18.04.2024

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26.05.12 / Die ostpreussische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-12 vom 26. Mai 2012

Die ostpreussische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

Pfingsten, das „liebliche Fest“, steht vor der Türe, und man denkt an die grünen Maienbüsche, mit denen die Eingangstüren geschmückt wurden. Und manche von uns älteren Ostpreußen werden sich auch an den herben Duft von Kalmus erinnern, mit dem zum Fest die Dielen bestreut wurden. Das natürliche „Raum-Spray“, das nicht aus der Dose kam, sondern vom nahen Teich oder Tümpel, wo man die „Strempels“ schnitt, so wie die Schriftstellerin Charlotte Keyser es in ihrem Gedicht „Anne Mämel“ schildert: „Anne Mämel, anne Mämel ös e Dümpel so kleen, doa wächsd joa de Kalmus, on de riekt joa so scheen. Un dem hol’ wie to Pingste on schnied em en Stöck, on bestreie de Trepp on die Stoawdeele dick!“ Mit feinem weißen Sand natürlich, den der See oder die See geliefert hatten. Ob schon die Pfingstrosen blühten – „Päonien“ sagten wir – hing davon ab, ob der Winter lang gewesen war.

Die konnte ich auch nicht in dem Strauß entdecken, den ich übersandt bekam, nicht von der Fleurop, sondern als gemalter Blumengruß von der Familie Höchst aus Auerbach im Vogtland. Ich hatte in der Osterausgabe einen Auszug aus ihrer Familienchronik gebracht, und als Dank kam dieses Bild, das so farbenfroh ist, dass es Augen und Seele streichelt. Maßliebchen, Rittersporn, Gilken, Spiräen – ein bisschen Sommerfreude vorweg. Ein herzliches Dankeschön, liebe Familie Höchst.

Aber die Obstbäume werden schon in unserer Heimat blühen, und hier und da mag noch in einem verwilderten Garten ein alter Grauchenbaum oder ein knorriger Austapfelbaum stehen. Auf die ostpreußischen Lokalsorten will sich der Hobby-Pomologe Herrmann Schreiweis aus Roigheim spezialisieren, denn seine Frau stammt aus Allenstein und ist sehr heimatverbunden, obgleich sie wohl kaum Erinnerungen an ihr Geburtsland haben kann, denn sie wurde 1941 geboren. Herr Schreiweis ist Vorsitzender des Deutschen Pomologenvereins in Baden-Württemberg mit einer großen Sammlung von Literatur zum ostpreußischen Obstbau. Nun möchte er zusammen mit einigen interessierten Kollegen und einem Doktorranden aus Berlin die alten ostpreußischen Obstsorten – hier vor allem Äpfel und Birnen – erhalten, soweit dies überhaupt möglich ist. Er hat sich nun an uns gewandt mit der Bitte, seinen Wunsch nach Zeugen alter Obst­sorten zu veröffentlichen. Gesucht werden in erster Linie ostpreußische Lokalsorten. Die Normalsortimente sind inzwischen – jedenfalls von polnischer Seite – sehr gut erfasst. Die Sortennamen, die Herrn Schreiweis derzeit vorliegen, sind bei Äpfeln folgende: Jungfernschönchen, Herbst-Kurzstiel, Winter-Himbeerapfel, Zitronenapfel, Wohlfroms Renette und Sommerhasenkopf. Bei den Birnen: Malvasierbirne, Kräuterbirne, Klotzbirne, Kirchberger Butterbirne und ostpreußische Honigbirne. (Hermann Schreiweis, Hauptstraße 34 in 74255 Roigheim, Telefon 06298/929349, Fax 06298/928297, E-Mail: hermannschreiweis@t-online.de)

Die Frage nach dem Genesungsheim im Lochstädt, die wir in Folge 2 veröffentlichten, hatte ja ein erfreuliches Echo in unserem Leserkreis gefunden – jetzt kam noch eine Zuschrift, die sich mit einem weiteren Heim befasst. Es handelt sich um das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Heim in Neuhäuser, ein Erholungsheim für Kinder, wie sich Frau Gisela Hill-Bradder erinnert, die zweimal dorthin verschickt worden war. Die Sommer 1937 und 1938 verbrachte sie in dem Heim an der heilkräftigen Seeküste des westlichen Samlandes. „Vielleicht können sich noch einige Landsleute an das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Heim erinnern?“, fragt Frau Hill-Bradder, die sich über Zuschriften freuen würde. Es waren allerdings nicht nur ostpreußische Kinder in dem Heim, viele kamen aus Sachsen. (Gisela Hill-Bradder, Wahnfriedstraße 15 in 13465 Berlin, Telefon 030/4012777.)

