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09.06.12 / »Blicke ich auf die Stadt, bin ich traurig« / Lötzen feierte »400 Jahre Stadt« – Kreisgemeinschaft brachte ein Geschenk mit – Pfingstdienstag war aller Schmuck weg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-12 vom 09. Juni 2012

»Blicke ich auf die Stadt, bin ich traurig«
Lötzen feierte »400 Jahre Stadt« – Kreisgemeinschaft brachte ein Geschenk mit – Pfingstdienstag war aller Schmuck weg

Bei Temperaturen von bis zu 32 Grad Celsius feierte Lötzen mit einem offiziellen Festprogramm vom 25. bis 27. Mai ein verlängertes Wochenende lang das 400. Jubiläum des Erhaltes der Stadtrechte.

Die Bürgermeisterin der Stadt Lötzen, Jolanta Piotrowska, die während dieser Tage ein Mammutpensum an Auftritten und Reden zu bewältigen hatte, äußerte die Überzeugung: „Das haben wir dem Heiligen Brun zu verdanken. Er ist der Schutzpatron der Stadt.“

In Anwesenheit der Bürgermeisterin Piotrowska, des Vizewoiwoden, des Landrates und weiterer Amtspersonen konnte Lötzens Kreisvertreter Dieter Eichler am ersten Festtag das Geschenk der Kreisgemeinschaft an die Bürger der Stadt und ihre Gäste anlässlich des Jubiläums „400 Jahre Stadt“ übergeben: die gemeinsam mit dem Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen (Bayern) erarbeitete Ausstellung „Lötzen – die Perle Masurens“ (siehe Nummer 22). Ebenfalls am Freitag wurde vom Stellvertretenden Bürgermeister Pawel Czacharowski eine Fotoausstellung „Ich sehe Gizycko“, die besondere Sichtweisen auf das heutige Stadtbild abbildet, eröffnet. Sie ist im Freien, neben dem erst im letzten Jahr fertig gestellten Hauptgebäude am neuen Sportboothafen („Ekomarina“) am Löwentinsee installiert.

Während sowohl am Freitag wie auch am Sonnabend an verschiedenen Stellen der Stadt Militärkapellen spielten, besuchte die Mehrzahl der geladenen Gäste an beiden Nachmittagen die Konferenz, die am Freitag unter dem Thema stand: „Lötzen (Gizycko) gestern, heute, morgen – eine wiedererkennbare Marke“. Fachleute für Touristik sprachen aus ihrer Sicht über Möglichkeiten und Chancen der Entwicklung der Tourismusregion. Überzeugend war der Kurzvortrag des seit 25 Jahren erfolgreichen Geschäftsmannes Andrzej Dowgiallo, des Eigentümers der Anders Group.

Das Konferenzprogramm am Sonnabend hatte geschichtliche Themen im Fokus. Der bekannte Historiker Grzegorz Bialunski gab eine Einführung; sein „Wissenschaftsvater“ Janusz Mallek verglich die Geschichte der Stadt Lötzen mit der anderer preußischer Städte der Neuzeit. Die nicht parallelen Lebensläufe von Gustav Gisevius und Martin Gerss, deren Leben auch mit Lötzens Stadtgeschichte verknüpft ist, stellte Grzegorz Jasinski dar. Besonderes Interesse galt dem Vortrag von Jerzy M. Lapo über „Was flüstern die Toten? Alltägliches und außergewöhnliches Leben der Einwohner der Stadt Lötzen im 19. Jahrhundert angesichts der archäologischen Untersuchungen auf dem ehemaligen Gemeindefriedhof.“. Abschließend sprach Waldemar Brenda über „Politisches Leben des Landkreises Lötzen (Gizycko) in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts“.

Von den Inhalten der zu Gehör gebrachten Vorträge hatten am meisten die Teilnehmer mit sehr guten Polnischkenntnissen.

Ein mitreißendes Konzert gab am Freitagabend das Militärorchester aus Breslau, das ein Ohr und Auge erfreuendes Programm bot. Am Abend darauf begeisterte unüberhörbar der Tenor Marek Torzewski auf der Bühne an der noch nicht fertiggestellten Hafenpassage.

Den Einwohnern der Stadt und ihren Gästen wird sicher die historische Parade mit ihrem bunten Erscheinungsbild als gelungen in Erinnerung bleiben. Kindergarten- und Schulkinder gestalteten das Thema „Masuren als Wunder der Natur“. Alle Angestellten der Stadtverwaltung hatten sich kostümiert, Jagdhornbläser der Region, das Militärorchester aus Rzeszow im Karpatenvorland und Militärmusiker in historischen Uniformen waren Bestandteil des Umzugs, der durch das Stadtzentrum führte. Auf dem Platz vor der früheren Luther-Schule, die jetzt nach Johannes Paul II. benannt ist, fand die Inszenierung der Übergabe der Stadtrechte statt. Dort wurde auch das eigens für das Stadtjubiläum komponierte Lied „400 Stimmen für 400 Jahre“ eindrucksvoll zur Aufführung gebracht, dort entstand das Großfoto „Eine Familienaufnahme“, dort schnitt Bürgermeisterin Piotrowska die Geburtstagstorte an …

Den von der Stadt offiziell eingeladenen Gästen wurde als schöner Abschluss ihres Aufenthalts eine Schiffsfahrt über den Kissainsee und durch den Lötzener Kanal zum Mauersee angeboten.

Was bleibt von diesem Jubiläum? Bei Menschen, die diese Tage in der Stadt, die das Festprogramm oder Teile daraus haben miterleben können, sind neben dem Gefühl der Dankbarkeit sicher auch Fragen, Überlegungen und Vergleiche vorhanden. Ein früherer Bewohner Lötzens äußerte sich so: „Ich bin froh über alle positiven Veränderungen, die ich hier sehe, vor allem aber erfreue ich mich an der Schönheit der Landschaft.

Blicke ich auf die Stadt, bin ich traurig. Ich bin mit anderen Erwartungen hierher gekommen.“

Wer erhofft hatte, die Stadt im reichen Fahnenschmuck, mit vielen Transparenten oder sogar Hinweisen von Dauer auf das Jubiläum „400 Jahre Stadt“ zu sehen, wunderte sich: Der wenige vorhandene Schmuck war bereits am Pfingstdienstag verschwunden. Ute Eichler


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