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02.06.12 / Der Neuzeit ausgeliefert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-12 vom 02. Juni 2012

Der Neuzeit ausgeliefert

Ein Kapitel für sich sind die sogenannten unkontaktierten Indigenen, die nur geringfügigen Kontakt mit anderen Menschen in der Mehrheitsgesellschaft eines bestimmten Landes haben wie beispielsweise die Awá-Indianer oder Matis im brasilianischen Regenwald. Sowohl dieser Teil Amazoniens als auch alle anderen Anrainerstaaten sind geprägt von Gewalt und Bedrohungen durch Goldsucher, Holzfäller, Erdölfirmen und Neusiedler, die sogenannten „Isolados“ oder „lost tribes“ schweben täglich in Gefahr. Daran ändert auch der am 9. August stattfindende Tag der Indigenen Völker als Alibiveranstaltung wenig.

Die Regierung von Ecuador beispielsweise versteigert derzeit Lizenzen für die Ölförderung. Etwa 80 Prozent der ausgewiesenen Areale gelten als anerkannte indigene Gebiete, in denen sieben Völker leben. Offiziell haben die beiden Präsidenten Evo Morales (Bolivien) und Ollanta Humala (Peru) die Probleme der indigenen Völker zu ihrer Sache gemacht, um sie vor künftigen und rücksichtslosen Großprojekten zu schützen.

Weitere Ethnien ohne Kontakt zur Zivilisation gibt es auf den indischen Andamanen- und Nicobaren-Inseln wie die Jarawa und Sentinelesen, die Dani in West-Papua oder ein Stamm in der philippinischen Inselprovinz Palawan.

Ein besonderes Kapitel trägt die Überschrift „50 Jahre Völkermord“ und spielt im Südsudan. Rund 2,5 Millionen Menschen der nubischen Stämme Dinka, Nuer, Schilluk, Bari und Zande fielen dem vom muslimischen Norden und seinem Präsidenten Umar al-Bashir betriebenen Genozid zum Opfer. Er sieht sie als rassisch minderwertig an und weiß zudem um die Ölreserven der Region, die ihm vor der Abspaltung reichlich Geld in die Kassen spülten.     J.F.

 

Zeitzeugen

James Anaya – Der Professor der Universitäten von Arizona und Neu Mexiko wurde 2008 von den Vereinten Nationen zum Beobachter für die Situation indigener Völker ernannt. Er setzte sich unter anderem für die gerichtliche Feststellung der Landrechte von Mayas in Mittelamerika und der Awas Tingni in Nicaragua ein. Jüngst untersuchte er die Situation nordamerikanischer Indianer und ihrer Reservate.

Gilbert Walking Bull – Der 2007 verstorbene Urenkel des legendären Indianerhäuptlings Sitting Bull (1831–1890) gründete 2000 das „Tatanka Mani Camp“ mit seiner Frau Diane Marie. Er gilt als einer der am meisten authentischen Verfechter der spirituellen Lehren der Sioux. Das Camp dient vor allem der Erhaltung der Lakota-Kultur (Sioux).

Deborah Cheetham – Sie ist eine Aborigine und eine gefeierte Sopranistin in Australien. 2003 beim Rugby World Cup durfte sie als erste Ureinwohnerin die australische Nationalhymne singen.  Gleich nach ihrer Geburt wurde sie ihrer Mutter weggenommen und in eine weiße Familie inte-griert – ein Schicksal, das sie mit vielen der „Stolen Generation“ teilt, denen beispielsweise noch um 1970 für ihre Fronarbeit keine Löhne gezahlt wurden. Die sogenannte Reconsilation, der Versöhnungsprozess, kommt nur schleppend in Gang.

Leopold Sédar Senghor – Der senegalesische Dichter und Politiker (1906–2001) war der erste Afrikaner, der Mitglied der Académie fran-çaise wurde. Als Präsident seines Landes hielt er die Eröffnungsrede zur Einführung der Afrikanischen Charta für Menschenrechte und Rechte der Völker. Kritiker warfen ihm vor, sich mit seinem Bemühen um Konsens zu sehr am Westen zu orientieren.

Cynthia Maung – Die promovierte Ärztin („Mutter Teresa Birmas“) gehört der verfolgten Minderheit der Karen an. 2003 wurde sie vom „Time Magazin Asia“ als Heldin des Jahres gefeiert. Nach den Unruhen von 1988 floh sie nach Thailand, wo sie ein Hospital betreibt, das sich um flüchtige Stammesmitglieder kümmert. Mehrfach hatte die einstige Militärjunta von Birma versucht, die Karen auszurotten. Erst jetzt kam es zu einer ersten Versöhnung.


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