19.04.2024

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12.05.12 / 25 Jahre Mairandale

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-12 vom 12. Mai 2012

25 Jahre Mairandale
von Vera Lengsfeld

In diesem Jahr erlebte Berlin ein besonderes Jubiläum: 25 Jahre Bürgerkrieg für 48 Stunden, von der „antikapitalistischen Walpurgisnacht“ bis zur „revolutionären 1. Mai-Demo“. Angefangen hat es 1987 in Kreuzberg, als Polizisten am Rande des Maifestes des SED-Ablegers SEW mit Steinen und Flaschen angegriffen wurden. Als die Polizei anschließend gegen die Randalierer vorging, sahen sich die 400 Beamten einer solch aggressiven Gewalt ausgesetzt, dass sie sich zeitweise aus Kreuzberg zurückziehen mussten. Das Ergebnis ist bekannt. Geschäfte und Supermärkte wurden zerstört und geplündert, nicht nur von den Randalierern, sondern auch von animierten Anwohnern. Als in einem Supermarkt Feuer ausbrach, wurde die Feuerwehr gehindert, den Brand zu löschen.

Seitdem gehört die Walpurgisnacht-Mairandale zu Berlin wie das Brandenburger Tor. Keinem Senat ist es gelungen, die bürgerkriegsähnlichen Krawalle einzudämmen. Weder verstärkte Polizeipräsenz noch ihre vollständige Abwesenheit zeigte irgendeine Wirkung. Randaliert wurde auf jeden Fall. Inzwischen dürften die angerichteten Schäden in die Milliarden gehen. Dutzende, in manchen Jahren Hunderte Polizeibeamte wurden verletzt. Vor zwei Jahren trafen Molotow- Cocktails Besucher des „Myfestes“, das eine Kreuzberger Bürgerinitiative seit Jahren ausrichtet, um den früheren Krawall-Schwerpunkt, die Oranienstraße, friedlich zu besetzen. Verurteilungen gab es keine. Die Angreifer waren vermummt und deshalb nicht eindeutig zu identifizieren.

Während nach jedem Krawall die Schuldzuweisungen an die Polizei zum festen Ritual von Politikern gehörten, gab es lange keine eindeutige Distanzierung linker und grüner Politiker von den linksextremistischen Gewaltorgien. Hatten die doch immer unter Vorwänden stattgefunden, die ein „echtes Anliegen“ signalisieren sollten: gegen Globalisierung oder „spekulativen Leerstand“, gegen „Schweinefirmen und kollektive Enteignungsaktionen“, gegen den Jugoslawienkrieg oder den G-8-Gipfel.

Inzwischen hat sich ein regelrechter Krawalltourismus entwickelt. Mindestens ein Drittel der Randalierer sind Bürgersöhnchen aus Baden-Württemberg und Bayern, die in Berlin vermummt die Sau rauslassen. In diesem Jahr freuten sich Politik und Medien über einen „ruhigeren“ 1. Mai. Es habe lediglich vereinzelte Krawalle gegeben, die von den eingesetzten 7000 Polizisten schnell beendet wurden. Von den Kosten des „Erfolgs“ ist nicht die Rede, auch nicht davon, dass einige Demonstrationen früher abgebrochen wurden, weil diesmal die Unterstützung durch die Bevölkerung weitgehend ausfiel. Ohne Resonanz macht Randale offensichtlich weniger Spaß.


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