Zu dem in Folge 16 veröffentlichten Feldpostbrief an Frau Susi Thomas in Schnorrenberg, der uns als „Fundstück“ zugesandt wurde, kam eine Zuschrift von Frau Margot Jäger aus Bad Oldesloe. Es gibt diesen – nicht in Ostpreußen – gelegenen Ort, der entweder zu der Gemeinde Schnorbach/

Hunsrück gehört oder bei Heiligenthal/Eifel liegt, wohl als ein Ortsteil der genannten Gemeinden. Es gilt nun also, weiter zu suchen, in welchem Schnorrenberg sich der genannte Primosenweg befand oder noch befindet, in dessen Nr. 4 die Familie des Schreibers in den Jahren 1943/44 wohnte. „Da damals in den Verwaltungen ordentlich gearbeitet wurde, könnte man feststellen, ob dort die Familie Thomas gemeldet war“, meint Frau Jäger. Und fügt hinzu: „In Westdeutschland ist es leichter, einen Menschen zu finden als im fernen Ostpreußen.“

Vor allem, wenn die letzten Namensmeldungen mehr als 50 Jahre zurückliegen. Wir bekamen eine E-Mail von Frau Lili-Sigrid Felsner (Pikturniene), die sich auf eine Suchfrage in der Ostpreußenblatt-Ausgabe vom 9. Mai 1959 bezieht. In der wurde ein Johann Felsner aus Memel, Charlottenhof, gesucht. Die Frau mit dem gleichen Namen möchte gerne wissen, ob sich damals jemand auf diese Veröffentlichung gemeldet hat. Das ist heute leider nicht mehr festzustellen. Wir können nur eines tun: nachfragen, ob jemand aus der Familie des damals Suchenden etwas über diese Anzeige weiß oder über die Angelegenheit Auskunft geben kann. Leider gibt es keine näheren Angaben und auch keine Wohnanschrift der wohl heute in Litauen Lebenden, lediglich eine E-Mail-Adresse: richardaspi@gmail.com

Noch weiter zurück, nämlich in das Jahr 1955, geht die Nachfrage nach einer Anzeige über einen vermissten Wehrmachtsangehörigen aus dem Kreis Angerburg. Herr Paul Stupp aus Grevenbroich fand sie im Internet, und sie interessierte ihn sofort, denn es handelt sich um einen Verwandten seiner aus Ostpreußen stammenden Frau. Im Augenblick beschäftigt ihn der Briefwechsel seiner Schwiegermutter mit deren Mutter aus der Zeit von 1946 bis 1949, ihrem Sterbejahr. Aus diesen Unterlagen geht hervor, dass die Großmutter seiner Frau mehrere Söhne hatte. Der Jüngste war Hermann, *22. Mai 1912 in Schloßberg, der seit Stalingrad als vermisst gilt. Es muss sich um diesen Hermann Sierocks handeln, dessen Mutter Auguste Sierocks aus Heidenberg in der Rubrik „Vermißt, verschleppt, gefallen, gesucht“ in der Ostpreußenblatt-Ausgabe vom 9. Juli 1955 gesucht wird. Herrn Stupp interessiert nun der Inhalt dieser Nachricht, die vielleicht nähere Angaben über das Schicksal ihres Sohnes enthielt, und fragt, ob wir ein Archiv hätten, aus dem man diese entnehmen könnte. Haben wir leider nicht, Herr Stupp, damals konnten die Angaben noch nicht elektronisch erfasst werden, und es war unmöglich, die Unterlagen zu den Suchfragen zu archivieren, die in dem noch jungen Ostpreußenblatt ganze Seiten füllten. Es ist auch fraglich, ob zu dem Suchwunsch überhaupt nähere Angaben gemacht wurden. Die Mutter des Vermissten war zu jenem Zeitpunkt bereits verstorben. Es ist zu vermuten, dass ein ehemaliger Kamerad von Hermann Sierocks etwas über dessen Schicksal mitteilen wollte. Wir können also Herrn Stupp nicht so helfen, wie er es erhoffte, und ob diese Veröffentlichung ihn weiter bringt, ist fraglich. Es müssten schon erheblich jüngere Kriegskameraden oder andere Schicksalsgefährten von Hermann Sierocks sein, die sich an ihn erinnern könnten. Vielleicht wurde die Suchfrage aber auch von ganz anderer Seite gestellt? Um Verwechslungen zu vermeiden: Das als Geburtsort von Hermann Sierocks angegebene, im Kreis Angerburg gelegene 500-Seelen-Dorf Schloßberg wurde 1938 in Heidenberg umbenannt, wohl um eine Verwechslung mit dem zur gleichen Zeit in Schloßberg umbenannten Pillkallen zu vermeiden. Einen noch kleineren Ort Heidenberg gab es im Kreis Labiau. Ostpreußische Ortsnamen sind eben schon eine Wissenschaft für sich! (Paul Stupp, In der Herrschaft 10 in 41515 Grevenbroich, E-Mail: chief.dpa@t-online.de)

