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19.05.12 / Lufthansa in Turbulenzen / Selbst der deutsche Gigant der Branche muss dringend sparen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-12 vom 19. Mai 2012

Lufthansa in Turbulenzen
Selbst der deutsche Gigant der Branche muss dringend sparen

Die Lage ist bedrohlich.“ Es sind harte Worte, mit denen Lufthansa-Aufsichtsratschef Jürgen Weber die Lage von Europas größter Fluggesellschaft beschreibt. Das Unternehmen rutscht zunehmend tiefer in die Krise: Während der Umsatz im ersten Quartal 2012 um sechs Prozent gestiegen ist, fielen Verluste von 381 Millionen Euro an.

Es ist gleich ein Bündel von Problemen, das der Lufthansa zu schaffen macht. Wie alle anderen Fluglinien leidet das Unternehmen unter den hohen Kerosinpreisen, die etwa 25 Prozent der Kosten ausmachen. Nach Angaben des Branchenverbandes IATA verursacht bereits die Steigerung des Ölpreises um einen Dollar in der gesamten Luftfahrtbranche Zusatzkosten von 1,6 Milliarden Dollar. Kostentreibend ist ebenfalls der Zwang, seit Jahresanfang am EU-Emissionshandel teilzunehmen. Die steigenden Kosten lassen die ohnehin mageren Renditen von Fluglinien weiter dahinschmelzen. 2011 wurden knapp 29 Milliarden umgesetzt, unterm Strich blieb allerdings kaum ein Gewinn übrig. Auf dem Weg, dies zu ändern und 1,5 Milliarden Euro bis Ende 2014 einzusparen, gleicht der Konzern inzwischen einer Großbaustelle. Verlustbringer wie Lufthansa Italia wurden eingestellt oder wie British Midland (BMI) verkauft. Noch nicht absehbar ist, ob der Erfolg bei der Sanierung der Lufthansatochter Swiss sich im Fall der ebenfalls übernommenen maroden Austrian Airlines (AUA) wiederholen lässt. Weitere Schritte, die einem radikalen Umbau gleichen, sind bereits absehbar.

Angekündigt ist der Abbau von 3500 Vollzeitstellen bei der Verwaltung und selbst die Trennung vom Catering-Geschäft etwa durch einen Börsengang des Tochterunternehmens „LSG Sky Chefs“ scheint immer wahrscheinlicher. Als Mittel gegen die Konkurrenz der Billigflieger auf den europäischen Strecken soll ein neues Tochterunternehmen die bisherige Lufthansa-Kurzstrecken-Flotte und den eigenen Billigfluganbieter Germanwings vereinen. Ziel ist es unter anderem, die Kurzstrecken-Maschinen der Lufthansa statt wie bisher lediglich sieben Stunden täglich zwölf Stunden im Einsatz zu haben und sich damit Auslastungswerten von Anbietern wie Ryanair und Easyjet anzunähern.

Diese Zahlen machen aber auch deutlich, wie stark die Geschäftskonzepte der Billig-Anbieter bereits „auf Kante genäht“ sind. Verschärft sich die Krise der Luftfahrtbranche weiter, dann ist bei Anbietern wie Lufthansa noch genug an Reserven vorhanden, um weitere Sparpläne umzusetzen. Bei Billiganbietern hat es dagegen immer mehr den Anschein, dass weiteres Sparen mehr einer „Diät eines Magersüchtigen“ gleicht. Für regelmäßiges Aufsehen sorgt beispielsweise der Ryanair-Boss Michael O‘Leary mit seinen Sparvorschlägen: Warf er im vergangenen Jahr ernsthaft die Überlegung in den Raum, ob bei Flügen nicht der Co-Pilot eingespart werden könnte, so verblüfft er in diesem Jahr mit dem Vorschlag an das Kabinenpersonal, überflüssiges Körpergewicht per Diät loszuwerden, um den Kerosinverbrauch seiner Flugzeugflotte zu verringern. N.H.


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