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12.05.12 / Vorhang auf für Rassentrennung / Bühnenwächter setzen in Berlin durch: Weiße dürfen keine Schwarzen spielen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-12 vom 12. Mai 2012

Vorhang auf für Rassentrennung
Bühnenwächter setzen in Berlin durch: Weiße dürfen keine Schwarzen spielen

Mit dem Werk „Unschuld“ thematisiert das Deutsche Theater Berlin das Schicksal afrikanischer Flüchtlinge. Dass diese von Weißen gespielt werden, passt der Organisation „Bühnenwatch“ nicht. Sie wirft den Machern Rassismus vor. Sich diesem Verdikt zu beugen sei Freiheit der Kunst, belehrt die linke Szene nun die Theater.

In den USA traten Weiße lange Zeit schwarz geschminkt auf die Bühne, um Schwarze gezielt zu verulken. Doch: „Diese Theaterform hat im deutschsprachigen Raum keinen hohen Bekanntheitsgrad erfahren“, urteilt selbst die linke Internetenzyklopädie Wikipedia. In Deutschland, wo es lange keine nennenswerte schwarze Bevölkerung gab, wurden Weiße nur schwarz angemalt, wenn das Stück einen Schwarzen vorsah, für die Rolle aber kein geeigneter schwarzer Darsteller vor Ort aufzutreiben war, wie so oft in „Othello“.

Ganz falsch, behauptet „Bühnenwatch“, zu Deutsch „Bühnenwacht“. Die Gruppe hält es für grundsätzlich „rassistisch“, dass es Weißen erlaubt sei, Schwarze zu verkörpern. Die Aktivisten sind nach eigener Darstellung seit „Auseinandersetzungen um die rassistische Blackface-Inszenierung und anschließende Debatte am Berliner Schlossparktheater“ aktiv.

Dort spielte ein schwarz geschminkter Weißer neben Dieter Hallervorden einen 80-jährigen Schwarzen. Das Stück namens „Rappaport“ ist ein Plädoyer für Freundschaft und gegen Rassismus (die PAZ berichtete). Doch „Bühnenwatch“ nutzt soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter, um Unterstützer gegen solche Aufführungen zu mobilisieren, und ist mit der Kleingruppe schwarzer Schauspieler „Label Noir“ vernetzt. Die selbstermächtigten Wächter blieben von der Stellungnahme des Schlossparktheaters unbeeindruckt, die Inszenierung folge „einer langen Theatertradition im deutschsprachigen Raum, die nicht rassistisch ist“.

Am 12. Februar starteten die „Wächter“ dann eine „erste Aktion“ am Deutschen Theater Berlin: „Um 19.30 Uhr trat Elisio (gespielt von Andreas Döhler) im Gegenlicht auf. Als er die Bühnenkante erreichte, stand er im vollen Licht – ein weißer Schauspieler mit schwarzer Schminke im Gesicht und übertrieben rot gemalten Lippen“, ereifert sich „Bühnenwatch“. Der Aufführung auf der Bühne folgte inszenierte Empörung durch 42 Bühnenwächter: Angeblich „ohne viel Aufhebens“ verließen sie den Saal. Faltblätter „Wir wollen ein Zeichen setzen“ verteilten sie dennoch an die große Mehrheit der im Saal Verbliebenen. Das Theater bot sofort ein Gespräch an, ein bisher einmaliger Vorgang.

Wie sehr seit dem Zweiten Weltkrieg die USA Deutschlands dramaturgischen Blick auf das Leben von Schwarzen inspiriert haben, verrät ein Blick in die Spielpläne. Seit Erstaufführung sei „Rappaport“ an gut 40 deutschen Thea­tern gespielt worden, nur in zwei Inszenierungen wurde Midge von Schwarzen gespielt, so Hallervorden jetzt – mangels geeigneter schwarzer Darsteller. Die sind selten. So sagte schon Eddi Arent zu Harald Juhnke in einem Sketch: „Ich muss Sie aber schwarz machen.“ Während Juhnke sich komödiantisch wehrte, einen schwarzen Othello zu mimen, nahm er Theaterklischees auf die Schippe. „Ein weißer Othello, wie soll das gehen?“, fragte Arent im Scherz.

Die Deutsche Oper Berlin löste dieses Problem 2008 bierernst mit einer südafrikanischen Gastspieltruppe, um „Porgy und Bess“ zu zeigen. Anders wäre das politisch korrekt kaum möglich – für manchen Charakter waren bis zu drei Akteure nötig, Schwarze, versteht sich. Erst kürzlich verbot der US-Dramatiker Bruce Norris dem Deutschen Thea­ter Berlin sein Werk „Clybourne Park“ aufzuführen – weil es in Berlin nicht genug schwarze Schauspieler gab.

Von der „freieren Theaterkultur als in den USA“, mit der Schauspieler die bisherige deutsche Praxis verteidigen, soll nichts bleiben: Die linke Zeitung „Der Freitag“ schrieb Schauspielern wie Theatermachern nun ins Gewissen, hinter ihren Inszenierungen „steck­ten beste Absichten, aber es mangelte an der Vorstellung, dass es nicht-weißen Menschen egal sein kann, ob sie aus lauteren oder fiesen Absichten verletzt werden, ob der pöbelnde Nazi-Rentner auf der Straße sie diskriminiert oder das kunstsinnige Theater“. Zu Ende gedacht heißt das, wer das Elend afrikanischer Flüchtlinge wie im Werk „Unschuld“ thematisieren will, aber nicht schwarz besetzen kann, endet am Rassismuspranger.

Seit dem Gespräch mit den Bühnenwächtern schminkt das Deutsche Thea­ter Berlin die weißen Schauspieler nun noch zusätzlich weiß. Theater und Intendant Ulrich Khuon knickten ein. Sie machten sich die Sicht anderer auf sich und ihr Tun zu eigen – ein typisches Problem rassistisch aufgeladener Umgebungen. Angesehene schwarze Schauspieler wie Michael Klammer (Maxim-Gorki-Theater) indes verstehen den Sinn der ganzen Debatte nicht. Das neue Weißmalen erntet indes Lob in linken Internetrunden, während Medien vermeintliche Ausgrenzung schwarzer Schauspieler an deutschen Theatern thematisieren. Eine neue Rassismusdebatte ist damit eröffnet: Bei den Bühnenwächtern wittern Aufmerksame schon eine „Art Falle“ beim ZDF: Dort seien in der Sendung „Die Konspirativen Küchenkonzerte“ Publikum wie Künstler schwarz geschminkt aufgetreten, empört sich ein „Bühnenwatch“-Teilnehmer: „Ziemlich hinterhältig finde ich das. Womöglich zielt die Provokation darauf, unsere Proteste zum Thema ,Blackface‘ im Allgemeinen ins Lächerliche zu ziehen.“ Sverre Gutschmidt


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