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16.06.12 / Schlappe für Peking / Chinas Baubranche versagt bei Autobahnbau in Polen kläglich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-12 vom 16. Juni 2012

Schlappe für Peking
Chinas Baubranche versagt bei Autobahnbau in Polen kläglich

Auch wenn das Eröffnungsspiel der Fußball-EM für Polen nur mit einem glanzlosen 1:1 gegen Griechenland geendet hat, das polnische Selbstwertgefühl hätte weitaus schlimmer unter die Räder kommen können. Noch wenige Tage vor dem Spiel im Warschauer Nationalstadion stand die Drohung im Raum, dass der Zugang am Spieltag von 6000 Bauarbeitern samt Baumaschinen blockiert werden könnte. Auslöser der Drohung waren unbezahlte Rechnungen von 40 Baufirmen, die am Bau des 465 Millionen Euro teuren Stadions beteiligt waren. Erst vier Tage vor dem Eröffnungsspiel war es dem Chef des Nationalen Sportzentrums, Robert Wojtas, gelungen, mit einer Zahlungszusage an die geprellten Baufirmen die angedrohte Blockade abzuwenden. Einem Bericht der „Gazeta Wyborcza“ zufolge hat der Generalauftragnehmer für den Stadionbau, die Firma Hydrobudowa, zwar seine Leistung vom Auftraggeber bezahlt bekommen, bei beteiligten Baufirmen sind diese Gelder allerdings nicht angekommen.

Anders als beim Warschauer Nationalstadion ist bei einem anderen Projekt das Abwenden eines Debakels allerdings nicht mehr gelungen. Die Ost-West-Autobahn (A2) zwischen Frankfurt/Oder und Warschau ist bis zum Beginn der EM nicht fertig geworden. Dass ein Teilstück der Autobahn immer noch nicht befahrbar ist, könnte außer für Polen noch für ein anderes Land zu einem Imageproblem werden: für China. Der Bau eines 48 Kilometer langen Abschnitts der Autobahn durch das Unternehmen China Overseas Engineering Group (Covec) sollte als Referenz dienen, um Chinas Bauindustrie bei Infrastrukturprojekten in Europa Fuß fassen zu lassen.

Daraus dürfte allerdings erst einmal nichts werden, die beauftragte chinesische Firma hat weitgehend versagt. Sowohl bei der Preiskalkulation und der Finanzierung als auch bei der Bauplanung und der Umsetzung des Projekts. Bestätigt hat sich die Voraussage westlicher Konkurrenzunternehmen, dass eine Realisierung zu dem von den Chinesen abgegebenen Angebot von Anfang an nicht möglich war. Letzter Anstoß für die polnische Regierung, den Vertrag mit Covec zu kündigen, war eine Nachforderung von 320 Millionen Dollar. Gewonnen worden war die Ausschreibung mit einem Angebot über 450 Millionen Dollar. Im Klartext: Ohne dass eine Fertigstellung absehbar war, lagen die Kosten bereits 70 Prozent über der Anfangskalkulation der Chinesen.

Gleich mehrere Faktoren haben zum Scheitern des Projekts geführt. So hatten chinesische Führungskräfte vor Ort kaum Entscheidungsfreiheiten. Berichtet wird unter anderem, dass selbst die Anschaffung eines Kopiergerätes der vorherigen Absegnung in Peking bedurft habe. Zum anderen wurden europäische Bauvorschriften nicht beachtet, teilweise scheinen diese nicht einmal bekannt gewesen zu sein. Auch vom europäischen Winter scheinen die Verantwortlichen in China nur recht verschwommene Vorstellungen gehabt zu haben.

Als Wunschdenken hat sich ebenfalls herausgestellt, dass im Notfall die chinesische Regierung mit Geld einspringt, um ein Scheitern des Vorzeigeprojekts zu verhindern. Als staatliche Hilfe im entscheidenden Moment notwendig gewesen wäre, berief man sich in Peking darauf, dass es sich bei Covec um ein Privatunternehmen handelt. Allerding ist Covec auch ein Tochterunternehmen der staatlichen China Railway Group. N.H.


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