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26.05.12 / Frauenquote total / Eine dänische lesbische Sozialistin will »Gleichstellung« auf dem stillen Örtchen und beim Eingesperrtwerden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-12 vom 26. Mai 2012

Frauenquote total
Eine dänische lesbische Sozialistin will »Gleichstellung« auf dem stillen Örtchen und beim Eingesperrtwerden

Männer sind unter den Gefangenen in dänischen Gefängnissen übermäßig stark vertreten. Das sollte geändert werden“, sagt die dänische Politikerin Iben Wiene Rathje (31). Die Sozialistin ist Mitglied des Kopenhagener Stadtparlaments und weiß sich durchzusetzen. Ihr ernst gemeinter Vorschlag gegen das Missverhältnis der Geschlechter hinter Gittern ist eine Frauenquote für Gefängnisse.

„Etwas ist faul im Staate Dänemark“, ahnte bereits Marcellus in William Shakespeares Drama „Hamlet“. Politischen Änderungsbedarf sieht auch die sozialistische Politikerin Rathje: „Schluss mit den schönen Schulmädchen“, fordert sie jetzt. Frauen sollten demnach endlich ausbrechen, lautet die Botschaft der einflussreichen Politikerin. „Die Überrepräsentation von männlichen Gefangenen in dänischen Gefängnissen ist ein Spiegelbild der stereotypen Geschlechterrollen, die Frauen in einem starren Muster unterwürfiger Einhaltung des Gesetzes halten“, wetterte Rathje jüngst anlässlich des Internationalen Frauentages. Kürzlich konnte sie einen Etappensieg in ihrem Kampf für völlige Gleichstellung verbuchen: Urinieren im Stehen ist demnächst in Dänemarks Metropole auch für Frauen kein Problem. Das Stadtparlament beschloss auf Rathjes Antrag, sogenannte „Missoirs“ aufzustellen, öffentliche Erleichterungshilfen für Frauen. Der Ausschuss für Umwelt und Technik der Dänenmetropole hat nun die dankbare Aufgabe, die Vorgabe praktisch und hygienisch umzusetzen. Zuvor hatte Rathje durchgeboxt, öffentliche Toiletten kostenlos zu machen. Sie glaubt, durch die „Missoirs“ Kopenhagen als Marke im Tourismus hervorheben zu können: „Das wird ein progressives Branding für Kopenhagen bewirken.“

Die lesbische Politikerin, die zwei Kinder mit einem schwulen Paar hat, arbeitet indes längst an weiteren Projekten. Schon 2011 setzte sie sich in einer Anfrage an die Stadtverwaltung dafür ein, Schülern im Sexualkundeunterricht „Einblicke in das Leben von Homosexuellen und Transgender-Personen“ zu vermitteln und daher Lehrern vorher Unterricht in „Homosexualkunde“ zu erteilen. Die Stadt informierte Rathje indes, Lehrer könnten zu so einem Unterricht nicht verpflichtet werden. Nun hat sie die Strafanstalten im Visier: Eine Quote würde helfen, mehr Frauen hinter Gitter zu bringen: „Es deutet nichts darauf hin, dass Frauen mehr Schaden im Gefängnis nehmen als Männer. Und warum sollten sie auch? Befreite Frauen sind genauso stark und zäh wie Männer“, erläutert Rathje ihr Anliegen.

Sie geht noch einen Schritt weiter: „Wir müssen Frauen ermutigen, Verbrechen zu begehen und sich nicht zu fürchten, entdeckt zu werden.“ Geht es nach ihr, soll in den nächsten zwei Jahren die Zahl der weiblichen Gefangenen durch Quotenregelungen erhöht werden. Um aber zur Quelle der „falschen Rollenbilder“ zu gelangen, leistet sie nun Aufklärung an Schulen. Die Aktivistin beklagt dort: „Leider denken heute viele Frauen, dass sie ihre Weiblichkeit verlieren, wenn sie Straftaten begehen.“ Weibliche Drogen- und Wirtschaftskriminelle bezeichnet Rathje daher als „Pioniere“. Eine „gläserne Decke“ verhindere allerdings, dass Mädchen und Frauen mit den ganz schweren Jungs gleichziehen. Es ist eben noch einiges faul im Staate Dänemark. SV


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