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02.06.12 / Der Raub geht weiter / Indianer in den USA endeten in Reservaten, anderen Urvölkern droht jetzt die Vertreibung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-12 vom 02. Juni 2012

Der Raub geht weiter
Indianer in den USA endeten in Reservaten, anderen Urvölkern droht jetzt die Vertreibung

Ihre Bezeichnung lautet „Vierte Welt“. Geschätzte 450 Millionen Menschen, Angehörige von etwa 5000 indigenen Völkern, gehören zu den unterdrückten Minderheiten auf dem Globus. Die Ausbeutung natürlicher Ressourcen durch die Industrienationen verdrängen sie aus angestammten Gebieten und vernichten ihren Lebensraum. Nur mühsam gelingt es den Vereinten Nationen, die Rechte der Urvölker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Erst Anfang Mai forderte die Uno die USA auf, den Indianern Nordamerikas endlich ihre heiligen Stätten zurückzugeben. Die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) erkennt zwar die Landrechte indigener Völker an, eine entsprechende Uno-Resolution folgte, doch bislang haben nur 22 von 194 Staaten diese unterzeichnet. Vor allem diese vier Länder stemmen sich gegen ILO 169: Australien, Kanada, Neuseeland und die USA.

Viele andere Regierungen treten weiterhin die Rechte ihrer Minderheiten mit Füßen, lediglich die kleinen Philippinen haben per Gesetz ein Mitspracherecht indigener Stämme bei industriellen und ökonomischen Eingriffen in deren Lebensraum verankert. Zum Ende des 21. Jahrhunderts, so prognostizieren Linguistik-Forscher, sollen zwischen 50 und 70 Prozent ihrer seltenen Sprachen verschwunden sein.

Wie die australischen Aborigines den Ayers Rock, einen gigantischen Felsrücken in der zentralaustralischen Wüste und ein bevorzugtes Touristenziel, als Sitz ihrer Anderwelt verehren, so sind in den USA beispielsweise die Black Hills in South Dakota oder die San Francisco Peaks heilige Stätten der Indianer. Ihre Rückgabe sei für die sozioökonomische Entwicklung, Selbstbestimmung und die kulturelle Integrität wichtig, betonte jetzt James Anaya, Uno-Sonderberichterstatter für die Rechte von indigenen Völkern, nach einer Reise durch sechs Staaten der USA. Er berichtete von den tiefgehenden Folgen seit dem Eindringen des weißen Mannes in das Land der „Rothäute“ bis zum heutigen Tag. Oft ist der gesamte Lebensraum durch Bergbau, Waldrodung und Staudammprojekte in Gefahr oder bereits verloren. Manchmal spielen, wie im Sudan oder in Westneuguinea, für den schleichenden Genozid zudem rassistische und religiöse Vorurteile eine Rolle.

Da viele dieser kleinen Völker in ressourcenreichen Gebieten der Erde leben, sind Konflikte um die Landnutzung programmiert. Denn ein Großteil der Uran-, Erdöl-, Gold- und Kohleförderung, der Diamantminen und Holzeinschlagflächen sowie der Anbaugebiete zur Bio-Treibstoffgewinnung (mit Vergiftung des Trinkwassers durch Dünger und Pestizide) findet in ihren Lebensräumen statt. Sie werden zudem von Atomtests bedroht, müssen großen Staudammprojekten wie beispielsweise in China oder Brasilien weichen und leiden unter den Folgen von Atommüllendlagern. Allein der seit 1989 tobende Bürgerkrieg um eine Kupfermine des Bergbauriesen Rio Tinto auf der zu Papua-Neuguinea gehörenden Insel Bougainville forderte 10000 Todesopfer.

Die Kampfbereitschaft indigener Minderheiten und Ureinwohner hat jedoch in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. Sie wehren sich zum Teil mit Guerilla-Bewegungen oder aber mit spektakulären Auftritten bei der Uno und internationalen Konferenzen gegen das Diktat von Regierungen, ökonomische Interessen sowie gegen die Folgen der Globalisierung. In Lateinamerika hat das Ringen der Indios um soziale und ökonomische Gleichberechtigung mit Vehemenz begonnen. Einen ersten Kongress arktischer Völker gab es bereits 1971 in Kopenhagen. Auch westliche Umweltschützer formieren sich. So verabschiedeten 250 Verbände in Europa 2008 eine Erklärung, wonach der großflächige Palmölanbau keineswegs, wie durch den World Wildlife Fond geschehen, als nachhaltig bezeichnet werden kann. Joachim Feyerabend


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