© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-12 vom 16. Juni 2012

Insel brennt
Sexualstraftäter bringen Dorf in Aufruhr

Seitdem „Sicherheitsverwahrte“ laut Gerichtsbeschluss in größerer Zahl auf freien Fuß gesetzt werden muss­ten, führt die Unterbringung von Sexualstraftätern in der Nachbarschaft zu Konflikten. Besonders Familien mit Kindern haben Angst. Im Ort Insel nahe Stendal ist es zu bundesweit beachteten Demonstrationen vor dem Wohnort von zwei dort auf staatliche Kosten untergebrachten Ex-Sträflingen gekommen.

Die etablierten Parteien zeigen wenig Verständnis für den teils lautstarken Protest der Bürger. Eva von Angern (Linke) fordert, dass man „all jenen Einhalt gebietet, die die Menschenrechte der beiden Männer verletzen“. Die NPD greift die Kritik der aufgebrachten Dorfbewohner begierig auf. Von Angern nervt das gewaltig: „Die NPD darf hier auf keinen Fall Mittel zum Zweck sein, nämlich zum Zwecke der Vertreibung“ (der ehemals Sicherungsverwahrten).

Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) geht auf Abstand: „Wir distanzieren uns klar von den beschämenden Handlungen einzelner Bürger.“ Abgeordnete haben das Dorf besucht, um „Überzeugungsarbeit“ zu leisten. Eine junge Mutter ist davon wenig beeindruckt: „Die Politiker sollen doch die Sextäter bei sich zu Hause aufnehmen, wenn sie so großes Interesse an ihnen haben.“ Die Polizei hat ein Demonstrationsverbot über Insel verhängt. Es wird damit gerechnet, dass die NPD dagegen gerichtlich vorgehen wird. Grünen-Politiker Sören Herbst erklärte indes, jede Absage einer Demonstration in Insel sei ein gutes Signal. H.L.