von Pseudonymen können die Ge- und Betroffenen so ihre Protestnoten absenden. Wenn „das_dunkle_orakel“ ein Schreibverbot für den Autor verlangt und einräumt, dass es ja nun leider die blöde Meinungsfreiheit gibt, dann spürt man förmlich, wie der linke Volkszorn kocht. Andere wollen dem „Bübchen“ und „Schreiberling“, so ihre Diktion, gleich in den Hintern treten. Man merkt: Wer so viele hasserfüllte Reaktionen bekommt, der muss etwas Wahres aussprechen. Und um Karl Kraus zu zitieren: „Was trifft, trifft auch zu.“

Fleischhauer ist mittlerweile ein gelassener Konservativer, der von einem heiteren Pessimismus getragen wird. Er ist ironisch und hasst die Moralisierung der Politik. Das mögen die Blockwarte der politischen Korrektheit aber überhaupt nicht. Fleischhauer verteidigt all diejenigen, die von unserem Meinungskartell als Paria dargestellt werden. Er bricht eine Lanze für Guido Westerwelle, dem auch sein Schwulsein keine Sympathien einbringt, den Freiherrn zu Guttenberg und die FDP-Frau Silvana Koch-Mehrin. Er piesackt die Grünen als die Partei des öffentlichen Dienstes, die in ihrer eigenen „BAT-Boheme“, in Anspielung auf den Bundes-Angestelltentarifvertrag BAT, lebt. Für die rot-grünen Heuchler hat er erkennbar wenig übrig. Während bei Christian Wulff jeder Cent überprüft wurde, gab es keinen Aufschrei, „als sich der ehemalige Innenminister Otto Schily von einer Firma anstellen ließ, die nun die fälschungssicheren Personalausweise produziert, die er in seiner Zeit als Minister einführte“.

Sentimentalsozialisten und die „Käßmann-Kultur“ gehen ihm erkennbar gegen den Strich. Auch die Wutbürger, die auf Lautstärke statt Wahlzettel setzen, die Rettungs-Europäer und die Merkel-Dauerkritiker bekommen ihr Fett weg. Meist trifft Fleischhauer ins Schwarze, weil die Fakten stimmen – dem „Spiegel“-Archiv sei Dank. Und auch unser Riesenstaatsmann Helmut Schmidt bekommt eine Breitseite. Heute gibt der qualmende Hanseat den Weltökonom, dabei war er selbst ein wirtschaftspolitischer Blindgänger. In den achteinhalb Jahren seiner Kanzlerschaft vervierfachten sich nämlich die Schulden des Bundes von 80 Milliarden auf 320 Milliarden D-Mark. Wer schon damals so lässig mit dem Geld der Steuerzahler umging, der kann heute locker seiner Amtsnachfolgerin vorwerfen, einen plumpen D-Mark-Nationalismus zu pflegen. Ansgar Lange

Jan Fleischhauer: „Der schwarze Kanal. Was Sie schon immer von Linken ahnten, aber nicht zu sagen wagten“, Rowohlt Verlag, Reinbek 2012, kartoniert, 222 Seiten, 12,90 Euro


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