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19.05.12 / Weihrauch bald unbezahlbar / Die Duftharzbäume aus dem Nahen Osten sterben aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-12 vom 19. Mai 2012

Weihrauch bald unbezahlbar
Die Duftharzbäume aus dem Nahen Osten sterben aus

Es waren der Überlieferung nach die Heiligen Drei Könige, die dem neugeborenen Jesus als eine ihrer kostbarsten Gaben Weihrauch mit nach Bethlehem brachten. Das Harz der Boswellia-Bäume war schon in der Frühgeschichte etwa seit 3500 v. Chr. ein begehrter Handelsartikel.

Damit allerdings könnte es bald zu Ende sein, prognostizierten jetzt Forscher von der niederländischen Universität Wageningen nach entsprechenden Feldstudien vor Ort: Der Bestand der seltenen Wüstenbäume schrumpft dramatisch und die Wissenschaftler prognostizieren, dass es in etwa 50 Jahren keinen Weihrauch mehr gibt. Bald also dürften die magischen Körner nur noch zu Goldpreisen gehandelt werden. Spekulanten decken sich deshalb schon heute damit ein.

Keine katholische oder orthodoxe Liturgie ist ohne den Rauch aus den kleinen, weißen bis goldgelben Körnern denkbar. Ihr typischer Duft durchströmt zur Ehre Gottes das Kirchenschiff. Schon Ägyptens Pharaonen umhüllten sich mit dem Duft der heiligen Bäume, die antiken Römer setzten ihn in ihren Tempeln ein, chinesische Dschunken transportierten das kostbare Harz bereits im 12. Jahrhundert quer über den Indischen Ozean zu ihren Herrscherhäusern. In der russisch-ortodoxen Kirche spielt heute noch Weihrauch eine zentrale Rolle, während seine entzündungshemmende und antibiotische Verwendung in der Medizin fast in Vergessenheit geraten ist. Erst jetzt bahnt sich eine Wiederentdeckung durch die Naturheilkunde an.

„Schweiß der Götter“ nannten die alten Ägypter das wertvolle Baumharz. Seine Handelswege wurden streng überwacht, die Ursprungsgebiete geheim gehalten. Auf der sogenannten Weihrauchstraße erfolgte der Transport in alle Teile der damals bekannten Welt.

Die Schuld an dem Bestandsniedergang in den Stammgebieten der Bäume – der Arabischen Halbinsel, Äthiopien, dem Horn von Afrika und Indien –, trägt keinesfalls eine zu starke Aberntung, sondern ein vermehrtes Auftreten von Bränden, Schädlingsattacken und die Überweidung etwa durch Ziegen.

Als Ersatz könnte die sogenannte immergrüne Grannen-Tanne aus der Familie der Kieferngewächse dienen. Auch ihr Harz strömt bei Verbrennung einen dem üblichen Weihrauch ähnlichen Duft aus. Die Baumart kommt nur im Santa-Lucia-Gebirge Kaliforniens vor. Allerdings steht auch sie auf der Roten Liste gefährdeter Arten, zum Glück noch als „gering gefährdet“ eingestuft. Joachim Feyerabend


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