Ein langes und erfreuliches Gespräch habe ich mit Herrn Dr. Martin A. Völker aus Berlin geführt – erfreulich vor allem, weil er sich als Nichtostpreuße für die Literatur unserer Heimat einsetzt und eine Neuherausgabe der Werke heute fast unbekannter Autoren bewirken will. Das ist ihm im Falle des Schriftstellers Axel Lübbe bereits gelungen, dessen Novelle „Hugo von Brandenburg“ im hochroth Verlag Berlin erschienen ist, wie wir in Folge 17 berichteten. Zugleich gaben wir seinen Wunsch nach Angaben über die Königsberger Autorin Katarina Botsky weiter, denn auch von einigen Werke dieser – vor allem durch ihre Novelle „Laura oder der Markt von Wehlau“ bekannten – Schriftstellerin möchte er einen Reprint veranlassen. Bisher haben sich da allerdings keine neuen Erkenntnisse über ihr Leben und Wirken ergeben, es kamen keine Zuschriften aus unserm Leserkreis zu diesem Thema. Herr Dr. Völker hat aber bereits ein drittes Projekt im Auge: Er möchte eine Neuherausgabe von einigen Novellen der Schriftstellerin Gutti Alsen (1869–1929) bewirken, ebenfalls eine Königsberger Autorin, die heute gänzlich vergessen ist, die aber auch zu ihrer Zeit keinen großen Bekanntheitsgrad erreichte. In der sehr umfassenden „Ostpreußischen Literaturgeschichte“ von Prof. Helmut Motekat wird sie nicht erwähnt, ihr Name taucht auch nicht in ostpreußischen Anthologien auf. Herr Dr. Völker kennt viele Werke von Gutti Alsen, sucht aber noch ihr Buch „Geschichten vom dunkeln Lieben“, das 1931 posthum erschien. Es ist aber sehr fraglich, ob jemand aus unserem Leserkreis dieses Buch besitzt. Eher aufzufinden wird der 1940 herausgegebene Sammelband „Land der dunklen Wälder“ mit Beiträgen von 70 ostpreußischen Autoren sein, für die sich Herr Dr. Völker ebenfalls interessiert. Wer kann das damals in der Pd. Verlagsgemeinschaft Ostpreußen, Königsberg, erschienene Buch abgeben oder es Herrn Dr. Völker leihweise überlassen? (Dr. phil. Martin A. Völker, Donaustraße 86 in 12043 Berlin. Telefon 030/61308390, E-Mail: drm.voelker@web.de)

In der letzten Familie habe ich über das Projekt Generation Flucht von Frau Verena Berg berichtet. Leider ist die falsche Handynummer angegeben worden. Hier kommt der direkte Kontakt zustande: 0176/24019519.

Das war also heute eine etwas leichtgewichtige „Familie“, sozusagen als Atempause zwischen den vielen schicksalsschweren Themen, die im Augenblick vorliegen. Und da Pfingsten ja ein fröhliches Fest ist, gibt es heute als Extrabeitrag eine heitere Erinnerung aus meiner Jugendzeit im alten Ostpreußen.

Eure Ruth Geede


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