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12.05.12 / Immer öfter in fremder Hand / Dax-Unternehmen mehrheitlich nicht mehr deutsch – Politik sieht keinen Handlungsbedarf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-12 vom 12. Mai 2012

Immer öfter in fremder Hand
Dax-Unternehmen mehrheitlich nicht mehr deutsch – Politik sieht keinen Handlungsbedarf

Bei den im deutschen Aktienindex Dax gelisteten Unternehmen haben mittlerweile ausländische Eigentümer das Sagen. Auf diese kurze Formel lässt sich eine aktuelle Untersuchung zur Eigen­tümerstruktur bringen. Mit einiger Berechtigung könnte der deutsche Aktienindex inzwischen umbenannt werden: Weniger als die Hälfte der Aktien der 30 Dax-Unternehmen ist überhaupt noch in den Händen deutscher Eigentümer.

Der Ausverkauf bei Deutschlands Großkonzernen hat an Fahrt aufgenommen. Dieses Resümee lässt sich nach der Lektüre einer von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young vorgelegten Analyse der Eigentümerstruktur der Dax-Unternehmen ziehen. Mindestens 54 Prozent aller von den Dax-Konzernen ausgegebenen Aktien sind demzufolge inzwischen in ausländischem Händen. Lediglich 42 Prozent werden noch von deutschen Anlegern gehalten. Die verbleibenden vier Prozent der Aktien, die nicht zugeordnet werden konnten, ändern nichts Grundlegendes am Befund.

Vergleicht man die Werte mit dem Stand aus dem Jahr 2005, dann hat der Einfluss ausländischer Aktionäre deutlich zugenommen. 2005 waren lediglich 40 Prozent der Aktien in der Hand nicht einhei­mischer Anleger. Derzeit befinden sich mindestens 17 Dax-Konzerne bereits mehrheitlich in ausländischen Händen. Der Auslandsanteil reicht von 21 Prozent beim Lkw-Hersteller MAN bis zu 88 Prozent beim Pharmakonzern Merck. Als weitgehend deutsche Unternehmen lassen sich neben MAN noch die Deutsche Lufthansa, die Deutsche Telekom und die Deutsche Bank bezeichnen.

Es sind allerdings nicht nur Dax-Konzerne, die immer stärker in den Blick ausländischer Anleger oder Konkurrenten geraten, sondern auch deutsche Mittelständler. Dabei erhalten die bisher dominierenden angelsächsischen Privat-Equity-Fonds bei ihrer Suche nach lukrativen Übernahmezielen immer mehr Konkurrenz durch chinesische Unternehmen. Das geschieht nicht nur mit dem Segen Pekings, sondern auch mit dessen tatkräftiger Unterstützung. Die staatliche Hilfe reicht von der Bereitstellung billiger Kredite in Milliardenhöhe bis hin zu Empfehlungen, in welchen Branchen auf Einkaufstour gegangen werden soll. Für Deutschland werden staatlicherseits der Automobilbau, die Chemiebranche, erneuerbare Energien und der Gesundheitssektor als Gebiete für Übernahmen genannt.

Bereits im Jahr 2003 hat Peking damit begonnen, seine Unternehmen um die Welt zu schicken. Mittlerweile ist die Ermunterung zu Übernahmen ausländischer Konkurrenten zu einem zentralen Element der chinesischen Wirtschaftspolitik geworden. Gleichzeitig hält die Benachteiligung ausländischer Firmen auf dem chinesischen Markt an und ist das Bekenntnis zum Schutz geistigen Eigentums etwa bei Patenten nach wie vor bloßes Lippenbekenntnis.

Schon jetzt ist die Liste der Unternehmen, die in chinesisches Eigentum übergegangen sind, beachtlich: Sie reicht beispielsweise vom Aldi-Zulieferer Medion, der vom chinesischen Computerkonzern Lenovo für 629 Millionen Euro übernommen wurde, über den Betonpumpenbauer Putzmeister, der für 360 Millionen Euro an den Sany-Konzern ging, bis zur Drogeriemarktkette Rossmann durch ein Unternehmen aus Hongkong, das 40 Prozent erworben hat. Zumindest was die börsengehandelten deutschen Aktiengesellschaften angeht, werden die Chancen, eine feindliche Übernahme wie etwa im Fall des Baukonzerns Hochtief zu verhindern, auch weiterhin sehr beschränkt sein. Möglichkeiten wie etwa den Erwerb von Aktienpaketen durch einzelne Investoren zu limitieren, die das Schweizer Aktienrecht bietet, werden von der deutschen Politik immer noch für unnötig gehalten. Stattdessen wird die Zunahme ausländischer Eigentümer bei deutschen Unternehmen immer noch völlig undifferenziert als Beweis der „Attraktivität des Standortes“ Deutschland gefeiert. Unerwähnt bleibt bei dieser Sichtweise, dass nicht nur die ausgeschütteten Dividenden immer stärker ins Ausland abfließen, sondern häufig auch der Zugriff auf Vertriebsstrukturen und technologische Kenntnisse.

Schon bald könnte die Diskussion um den Ausverkauf der deutschen Wirtschaft neu aufflammen. Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass der größte Einzelaktionär bei Daimler – ein Staatsfonds des arabischen Emirats Abu Dhabi – seine Anteile abstoßen will. Bereits im April gab es zusätzlich die Pflichtmitteilungen, dass sich die Großbanken Morgan Stanley und Deutsche Bank über Optionen Zugriff auf größere Daimler-Anteile gesichert haben. Noch ungeklärt ist, ob beide Banken auf eigene Rechnung oder im Kundenauftrag handeln. Für möglich gehalten wird, dass das Fehlen eines größeren Ankerinvestors bei Daimler dazu führen könnte, dass sich ein ausländischer Hedgefonds einen größeren Anteil an Daimler sichert. Selbst die Gefahr einer feindlichen Übernahme des Autobauers wird nicht mehr ausgeschlossen. Dafür würden Meldungen sprechen, dass derzeit anscheinend systematisch verstärkt Daimler-Aktien an den Börsen aufgekauft werden. Norman Hanert


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