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05.05.12 / Gesundheit à la Carte / Keine Datensicherheit bei elektronischer Gesundheitskarte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-12 vom 05. Mai 2012

Gesundheit à la Carte
Keine Datensicherheit bei elektronischer Gesundheitskarte

Mit der elektronischen Gesundheitskarte schwinde Bürokratie, während Bürger jederzeit an ihre Daten könnten, verkündet derzeit die Politik. Die Ausgabe der alles sammelnden Datenkarten schreitet massiv voran. Kunden gesetzlicher Krankenkassen bekommen gerade Post in Sachen ihrer persönlichen Karte. „Besserer Schutz“ wirbt beispielsweise die DAK für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) samt Geheimnummer. „Künftig werden Ärzte, Zahnärzte und Apotheken, die Krankenhäuser, die Krankenkassen und später auch alle übrigen Heilberufe miteinander vernetzt“, erklärt die DAK ihren Kunden in dem Faltblatt. Inwieweit der Kunde diese Vernetzung möchte, ist für Politik wie Kassen nicht relevant. Seit Jahren kündigen beide die Einführung an, um sie wieder zu verschieben. Ein Zeitplan für die endgültige Umsetzung existiert nicht, doch die Kassen beginnen Fakten zu schaffen. Die gesetzliche Grundlage besteht bereits. Wenn die aktuell ausgegebenen Karten weiter so schnell in Umlauf kommen, werden viele Krankenkassen Ende 2012 mehr als die gesetzlich festgesetzen 70 Prozent der Versicherten mit dieser Karte ausgestattet haben. Gut 50 Millionen Bundesbürger sind dann Träger der eGK.

So blumig Broschüren und Politiker anlässlich der aktuellen Gesundheitsmesse ConHIT in Berlin die Vorzüge der Karte anpreisen, so unbekannt ist sie den Bürgern. Unbekannt sind auch Alltagsfolgen wie Sicherheitsrisiken. Derzeit läuft der Ausschreibungswettbewerb für zwei Testregionen, in denen der Internetanschluss und entsprechende Datenübertragung geprüft werden. Internetanschluss bedeutet, wie von der für die Einführung der Plastikkarten zuständigen Gematik im Dezember einstimmig beschlossen, dass die Kassen noch dieses Jahr alle auf den Karten gespeicherten Patientendaten mit den Ärzten abgleichen. Für die Sicherheit von Arztberichten an die Kassen soll eine spezielle elektronische Signatur bürgen.

Offene Fragen um die Übernahme der Kosten der eGK sind seit diesem Beschluss zwischen den Leistungserbringern, also Ärzten und Krankenhäusern einerseits, und den Kassen andererseits Vergangenheit. Die Kosten der sicheren Verbindung sind indes noch offen. Dass die Kostenfrage einen kritischen Blick auf Datenschutz und Datensicherheit lenkt, ist nur ein Grund, warum sich Kritik an der eGK regt. Eine offene Petition gegen die Einführung beklagt, die Karte „enthält die gesamte Anamnese“, also sämtliche Krankheitsdaten. Ob mögliche Erbkrankheiten oder eine verspannte Schulter, die Karte vergisst nicht, sorgt für den totalen Durchblick. Eine zweite Meinung eines Arztes einzuholen dürfte mit der eGK ebenfalls erheblich erschwert werden, fürchten Kritiker. Bisher sammelt jeder Arzt Patientendaten für sich. Das soll so bleiben, fordern sie.

„Mit vielen der bereits an die Arztpraxen ausgelieferten Kartenlesegeräte ist es möglich, die PIN abzufangen und dann die persönlichen Daten unberechtigterweise zu lesen oder gar zu verändern“, fürchten selbst Befürworter der Karte. Zwar wollen die Krankenkassen alle Zugriffe verzeichnen, doch das schützt Patienten wenig vor Missbrauch sensibler Daten, wie Computerexperten bereits nachwiesen. Schon vom heimischen Computer soll mittels einfachem Lesegerät der Zugang möglich sein – ein Einfallstor für Datendiebstahl und Missbrauch. SV


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