29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.05.12 / PiS wirklich vor dem Aus? / Der tiefe Sturz der Kaczynski-Partei bewegt Polen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-12 vom 12. Mai 2012

PiS wirklich vor dem Aus?
Der tiefe Sturz der Kaczynski-Partei bewegt Polen

Koniec PiS-u“ (Ende der PiS) ist ein Buch betitelt, das gerade in Warschau erschien. Es beinhaltet ein langes Gespräch zwischen dem TV-Journalisten Andrzej Morozowski und Michał Kaminski, vormals Spitzenfunktionär der PiS, der rechtskonservativen Partei „Recht und Gerechtigkeit“, die die Zwillingsbrüder Lech und Jarosław Ka­czynski 2001 gründeten. Lech Wałesa, Lichtgestalt der Solidarnosc, nannte die Brüder „krank vor Dummheit“, musste aber hinnehmen, dass Lech Ka­czynski 2005 Staatspräsident Polens und Bruder Jarosław 2006 Premier wurde. Stets in ihrer Nähe war Michał Kaminski, den die PiS ins Europa-Parlament delegierte. Ende 2010 brach er mit ihr und nahm sein Mandat zur neugegründeten Partei „Polen ist am wichtigsten“ (PJN) mit. Jetzt hat er eine Art Nekrolog auf die PiS publiziert – mit solchem Erfolg, dass Kritiker höhnen, man müsse das Buch nicht kaufen, da die Presse lange Auszüge daraus brachte.

Jüngste Umfragen von Ende April besagen, dass 68 Prozent der Polen Vertrauen in Präsident Bronisław Komorowski haben, während Jarosław Kaczynski „die Skala des Misstrauens anführt“. Noch existiert die PiS, aber Ka­czynski ist ein Auslaufmodell, und Autor Kaminski weiß, wann dessen Absturz begann: Am 12. Oktober 2007 war das TV-Duell mit Donald Tusk, in dem er eine klägliche Figur machte. „Seither hat er panische Angst vor Tusk, meidet jede Debatte mit ihm, aus Angst, wieder zu verlieren und ausgelacht zu werden. Tusk und sein Stab machen sich über seine Schwächen lustig.“

Am 10. April 2010 kam das Flugzeugunglück im russischen Smolensk, bei dem das Präsidentenehepaar Maria und Lech Ka­czynski zusammen mit 94 Spitzenpolitikern, Abgeordneten, Militärs und Kirchenführern ums Leben kamen. Diese Katastrophe raffte die Elite Polens dahin, woran Jarosław Kaczynski den Russen die Hauptschuld gibt.

So schreibt Kaminski und erinnert an „Narren“ (głupola) aus Kaczynskis Umgebung, etwa Außenministerin Anna Fotyga, deren Hasstiraden gegen Russen und Deutsche unvergessen sind. Neue Parteien wie Kaminskis PJN und Ziobros „Solidarisches Polen“ (SP) sind keine Konkurrenten der PiS, sie sind ihr „politischer Tod“ – sagt Kaminski, und allein die vage Aussicht auf eine Präsidialkandidatur Kaczynskis 2015 jagt ihm Angst ein: „Käme er an die Macht zurück, dann sähe ich in ihm ein großes Risikopotenzial. Er steckt so voll böser Emotionen, dass er den ganzen Regierungsapparat auf politische Rache ausrichtete, für seinen Bruder, für seine Fehlschläge, für die Jahre der Demütigungen. Er ist ein komplexbeladenes Scheusal. Ich kann mir vorstellen, dass er für seine politischen Interessen fähig wäre, den Austritt Polens aus der Europäischen Union zu betreiben. Jarosław Kaczynski ist ein Fluch.“ Wolf Oschlies


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren