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12.05.12 / 30 Jahre Kulturzentrum Ostpreußen / Festliche Jubiläumsveranstaltung mit umfangreichem Rahmenprogramm im Deutschordensschloss Ellingen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-12 vom 12. Mai 2012

30 Jahre Kulturzentrum Ostpreußen
Festliche Jubiläumsveranstaltung mit umfangreichem Rahmenprogramm im Deutschordensschloss Ellingen

Mit einem feierlichen Festakt und einem umfangreichen Rahmenprogramm beging das Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen sein 30-jähriges Bestehen. Zugleich wurde an die Gründung des Fördervereins vor 15 Jahren erinnert.

„Nur etwa zwei Jahre sollte ich den Vorsitz des Fördervereins für das Kulturzentrum Ostpreußen übernehmen“, so Katharina Fürstin von Wrede zum 15-jährigen Bestehen des Vereins. Sie leitet den Verein heute noch, da sie immer wieder das Vertrauen der Mitglieder bekam. Der am 10. Mai 1997 gegründete Förderverein hat sich die Aufgabe gegeben, die Arbeit des Kulturzentrums Ostpreußen im Ellinger Deutschordensschloss ideell und materiell sowie die Zusammenarbeit mit Künstlern, Jugendlichen und Einrichtungen in Ostpreußen zu unterstützen. Ziel ist es ebenfalls, jungen Menschen ostpreußischer Abstammung die Geschichte Ostpreußens und damit auch ihrer Familien näherzubringen und wachzuhalten.

Katharina von Wrede sieht den Sinn des Vereins als erfüllt an. Für Ankäufe von Exponaten, Büchern, historischen Karten, Erstellung einer aktuellen Homepage und Unterstützung bei Restaurationen hat der Verein, der aktuell 116 Mitglieder besitzt, in all den Jahren rund 42000 Euro zur Verfügung gestellt. Ein besonderes Lob ging an Gründungsmitglied Brigitte Hildebrandt. Sie hat das Amt der Schriftführerin inne und sich jahrelang um die Organisation von Reisen nach Ostpreußen gekümmert. Zu ihrem Leidwesen, so von Wrede, mussten die Ellinger Trakehner-Tage nach dreimaliger Durchführung mangels Sponsoren wieder eingestellt werden. Für die Zukunft sagte sie der Kultureinrichtung die weitere Unterstützung des Vereins zu.

Der Vorsitzende des Stiftungsrates der Ostpreußischen Kulturstiftung und Altsprecher der Landsmannschaft Ostpreußen (LO), Wilhelm v. Gottberg, bewunderte die große Fangemeinde des Kulturzentrums, welches aber ohne die Hilfe von Vorstand und Stiftungsrat der Kulturstiftung seinen Bildungsauftrag nicht in dieser Form wahrnehmen könne. Der Stiftungsratsvorsitzende würdigte die Hilfe des Freistaates Bayern, denn die Erinnerung an den Osten des ehemaligen Deutschen Reiches sei nicht nur eine Aufgabe der ehemaligen Bewohner, sondern aller Deutschen. Als Beispiele für die Unterstützung der Landsmannschaft nannte v. Gottberg den Zuschuss in Höhe von damals 750000 Mark für das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg, zudem stamme der Grundstock der Ostpreußischen Kulturstiftung in Höhe von 150000 Euro rein aus privaten Zuwendungen. Die Stiftung habe das Kopernikus-Haus in Allenstein erworben, dessen Ausbau wiederum der Freistaat Bayern übernommen habe. Somit werde klar, dass nicht nur der Staat, sondern die Vertriebenen selbst eine hohe finanzielle Leistung zur Bewahrung von Wissen und Kulturgut bringen. Die 750-jährige Geschichte Ostpreußens könne nicht durch eine Augenblicksempfindung beiseite geschoben werden, so v. Gottberg, sie dürfe auch nicht als historisch abgeschlossene Zeit betrachtet werden. Dies zudem, da Ostpreußen eine andere Geschichte als das übrige Reichsgebiet habe. Die Missionierung, der dortige geistige Freiraum, die Gründung des Herzogtums und der Universität Königsberg waren die Basis für den Aufstieg Preußens zur Führungsmacht in Deutschland. Dabei war Ostpreußen nur wenige Jahre, erst ab 1871, Teil des Deutschen Reiches. Wilhelm v. Gottberg wünschte dem Kulturzentrum in Ellingen eine gedeihliche Zukunft, vor allem, weil unter der Leitung von Wolfgang Freyberg die grenzüberschreitende Arbeit sehr gut funktioniere.

„Ich war 1985 das erste Mal in Ostpreußen“, sagte der Landesvorsitzende der LO in Bayern und als Schatzmeister Mitglied des Bundesvorstandes, Friedrich-Wilhelm Böld aus Augsburg. Als Mitglied der Bekenntnisgeneration hatte er zuvor den Eindruck: „Die spinnen, die Alten!“, wenn diese sagten: „In Ostpreußen ist der Himmel blauer, die Wolken weißer und die Luft klarer.“ Nach seiner ersten Reise konnte er den Eindruck bestätigen. Seither setzt er sich gegen Unkenntnis und Desinteresse an der deutschen Geschichte ein, die Kenntnisse werden in Ellingen von Wolfgang Freyberg und seinem Team aufbereitet. Das Wissen müsse in authentischer Form unbedingt den kommenden Generationen vermittelt werden. Dies gelinge umso mehr, als nun im Rahmen der Völkerverständigung die heutige Bevölkerung der dortigen Gebiete durch Ausstellungen über ihre Geschichte informiert wird und aktuelle Ausstellungen von dort in Deutschland gezeigt werden.

Neben den Grußwortrednern konnte Wolfgang Freyberg, Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen, zum Jubiläum der musealen Einrichtung im Ellinger Barockschloss zahlreiche weitere Gäste begrüßen. Darunter waren neben Ellingens Bürgermeister Walter Hasl der Stellvertreter des mittelfränkischen Bezirkstagspräsidenten Alexander Küßwetter, das Vorstandsmitglied der Sparkasse Mittelfranken Rita Smischek und Dekanin Ingrid Gottwald-Weber aus Weißenburg. Für den Bund der Vertriebenen war der Kreisvorsitzende Herbert Müller anwesend, die LO vertraten die Vorsitzenden der Gruppen Ansbach, Heidi Bauer, und Weißenburg-Gunzenhausen, Dr. Jürgen Danowski. Die musikalische Ausgestaltung der Feierstunde hatten der Bariton Christoph von Weitzel und die Gitarristin Heike Matthiesen übernommen, die die Besucher mit Liedern wie dem von Heinrich Eichen geschriebenen „Abends treten Elche aus den Dünen“ oder dem „Ännchen von Tharau“ erfreuten. Die Feierstunde endete mit dem gemeinsam gesungenen „Ostpreußenlied“. Manfred E. Fritsche

 

Rahmenprogramm: Den Festvortrag zum Jubiläum hielt Professor Frank-Lothar Kroll von der Technischen Universität Chemnitz. Er beleuchtete dabei unter dem Titel „Mythos Friedrich – Preußens großer König in der deutschen Erinnerungskultur“, wie der König, sein Leben und sein politisches Wirken in verschiedenen Zeiträumen in Deutschland und auch vom Ausland betrachtet wurde und wird.

Heute ist Friedrich II. von Preußen in Deutschland kein Mythos mehr. Letztmals wurde er in der DDR in den 1970er Jahren als Urheber einer imperialistischen deutschen Gewaltpolitik dargestellt. Dabei wurden seine Kritik an der Kirche, seine positive Haltung zu Russland sowie seine Kultur- und Wissenschaftsförderung als Vorbild aufgezeigt. Im Rahmen dieser „Erbeaneignung“ wurde sogar noch 1981 ein Reiterdenkmal von ihm „Unter den Linden“ aufgestellt. Kroll sah dies aber als geschichtliche Umdeutung, da Fried-rich schon zu Zeiten der NS-Herrschaft als „erster Nationalsozialist“ dargestellt wurde. In Frankreich hatte Friedrich ursprünglich ein positives Bild, das sich nach der Niederlage gegen Deutschland 1871 wandelte. Ab dieser Zeit wird er als vorläufiger Verursacher dieses Verlustes dargestellt. Großbritannien sah in Friedrich im 19. Jahrhundert den strengen, aggressiven Herrscher, der Königsmythos hatte. Diese Haltung und die Darstellung des preußischen Königs in der NS-Zeit führten nach Krolls Worten aber dazu, dass nach dem Zweiten Weltkrieg auch England die Abschaffung des preußischen Staates betrieb.

Als Beitrag der Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen der LO las Marie-Luise Rossius zum Thema „Der Alte Fritz“ aus Briefen und Anekdoten des Preußenherrschers. Umrahmt wurde dieser Vortrag von Kompositionen des Königs, die vom Ensemble „flores musicales“ aus Ellingen vorgetragen wurden.

Dorothea Bjelfvenstam aus Stockholm, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Schweden kam, las aus ihrem Buch „Man nannte uns Hitlermädchen“ Passagen über ihre Erlebnisse bei der Kinderlandverschickung von Königsberg nach Oelsnitz in Sachsen.

Eine Buchvorstellung behandelte das Werk „Ostpreußen – Biografie einer Provinz“ des Autors Hermann Pölking-Eiken. Die Weißenburger Buchhandlung Meyer hatte einen Büchertisch ganz zum Thema „Preußen und Friedrich der Große“ eingerichtet.

Klaus Weigelt, stellvertretender Vorsitzende der Internationalen Ernst-Wiechert-Gesellschaft und Vorsitzender der Stadtgemeinschaft Königsberg, ergänzte die derzeit im Kulturzentrum Ellingen gezeigte Sonderschau zum 125. Geburtstag des Schriftstellers Ernst Wiechert mit weiteren Gedanken und neuesten Bildern aus dessen Geburtsort.

Für das leibliche Wohl sorgte neben der Mannschaft des Kulturzentrums auch die Ansbacher Gruppe der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen unter ihrer Vorsitzenden Heidi Bauer. Sie boten Gebäck nach original ostpreußischen Rezepten an und Jürgen Danowski erläuterte, wie man das „zweigängige Menü“ des „Pillkaller“ (Doppelkorn mit Leberwurst und Senf) richtig genießt. Mef


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