Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-12 vom 19. Mai 2012 Renaissance eines Ordens Nach dem verlorenen Vierten Koalitionskrieg und den ihn beendenden Tilsiter Frieden von 1807 stand Preußens König Friedrich Wilhelm III. vor gewaltigen finanziellen Problemen. In Tilsit hatte sich Preußen zu hohen Zahlungen an Frankreich verpflichtet. Als Ende Oktober 1810 im Rahmen der preußischen Säkularisierung aller geistlichen Güter die Ballei Brandenburg des Johanniterordens und die zugehörigen Kommenden aufgelöst wurden, sollte mit den Erträgen aus dessen Eigentum auch der Schuldenberg abgetragen und Paris zufriedengestellt werden. Eine Welle der Empörung ging durchs Land. Es war verständlicherweise vor allem der Adel, der sich nicht damit abfinden wollte, dass ihm eine wichtige Standesvertretung verloren ging. Immer größer wurde der Druck auf Berlin. So groß, dass der König den Orden erneut ins Leben rief, vorerst allerdings nur als Verdienstorden. Vor 200 Jahren, am 23. Mai 1812, stiftete der Hohenzoller den Königlich Preußischen St. Johanniter-Orden. Das kostete das regierende Haus fast gar nichts, galt aber als Beweis königlicher Gnade und würdigte die Ergebenheit der Ordensritter gegenüber den Kurfürsten. 1852 revidierte Friedrich Wilhelm IV. per Kabinettsordre die Entscheidungen seines Vater insofern, als die Johanniter formell in ihre alten Rechte wiedereingesetzt wurden. Das galt allerdings nicht für ihren einstigen Besitzstand. Prinz Carl von Preußen übernahm das Herrenmeisteramt. Als 1945 die Rote Armee den deutschen Osten besetzte, verlor der Orden rechts und links der Oder alle Wirkungsmöglichkeiten. Er verlegte seine Arbeit in den Westen. Seit 1948 können auch Nichtadlige aufgenommen werden, sofern es denn zwei Bürgen gibt. Knapp 4000 Mitglieder soll der Orden zählen, etwa zwei Drittel adlig und ein Drittel bürgerlich. An der Spitze steht als Herrenmeister mit Oskar Prinz von Preußen einmal mehr ein Hohenzoller. Verwaltet wird der Orden seit 2001 von Berlin-Lichterfelde aus. Die Johanniter betreiben die gleichnamige Unfallhilfe, Krankenhäuser und Altenpflegeheime. K.C. |
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