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26.05.12 / »Abriss durch nichts zu rechtfertigen« / Debatte um verfallenes deutsches Kriegerdenkmal von Sedan

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-12 vom 26. Mai 2012

»Abriss durch nichts zu rechtfertigen«
Debatte um verfallenes deutsches Kriegerdenkmal von Sedan

Die neu entbrannte Diskussion um den Abriss oder Erhalt des deutschen Kriegerdenkmals auf dem Friedhof Saint Charles von Sedan im Département Ardennes scheint hierzulande kaum jemanden zu interessieren. Lebhaftes Interesse findet dieses Thema hingegen bei unserem Nachbarn Frankreich, wo ganz offen in Zeitungen und Gazetten über das Monument berichtet wird und dann von den Lesern Kommentare abgegeben werden. Hier zeigt sich, dass sich jene Stimmen mehren, die den Abriss des Monuments unbedingt verhindern wollen.

Bei den Freunden des Monuments handelt es sich in erster Linie um französische und deutsche Historiker, darunter Professor Nicolas Offenstadt von der Universität Paris, der im Erhalt des Monuments einen unveräußerlichen Wert erkennt. Da sein Fachgebiet der Erste Weltkrieg ist, betrachtet Offenstadt „dieses Denkmal als ein bedeutendes Erbe des Großen Krieges, dessen Abriss durch absolut nichts zu rechtfertigen ist“. Der von ihm initiierte offene Brief an den Bürgermeister von Sedan, in welchem er und seine Mitstreiter für den Erhalt des Denkmals werben, blieb bislang unbeantwortet.

Auf die Ankündigung durch den Präfekten der Region, das zunehmend baufällige Monument abreißen zu lassen, weil sich immer mehr Steine aus dem Gemäuer lösten und es somit eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellte, ging ein Brief beim Bürgermeister von Sedan ein, in dem die Verwaltungsorgane aufgefordert werden, diese nicht nachvollziehbare Entscheidung, die jeglicher Grundlage entbehre, noch einmal zu überdenken, denn – Zitat: „Die Architektur des Monuments, das den Zeitgeist jener Epoche spiegelt, stellt einen historischen Wert dar. Eine Möglichkeit wäre, diese große Anlage in eine Erinnerungs- und Begegnungsstätte – umzuwandeln.“

Ein weiteres Argument, das für den Erhalt des Denkmals spricht, ist die Einzigartigkeit seiner Architektur und des Baumaterials. Bei der Konstruktion dieses 1915 von deutschen Truppen errichteten, einem antiken Tempel ähnlichen Monuments verwendet, das auf vier Säulen ruht, 9,3 Meter lang und 5,35 Meter tief ist, wurde erstmals Stahlbeton verwendet. Übrigens – die Netzseite der Stadt Sedan weist stolz auf das Kriegerdenkmal als historische Sehenswürdigkeit hin.

Während der Diskussion über das Denkmal gleiten die Historiker in geopolitische Sphären ab. Sie stellen den beabsichtigten Abriss in den Kontext des Jahrhundertgedenkens, das anlässlich des 100. Jahrestages des Beginns des „Großen Krieges“ im Jahre 2014 stattfinden wird. Dieses historische Datum ist nach ihrer Auffassung nicht nur für Deutschland und Frankreich, sondern für ganz Europa und den Rest der Welt von großer Symbolkraft. Zitat: „Man kann sich eigentlich nicht vorstellen, dass Frankreich ein so bedeutendes deutsches Kulturerbe abreißen lassen will, anstatt es der Nachwelt zu erhalten.“ Hinzu käme, dass der Erhalt des Monuments schon wegen des lebhaften Interesses eines Großteils der Bevölkerung am Ersten Weltkrieg mehr als berechtigt erscheine. Diese These wird durch unzählige Aktivitäten bekräftigt, die sich um die Jahrhundertka­tastrophe von 1914/18 ranken.

All diese Argumente für den Erhalt des Denkmals scheinen allerdings bei der Stadtverwaltung von Sedan auf taube Ohren zu stoßen. Ein enger Mitarbeiter des Bürgermeisters von Sedan, Jean-Claude Cosse, beruft sich auf ein Dossier, das Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts angelegt wurde und aus dem das Desinteresse der deutschen Behörden an dem Erhalt des Monuments deutlich hervorgeht. Letztlich, so Jean-Claude Cosse, habe auch dieses mangelnde Engagement von deutscher Seite zu der Entscheidung geführt, es abzureißen. Auch der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge fühlt sich für das Denkmal nicht zuständig, weil der Soldatenfriedhof von den Franzosen bereits vor langer Zeit aufgelöst wurde.

Schließlich sei noch angemerkt, dass der Abriss des Denkmals mit einer Summe von 11800 Euro beziffert wird, während die Stabilisierung der Bausubstanz 18787 Euro kosten würde. An Mehrkosten von knapp 7000 Euro soll also der Erhalt eines einzigartigen Kulturerbes scheitern. Eine Farce! Uta Buhr


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