19.04.2024

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19.05.12 / Süddeutsche Arroganz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-12 vom 19. Mai 2012

Süddeutsche Arroganz
von Hans-Jürgen Mahlitz

Wenn zwei das Gleiche tun, ist das nicht unbedingt dasselbe. In diesem sprichwörtlichen Sinne demonstrierte das in Deutschlands Weißwurst-Metropole erscheinende Eliteblatt des linken Zeitgeistes, dass es gleicher ist als die schreibenden Nordlichter.

Eigentlich hätte es ja eine Frage der Ehre sein sollen: Wer hat sich bei der Enthüllung politischer Skandale die größten Meriten erworben? Die Vordenker des Gruner & Jahr-Verlags in Hamburg, die alljährlich den Henri-Nannen-Preis für investigativen Journalismus vergeben, hielten die Eigenheimfinanzierung des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff für den größten Skandal der letzten Monate – und folglich dessen Enthüller für preiswürdig.

Das Problem: Wulff wurde von einer ganzen Meute enthüllungsbeflissener Journalisten gejagt, darunter – igittigitt – auch solchen der „Bild“-Zeitung aus dem Hause Springer. Und ausgerechnet die sollten nun auch noch im Namen Henri Nannens geehrt werden!

Das kann man sich als mutiger Enthüller und selbsternannte oberste Moralinstanz nicht bieten lassen. Schlimmer noch: Der hiermit beschriebene Super-Enthüller der „Süddeutschen Zeitung“, Hans Leyendecker, sollte gemeinsam mit den „SZ“-Kollegen Klaus Ott und Nicolas Richter für Recherchen in Sachen Bayern LB ebenfalls den Henri-Nannen-Preis bekommen, sozusagen auf Augenhöhe mit „Bild“.

Das war zu viel. Das bajuwarische Dreigestirn Leyendecker-Richter-Ott ließ die Preisverleihung platzen und fühlte sich nunmehr auf Augenhöhe mit Marcel Reich-Ranicki, eine Vermessenheit, die man dem alternden Literaturkritiker nicht zum Vorwurf machen kann.

Leyendecker & Co. rechtfertigten den Eklat mit dem abenteuerlichen Hinweis, ein Journalistenpreis für „Bild“-Journalisten sei „ein Stückchen Kulturbruch“, der nicht vereinbar sei mit dem „Weltbild“ von „SZ“-Journalisten.

Was können wir aus dem Vorgang lernen? Enthüllung ist nicht gleich Enthüllung. Was über wen enthüllt wird, ist nicht so wichtig. Wer es enthüllt, nur darauf kommt es an. Was „Bild“-Journalisten und sonstige Springer-Knechte schreiben, kann gar nicht preiswürdig sein, denn Preise sind nur für die Elite da, und die schreibt exklusiv in der „SZ“. „Bild“ hingegen ist, so Leyendecker, ein „Drecksblatt“, mit dem man tunlichst nichts zu tun haben sollte.

Mit kleinen Ausnahmen. Zum Beispiel, wenn „Bild“ den Wortlaut eines Telefonats mit dem Chefredakteur nicht selber veröffentlichen will und den Text der „SZ“ zuschiebt. Da geht dann Geschäft über Arroganz; das zu erwartende Auflagenplus lässt man sich denn doch nicht entgehen.

Merke: Die süddeutsche Steigerung von Mut heißt Hochmut.


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