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12.05.12 / Platin statt Pinguine / Immer mehr Forscher erkunden die Antarktis, doch ihr Ziel sind nicht Flora und Fauna

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-12 vom 12. Mai 2012

Platin statt Pinguine
Immer mehr Forscher erkunden die Antarktis, doch ihr Ziel sind nicht Flora und Fauna

Die Fußspuren des Menschen auf dem gefrorenen Kontinent der Antarktis werden deutlicher. Vordergründig geht es um Forschung, in Wahrheit jedoch stecken viele Nationen ihre Claims für den künftigen Abbau von Rohstoffen auf der bislang als neutral geltenden Eiswüste ab.

Dauerhaft überwintern rund 300 Wissenschaftler in den insgesamt 60 Forschungsstationen. Im Sommer sind es etwa 2000. Etwa 50000 Kreuzfahrt-Touristen lassen sich zudem je Jahr die eiskalten Winde um die Nase wehen und gefährden schon jetzt die Umwelt.

Mit einem Minus von 89,2 Grad hält der gefrorene Kontinent den Kälteweltrekord. Auch Stürme mit über 200 Stundenkilometern Geschwindigkeit (höchste gemessene Geschwindigkeit 327 Stundenkilometer) machen das Gebiet zu einem lebensfeindlichen Ort.

Flagge zeigen scheint dennoch notwendig, denn schon jetzt wetteifern Forscher verschiedener internationaler Großmächte bei der Entdeckung immer neuer Bodenschätze von Erdöl bis Platin um immer neue Fundstätten. Zwar verbietet der sogenannte Antarktisvertrag von zunächst zwölf, dann 33 Staaten eine ökonomische Nutzung zumindest bis etwa 2050, doch der global drohende Rohstoffmangel könnte das Vertragswerk infrage stellen. Denn schon treten auch die Chinesen mit eigenen Expeditionen auf den Plan. Früher erhobene Ansprüche sind derzeit noch „eingefroren“. Das für rechtliche Fragen zuständige Sekretariat des Antarktisvertrags sitzt in Buenos Aires.

Die wesentlichen Vereinbarungen bestimmen eine friedliche Nutzung, verbieten militärische Aktivitäten und Waffentests ein atomare Tests. Territoriale Ansprüche werden (noch) nicht diskutiert oder neu angemeldet, alle Beobachter und Forscher genießen freien Zugang. Militärische Ausrüstung und militärisches Personal können für wissenschaftliche Forschung und andere, friedliche Zwecke eingesetzt werden. Doch die Begehrlichkeiten wachsen, denn die geschätzten Rohstoffvorkommen unter der durchschnittlich 1,7 Kilometer dicken Eisdecke betragen nach ersten Schätzungen 45 Milliarden Barrel Erdöl, 115 Billionen Kubikmeter Erdgas, Titan, Chrom, Eisen, Kupfer, Kohle, Platin und Gold.

Zukünftige Konflikte scheinen programmiert, da sich die Ansprüche der Antarktismächte teilweise überlappen. Argentinien, Australien, Chile, Frankreich, Großbritannien, Neuseeland und Norwegen beharren auf ihren Rechten. Die Mitunterzeichner Belgien, Japan, Russland, Südafrika, Deutschland und die Vereinigten Staaten haben keinen Territorialanspruch reklamiert.

Das Vertragswerk gilt nicht für die antarktischen Inseln nördlich des 60. Grades südlicher Breite, die eine eigene politische Zugehörigkeit haben. Es sind die Bouvetinsel (Norwegen), die Kerguelen (Frankreich), die Heard- and McDonaldinseln (Australien) und die südlichen Sandwichinseln (Großbritannien). England meldet zudem seit 2008 Ansprüche auf ein riesiges Gebiet im südlichen Atlantik an. Die Argumentation: Der Shelf der Insel Ascension erstrecke sich unter Wasser weit über die gesicherte 200-Meilen-Grenze hinaus.

Wegen des eklatanten Schrumpfens der weltweiten Fischbestände haben die Aktivitäten im südlichen Ozean stark zugenommen. Eine Allianz von 16 Umweltschutzgruppen fordert deshalb eine 3,6 Millionen Quadratmeter große Schutzzone um die Ross-See. Die von Umweltschützern immer wieder betonte Rolle der Antarktis für das Weltklima wird am deutlichsten dadurch dokumentiert, dass in der Antarktis etwa 80 Prozent des weltweit vorhandenen Süßwassers gebunden sind. Bei einem Abschmelzen des Eispanzers würde der Meeresspiegel global um 60 Meter steigen. Joachim Feyerabend


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