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16.06.12 / Mauer des Schweigens / Archivar löst mysteriöse Fälle auf der Insel Nordhörn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-12 vom 16. Juni 2012

Mauer des Schweigens
Archivar löst mysteriöse Fälle auf der Insel Nordhörn

Man schreibt das Jahr 1958: Steffen Stephan wird als Aushilfsarchivar auf die Insel Nordhörn versetzt. Das ist nicht gerade sein Traumjob, aber er ist froh, seinen Dämonen vom Festland entrinnen zu können. Dafür nimmt er auch den Aufenthalt auf der abgelegenen Insel gern in Kauf.

Auf der Insel stolpert der Protagonist aus „Nordhörn – Ein Nordsee-Krimi“ über Schatten aus der Vergangenheit der Inselbewohner – die Abgeschiedenheit der Insel lässt viele ungeklärte Konflikte schwelen. Sein Vorgänger ist unter merkwürdigen Umständen ums Leben gekommen, die Obrigkeit sieht es als Unfall an, aber unter der Hand tuschelt man von Mord. Er knüpft nähere Kontakte zu seinen Kolleginnen und freundet sich mit einigen Insulanern an, während er von anderen offen angefeindet wird. Außerdem mag er keinen Fisch und eckt damit bei den Dorfbewohnern an.

Auf Nordhörn spielte die Strandräuberei stets eine Rolle. Aber was hatte das Schiff damit zu tun, das vor 20 Jahren havariert an Nordhörn vorbei getrieben ist? Zwei Handlungsstränge ziehen sich durch den Roman, die geschickt miteinander verwoben sind. Immer wieder stößt Steffen Stephan auf eine Mauer des Schweigens. Als die Fähre wegen Eisgangs den Betrieb einstellt, wird er zum Gejagten.

Jürgen Rath schildert in „Nordhörn – Ein Nordsee-Krimi“ einen melancholischen, sympathischen Protagonisten, der nur seine Arbeit tun will, aber unfreiwillig in die Streitigkeiten der Inselbewohner hineingezogen wird. Die Geschichte spielt Ende der 50er Jahre, eine nahe Vergangenheit, die aus eigener Erfahrung oder den Erzählungen der Elterngeneration noch präsent ist. Das Wirtschaftswunder ist auf der Insel noch nicht angekommen, aber auch die Vorkriegsgeschichte ist noch nicht abgeschlossen. Die Erzählung lebt von den exakt gezeichneten Charakteren und leisen Tönen. Gern verfolgt der Leser die Wege von Steffen Stephan und ist an seiner Seite, wenn auf ihn geschossen wird, aber auch wenn er anfängt, sich gegen anscheinend übermächtige Gegner zu wehren. Ein spannender Krimi mit norddeutschem Lokalkolorit, den man kaum aus der Hand legen mag. Britta Heitmann

Jürgen Rath: „Nordhörn – Ein Nordsee-Krimi“, Sutton-Verlag, Erfurt 2012, broschiert, 266 Seiten, 12 Euro


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