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02.06.12 / Denkmal für Karl Marx’ Geliebte / Helena-Demuth-Statue: Eingeweiht von einem CDU-Bürgermeister, erschaffen von einem Hrdlicka-Schüler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-12 vom 02. Juni 2012

Denkmal für Karl Marx’ Geliebte
Helena-Demuth-Statue: Eingeweiht von einem CDU-Bürgermeister, erschaffen von einem Hrdlicka-Schüler

Die saarländische Stadt St. Wendel hat Helena Demuth ein Denkmal gesetzt. Bei der so Geehrten handelt es sich um die Haushälterin und Geliebten von Karl Marx sowie Mutter seines unehelichen Sohnes Henry Frederick Demuth. Solange der Sozialismus in vielen Ländern Europas noch Staatsdogma war, wusste St. Wendel nicht, wie es mit dem Erbe seiner Tochter umgehen solle. Jetzt, mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Untergang des real existierenden Sozialismus, wurde Helena Demuth in St. Wendel ein Denkmal gesetzt.

Das vom christdemokratischen Bürgermeister Klaus Bouillon eingeweihte Denkmal an der St. Wendeler Stadtmauer stammt von dem Künstler Kurt Tassotti. „Sie war eine Frau, die wir heute emanzipiert nennen würden, und verfügte über eine hohe politische Kompetenz. Ich habe sie so erschaffen, wie ich sie mir vorstelle. Zu ihrem emanzipierten Wesen gehörte auch der Mutterwunsch“, so der aus Österreich stammende Künstler und Schüler Alfred Hrdlickas. Denn das ist das Besondere an seinem Werk: Demuth ist schwanger dargestellt. Sie blickt auf ein Bild, das sie in der Hand hält. Es zeigt ihren Arbeitgeber und Liebhaber Karl Marx.

Vor 175 Jahren ging die nun Geehrte als Dienstmädchen in das Haus der späteren Schwiegereltern von Karl Marx. 1845 schickte Marx’ Schwiegermutter das fünfte von sieben Kindern einer armen Tagelöhnerfamilie zur Unterstützung ihrer Tochter nach Brüssel.  Seitdem war Helena Demuth bei der Familie Marx und folgte ihr auch 1848 nach Paris, 1848/49 nach Köln, 1849 wieder nach Paris und dann 1849 ins endgültige Exil nach London.

Helena Demuth war nicht nur Haushälterin und Köchin, sondern auch Erzieherin der Kinder, die sie Nimmy nannten. Gelegentlich spielte sie auch Schach mit Marx, der gegen sie verlor, wie Wilhelm Liebknecht erzählte. Außerdem führte sie lange Gespräche mit ihm und half, seine Ideen zu verbreiten. Die beiden kamen sich näher und 1851 gebar Demuth einen Sohn, der zu Ehren Friedrich Engels’ den Vornamen Frederick erhielt. Obwohl der Junge seinem Vater „lächerlich ähnlich“ sah, um es mit den Worten einer Freundin der Familie zu sagen, kümmerte sich Marx nicht um ihn. Frederick Demuth (genannt Freddy) wurde in eine Londoner Pflegefamilie gegeben.

Nach dem Tod des Vaters ihres Sohnes zog Helena Demuth zu Friedrich Engels und führte nun diesem den Haushalt. Erst seitdem durfte ihr erwachsener Sohn sie ab und zu in der Küche besuchen. 1890 erkrankte sie an Krebs und starb am 4. November in London. In ihrem Testament vermachte sie ihrem Sohn Frederick 95 Pfund. Auf Wunsch der von Karl Marx ehelich geborenen Töchter Eleanor und Laura Lafargue wurde sie im Familiengrab der Familie Marx beigesetzt. Ihr letzter Arbeitgeber Engels hielt die Trauerrede.             Bodo Bost


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