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26.05.12 / Entspannung in Sicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-12 vom 26. Mai 2012

Entspannung in Sicht

Die Beziehungen zwischen Polen und Deutschland sind so gut wie noch nie“, lobte Mitte Mai Polens Außenminister Radosław Sikorski. Das gilt für Politiker beider Nato- und EU-Partner und für ihre Völker. Gerade hat die „Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit“ in einer Dokumentation belegt, wie gut die beiderseitige „Chemie“ seit 1991 wurde: Jeder zweite Deutsche und Pole sieht das Verhältnis als gut an, nur drei Prozent als schlecht.

Vormals stritt man sich, ob es nun Wrocław oder Breslau heißt, quälte sich in der Schulbuchkonferenz um Geschichtsdeutungen, polemisierte um Grenzpünktchen auf ARD-Wetterkarten, empfand „Polenwitze“ als Form von „Revanchismus“. Aus Danzig, wo 1970 und 1980 Arbeiter mit Unruhen und Streiks dem Kommunismus zu Leibe rückten, kam die Verheißung eines anderen, nachbarlichen Polens. Zahllose deutsche Hilfspakete waren Ermutigung auf einem Weg, der auch zum Kollaps des Ostblocks beitrug. Erst nach der deutschen Einheit erledigte sich bei den Polen die „psychologia walizy“ (Kofferpsychologie), die Angst vor deutscher Rückkehr.

Bei den russisch-deutschen Gasleitungen durch die Ostsee sowie im Falle von Erika Steinbach und dem Zentrum gegen Vertreibungen herrscht bei den Polen noch eine gewisse Nervosität. In Deutschland gibt es immer noch Ängste vor diebischen Polen und dem Ansturm polnischer Arbeitskräfte, manche Deutsche sind jedoch auch froh, wenn Polen halbleere Regionen in Brandenburg bevölkern. Hüten wir uns vor „Rückfällen in die Phraseologie der 60er Jahre“, warnt der Journalist Adam Krzeminski und erinnert an den Politiker Herbert Hupka (1915–2006), einst Hassobjekt Warschaus, später Ehrenbürger seiner oberschlesischen Heimatstadt Ratibor. W.O.

 

Zeitzeugen

Lech Walesa – Der Führer der „Solidarnosc“, der den Friedensnobelpreis erhielt und von 1990 bis 1995 Staatspräsident Polens war, über Danzig: „Vor Jahrzehnten bin ich auf Besuch hergekommen, und die Stadt gefiel mir so gut, dass ich sie nie gegen eine andere austauschte. ... Tausend Jahre Christentum, europäische Wurzeln und Kultur mehrerer Völker. Hier habe ich große Geschichte erlebt, Menschen mit Initiative, wie ich auch selber hier startete. Danzig bietet Möglichkeiten, wie man sie nicht überall findet, es ist verurteilt zu Erfolg, Intellekt, Geschäften, Tourismus. Auf nach Danzig, um über Zukunftschancen zu reden.“

Andrzej Jaworski – Der Abgeord-nete der Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) gehört zu Walesas Erzfeinden: „Ich schäme mich immer, wenn ich die Ansage höre: Das Flugzeug landet auf dem Danziger Flughafen ,Lech Walesa‘.“

Donald Tusk – Polens Premier ist Kaschube: „Ich bin in Danzig zur Welt gekommen, einer Stadt, deren Vergangenheit, insbesondere des letzten Jahrhunderts, eine Lektion in Geschichte ist. Das Epos der Solidarnosc ist nicht nur Teil meiner Biografie. Die Ereignisse sind Bestandteil der kollektiven Biografie einer Generation, die diese große Volksbewegung mit begründet hat, eine Bewegung, die den Niedergang des Kommunismus auslöste. Die Proteste vom August 1980 begannen in Danzig.“

Józef Borzyszkowski – Der ehemalige Vize-Gouverneur von Danzig und Sprecher der Kaschuben meint: „Danzig hat drei Wurzeln – kaschubisch, polnisch, deutsch. In unse-rer Realität sind sie immer vor-handen, und in Zukunft wird unsere multikulturelle Spezifik für alle Menschen eine ganz natürliche Sache werden. Danzig war immer eine offene Stadt an der Ostsee von europäischer Bedeutung.“

Günter Grass – Der 1927 in Dan-zig geborene Literaturnobelpreis-träger: „Ich habe gehört, dass in dem Danziger Vorort Langfuhr, der heute Wrzeszcz heißt, in der Mietskaserne Nummer 13, wo ich als Kind aufgewachsen bin, die Bewohner dieses Hauses, als die Nachricht von dem Nobelpreis kam, sofort eine Eingabe an die Stadtverwaltung gemacht haben: Das Haus müsse augenblicklich renoviert werden – jetzt kämen Besucher aus aller Welt und so, mit abblätterndem Putz, könne man es niemandem zumuten.“


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