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16.06.12 / Katharina die Große war auch dabei / Feier der Russlanddeutschen im Deutsch-Russischen Haus in Königsberg – Festival bis Ende des Monats

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-12 vom 16. Juni 2012

Katharina die Große war auch dabei
Feier der Russlanddeutschen im Deutsch-Russischen Haus in Königsberg – Festival bis Ende des Monats

Russlanddeutsche sind im Königsberger Gebiet ein fester Bestandteil der Bevölkerung. Mit ihren über die Jahrhunderte und über die Unterdrückung während der Sowjetzeit geretteten Traditionen beleben sie das kulturelle Leben in der russischen Exklave. Im Deutsch-Russischen Haus feierten sie nun ein großes Fest.

Es ist schon zu einem nicht mehr wegzudenkenden Teil des kulturellen Lebens der Stadt geworden: das Festival der Russlanddeutschen, das von der Königsberger regionalen Organisation für deutsche Kultur und Russlanddeutsche „Eintracht“ gemeinsam mit der Gesellschaft „Regionale nationalkulturelle Autonomie der Deutschen im Königsberger Gebiet“ mit Unterstützung des Deutsch-Russischen Hauses veranstaltet wird. Es soll dazu beitragen, die Bräuche und Traditionen der Russlanddeutschen wiederzubeleben und zu erhalten. Es ermöglicht auch, die russischen Bewohner Königsbergs mit der deutschen Kultur vertraut zu machen. Wichtige Aufgabe sind dabei die Weitergabe des kulturellen Erbes von der älteren an die jüngere Generation wie auch die Entwicklung von kulturellen und partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den verschiedenen Organisationen der Russlanddeutschen in der Region.

Eine Besonderheit des diesjährigen Festivals war, dass es dem vor 250 Jahren erlassenen Manifest Katharinas der Großen gewidmet war, aufgrund dessen die Vorfahren vieler Russlanddeutscher nach Russland kamen. Das Manifest trug den Titel „Über die Erlaubnis für Ausländer sich in Russland anzusiedeln und die freie Rückkehr für Russen, die ins Ausland geflüchtet sind“. 1763 erschien ein zweites Manifest „Über die Erlaubnis für alle Ausländer, nach Russland einzureisen, sich in verschiedenen Gouvernements ihrer Wahl anzusiedeln nach ihren Rechten und Vergünstigungen“. Die Herausgabe dieser Dokumente ermöglichte es, in kurzer Zeit eine beträchtliche Zahl von Kolonisten ins Zarenreich zu holen, vorwiegend aus deutschen Königreichen und Fürstentümern, dort vor allem aus Hessen und der Pfalz. Ein Großteil von ihnen wurde in der Wolgaregion angesiedelt.

Die Leiterin der Agentur für Innenpolitik bei der Regierung des Königsberger Gebiets, Marina Pachaljuk, sagte bei der Eröffnung: „Das 20. Jahrhundert hat uns entzweit und gleichzeitig geeint, dadurch, dass wir auf diesem Stück Erde leben, diese Erde fühlen, in Häusern leben, die die Kultur Deutschlands darstellen, wir sprechen schon Deutsch, unsere Kinder sprechen Deutsch … Unsere Kulturen sind schon so sehr vereint, dass es schwer ist, unsere Traditionen auseinanderzuhalten.“

Bei der Eröffnung des Festivals traten verschiedene Künstler­ensembles auf. „Jantarnye zwety“ (Bernsteinblumen), ein talentiertes Choreografie-Ensemble des Deutsch-Russischen Hauses, zeigte sein Können wie auch die Gesangsgruppen „Königsberger Marzipan“ und „Mysli sluch“ (Gedankenlaute).

Das Festival dauert noch bis Ende dieses Monats. Die Künstler reisen zu Aufführungen in die Städte und Dörfer des Königsberger Gebiets. Die Zuschauer werden mit der Kultur der Russlanddeutschen bekannt gemacht und erfahren etwas über bedeutende Deutsche, die ihre Spuren in der russischen Kultur und Geschichte hinterlassen haben. Das Repertoire der Künstler umfasst nicht nur traditionelle deutsche Lieder, sondern auch moderne, die zurzeit in der Bundesrepublik Deutschland populär sind. Jurij Tschernyschew


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