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16.06.12 / Falscher Öko-Alarm / Experten beschäftigen sich mit der Frage, warum das Waldsterben ausfiel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-12 vom 16. Juni 2012

Falscher Öko-Alarm
Experten beschäftigen sich mit der Frage, warum das Waldsterben ausfiel

Vor einer „Umweltkatastrophe von bisher unvorstellbarem Ausmaß“ warnten Fachleute Anfang der 1980er Jahre und meinten das Waldsterben. Die Wälder sind aber heute in einem besseren Zustand als je. Ist dies eine Folge der eingeleiteten Maßnahmen oder war alles nur eine beispiellose Panikmache?

Baumkronen wurden schütter, die Nadeln von Fichten gelb, stürmische Winde legten so manchen Waldhang flach. Der Göttinger Bodenkundler Bernhard Ulrich prophezeite 1981, dass die Wälder „nicht mehr zu retten“ seien und in den nächsten fünf Jahren eingehen würden. Der „Spiegel“ brachte im gleichen Jahr das Thema „Waldsterben“ auf die Titelseite und prägte damit den Begriff. Doch seitdem ist kein einziger Wald zugrunde gegangen.

Panik wurde Anfang der 80er Jahre noch durch zwei andere Themen gemacht. Der Weltfrieden schien durch die Nato-Nachrüstung bedroht und Millionen blickten angstvoll auf die vermeintlich massenmörderischen Atomkraftwerke. Auch hier lässt sich nüchtern feststellen: Weder ist es durch die US-Mittelstreckenraketen zu einem dritten Weltkrieg gekommen noch ist bisher ein einziges Atomkraftwerk in Deutschland explodiert.

Aufgrund dieser Gemengelage stieg genau in dieser Zeit die Umwelt-Partei der „Grünen“ in der Wählergunst, die diese Themen, genauer diese Befürchtungen, auf ihre Fahnen schrieb. Das Thema „Waldsterben“ eignete sich ebenso wie der Frieden, um irrationale Ängste auszulösen. Seit der Romantik im ausgehenden 18. Jahrhundert wird den Deutschen ein besonderes Verhältnis zum Wald nachgesagt. Die Vorstellung, dass hierzulande einmal alle Wälder abgestorben sein würden, erschien vor diesem Hintergrund geradezu als Horrorvision. Gleiches galt nach den Erfahrungen zweier Weltkriege für die Sicht auf einen möglichen dritten Weltkrieg, der hierzulande wahrscheinlich eine Atomwüste hinterlassen hätte. Nur vier Jahre brauchten die Grünen dank dieser Kampagnen, bis am 12. Dezember 1985 mit Joschka Fischer in Hessen erstmals ein Grüner ein Ministeramt übernahm.

Dabei wussten selbst die Forstwissenschaftler damals relativ wenig über die Ursachen des vermeintlichen Waldsterbens, wie Roland Wagner in seiner 2011 erschienenen Doktorarbeit an der Freiburger Universität herausfand. Der Zustand der Wälder wurde erst seit Ende der 70er Jahre näher untersucht. Wohl allzu vorschnell wurde das Schwefeldioxid (SO2) als Schuldiger ausgemacht. Da SO2 mit Wasser zu Schwefelwasserstoff reagiert, war bald der „saure Regen“ in aller Munde, der die für das Baumwachstum wichtigen Nährstoffe aus dem Boden spülen würde. Aufgrund dieser Argumentation wurden Kraftwerke und Müllverbrennungsanlagen entschwefelt, Autos obligatorisch mit Katalysatoren und bleifreiem Benzin ausgerüstet sowie Kalk in die Wälder gestreut.

Zwar gelten heute diese Maßnahmen, wie Reinhard Hüttl als Leiter des „Geoforschungszentrum Potsdam“ (GFZ) feststellt, als gute Vorbeugemaßnahmen für die Gesundheit des Menschen (Asthma, Allergien und sonstige Erkrankungen der Atemwege) und sinnvoll für Seen und das Grundwasser, aber der Nutzen für den Wald ist unter Forstwissenschaftlern umstritten. Hüttl betont, dass die damalige Diskussion „zu einseitig“ gewesen sei. Wissenschaftler, Journalisten und die Öffentlichkeit seien so auf den sauren Regen fixiert gewesen, dass sie andere Ursachen übersehen hätten.

Besonders der Schwarzwald, stellte Roland Wagner fest, hatte Anfang der 80er Jahre kaum mit Schadstoffbelastungen zu kämpfen. Trotzdem starben die Bäume. Schuld sei damals „die falsche Bewirtschaftung der Flächen“ gewesen; zu viele Fichten seien hier gepflanzt worden. Nach der Rück-kehr zum ökologischen Waldbau hätten sich die Wälder bis heute vollständig erholt. Auch das Wetter hätte als Ursache bedacht werden müssen, so der Forstwissenschaftler. Der Temperatursturz zu Silvester 1978 zusammen mit dem trockenen Sommer 1976 hätten mittelfristig Auswirkungen auf die Bäume gehabt. Auch 2003 hätte es ähnliche Witterungsextreme gegeben mit entsprechenden Folgen für die Belaubung der Bäume. Heute würden Bäume auch wegen eines höheren CO2-Gehaltes in der Atmosphäre, der ein idealer Baumdünger ist, besonders gut gedeihen und aussehen.

Zwar sind die Parallelen zur heutigen Klimadebatte mit entsprechenden Horrorszenarien mit Händen zu greifen, aber Reinhard Hüttl will dies nicht gelten lassen. Zwar sei damals durch Panik eine Aufmerksamkeit auf ein Problem gelenkt worden, das in Wirklichkeit kaum vorhanden gewesen sei. Doch insgesamt habe die Debatte zu sinnvollen Konsequenzen für den Menschen geführt. Bei der heutigen Klimadebatte sei es ähnlich. Vermessen sei es zu glauben, allein mit einer Reduktion von CO2-Emissionen sei „alles wieder im Lot“. Es existiere ein natürlicher Klimawandel und niemand habe einen Anspruch auf konstantes Klima, so der Geowissenschaftler. Hinrich E. Bues


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