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16.06.12 / Aus den Heimatkreisen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-12 vom 16. Juni 2012

Aus den Heimatkreisen

SENSBURG

Erster stellv. Kreisvertreter: Rolf W. Krause, Geschäftsstelle: „Sensburger Zimmer“, Stadtverwaltung Remscheid, Kreuzbergstraße 15, 42849 Remscheid, Telefon (02191) 163718, E-Mail: info@kreisgemeinschaftsensburg.de

10. Kirchspieltreffen Sorquitten – Manfred Buchholz berichtet: Am 12. Mai 2012 fand in Bad Sassendorf das 10. Kirchspieltreffen Sorquitten, zugleich 17. Treffen der Ortsgemeinschaft Heinrichshöfen, Rodowen und Heinrichsdorf statt. Unser territoriales Treffen, hervorgegangen aus der seinerzeit gegründeten Schülergemeinschaft Heinrichshöfen, erfolgt seit Anbeginn in dem wunderschönen Kurort Bad Sassendorf. Mit dem diesjährigen Kirchspieltreffen haben wir uns erneut in den bewähren Treffpunkt unserer Begegnungen eingereiht.

Die ersten Teilnehmer fanden sich sehr zeitig ein. Jeder war bemüht, pünktlich zu erscheinen. Leider wohnen die anreisenden Heimatfreunde zerstreut in allen Landesteilen. Besucher aus Hamburg, Leipzig, Reutlingen oder anderswoher können auf der langen Fahrt schnell ins Stocken kommen. Jemand erzählte von einem auf der Autobahn frei laufenden Pferd, das einen Stau verursachte. Somit ist verständlich, dass ein pünktlicher Beginn kaum erreichbar ist. Denn möglichst alle sollen der Festansprache beiwohnen und somit auch in die Begrüßung mit einbezogen werden.

Schließlich war es so weit. Andächtig lauschten die aus allen Himmelsrichtungen angereisten 60 Heimatfreunde den Worten des Sorquitter Kirchspielvertreters. Eingangs dankte er den Teilnehmern, dass sie die Möglichkeit genutzt haben, sich zu diesem – wie er es bezeichnete – territorialen Heimattreffen einzufinden. Es sei zwar kein Ostpreußentreffen, kein Sensburger Treffen. Aber, so bekundete er: „Es ist ein Treffen von Heimatfreunden, die aus der Sorquitter Gegend stammen. Ob es sich nun um Teilnehmer aus Maradtken, Warpuhnen, Gehland oder Heinrichshöfen handelt, ist unbedeutend. Nach 1945 gehörten wir Dortgebliebenen alle zu dem einen großen Kirchspiel, dessen Pfarrer in Sorquitten amtierte, uns in den Dörfern seelsorgerlich betreute und weit über die Grenzen hinaus bekannt war.“

Der Redner zeigte auf, dass wir diese Zeit nicht vergessen haben und wissen, wo unser Anfang liegt. Nach dem Krieg habe man lange Zeit zu wenig darüber verbreitet, was den dort Verbliebenen widerfahren ist. Ähnlich sieht es auch unsere Bundeskanzlerin. Zum Jahres­empfang des Bundes der Vertriebenen am 20. März 2012 in Berlin, zu dem Frau Merkel geladen war und dort die Ausstellung „Heimat-Weh“ – eine Zusammenfassung aller Ausstellungen des Zentrums der Vertreibungen der letzten Jahre – eröffnete, sagte sie unter anderem: „Zum Ende und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mussten Millionen Deutsche im Osten ihr Zuhause verlassen … Ich glaube, es ist eine Frage der Menschlichkeit, dass das Leid und die Erinnerungen der Zeitzeugen ernst genommen werden und dass wir diese Erinnerung weiter in die Zukunft tragen. Diese Millionen von Menschen haben Unrecht erlebt ... Es ist niemandem damit geholfen, wenn man versucht, diesen Teil der Geschichte auszuklammern oder zu verdrängen.“

Auch in Polen – so der Redner – habe man inzwischen begriffen, welche Verbrechen in den Nachkriegsjahren an den dort verbliebenen Deutschen durch die hinzugekommene polnische Bevölkerung begangen wurden. Ein seit Ende des vergangenen Jahres in Polen gezeigter Film unter dem Titel „Róza“ zeige diese Problematik über damalige Verhältnisse in Ostpreußen unmissverständlich. Zunächst sind grausame Massenvergewaltigungen an deutschen Frauen sichtbar, die durch die heranrückende Front der Rotarmisten verübt wurden. Dann aber will der Autor des Drehbuches, Michał Szczerbic, aufzeigen, was vor allem den in Masuren zurückgebliebenen Deutschen durchweg angetan wurde. In einem in Allenstein gegebenen Interview verabreicht er seinen Landsleuten eine Art Abrechnung. Er macht deutlich: Nicht allein die Russen haben Gräueltaten in diesem Gebiet verübt, sondern auch die Polen. Er äußert nachdrücklich: „Allein die Polen haben dieses Land schrecklich behandelt .... Und in all dem befanden sich die Frauen – wie jene Róza im Film – allein auf sich gestellt und ungewiss, was ihnen bevorsteht.“

Abschließend resümierte der Sprecher: „Liebe Landsleute, ohne den Film gesehen zu haben, ist er uns vertraut. Die Darstellungen des Films sind uns, der Erlebnisgeneration, ins Gedächtnis eingraviert. Das endgültige Resultat war die Säuberung Masurens. Die mit Deutschen beladenen Züge entleerten unsere Heimatgebiete. Das Land Masuren blieb ohne die ursprünglichen Masuren.“

Der Festansprache schloss sich das Gedenken der Opfer des Zweiten Weltkrieges und der Verstorbenen aus letzter Zeit an. Die Grußworte des amtierenden Kreisvertreters Rolf W. Krause und des ehemaligen Kirchspielvertreters Gerhard Terner wurden verlesen. Ebenso wurden Grüße etlicher nicht angereister Heimatfreunde überbracht. Informationen über die Arbeit der Sensburger Kreisgemeinschaft sowie des Vereins „Bärentatze“ wurden den Teilnehmern weitergereicht, bevor vor dem Mittagessen Videofilm-Ausschnitte von Landsmann Werner Albrecht und dem Beauftragten unserer Homepage, Martin Kostka, gezeigt wurden. Der Nachmittag war nicht nur ein Warten auf Kaffee und Kuchen, sondern war reichlich ausgefüllt mit gegenseitigen Berichten und aufgezeigten Neuigkeiten der einzelnen Heimatfreunde. Erst kürzlich von einem Besuch aus der Heimat Zurückgekehrte berichteten mit bewegten Worten die Eindrücke ihrer Reise.

Wiederum hat auch unser diesjähriges Treffen bewiesen: Wir werden nicht nachlassen, uns unserer Heimat würdevoll zu erinnern. Als Zeitzeugen werden wir diese Erinnerung an jene Zeit – wie uns auch die Bundeskanzlerin in den bereits erwähnten Worten dazu aufruft – weiter in die Zukunft tragen, solange wir es vermögen. Wir werden uns zu unseren Heimattreffen rufen lassen und zusammenfinden, solange wir dazu in der Lage sind.


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