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09.06.12 / Der Hunsrück am Rio Grande

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-12 vom 09. Juni 2012

Der Hunsrück am Rio Grande

Die deutsche Sprache außerhalb der bundesdeutschen Grenzen: Man wird zuerst an Österreich, die Schweiz, an Luxemburg und Schlesien denken. Aber Brasilien? Und doch: Die große Zahl von fast zwei Millionen Menschen spricht im dortigen Landessüden noch immer das Hunsrücker Platt. Vor allem in solchen Orten, die von deutschen Einwanderern gegründet wurden, wird der deutsche Dialekt in Schulen gelehrt und ist in manchen Gemeinden als zweite Amtssprache anerkannt. Erstaunlich, denn das Deutsche wurde während des Zweiten Weltkriegs von den brasilianischen Behörden radikal unterdrückt und die junge Generation wuchs mit dem Portugiesischen als Erstsprache auf.

Insbesondere im Bundesstaat Rio Grande do Sul ist das Rio­grandenser Hunsrückisch, wie der aus der Heimat mitgebrachte Dialekt seit 1996 sprachwissenschaftlich bezeichnet wird, noch lebendig: „Hunsrickisch wód de énsiche chprooch, wo ich wust chpreche bis ich in di chuhl gang sinn“, erläutert ein junger Mann von dort. Für nicht wenige Kinder ist das Platt die Muttersprache, die zu Hause in den Familien gesprochen wird. Im öffentlichen Dienst und in den Grundschulen kann neben Portugiesisch auch Dialekt verwendet werden. Das Hunsrückisch ist dort noch vor dem Englischen die meistgesprochene germanische Sprache.

In der Gemeinde Santa Maria do Herval findet seit 2009 die Hälfte des Unterrichts und ein Teil der Erstalphabetisierung auf Hunsrücker Platt statt – in einer dem Portugiesischen angepassten Schreibweise. Mehrere Lokalseiten bieten mittlerweile eine eigene Hunsrückseite, drei Lokalradios bringen mehrere Sendungen auf Hunsrückisch und der katholische Priester der Gemeinde predigt im Dialekt. CR


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