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23.06.12 / Türkei: Mehr Islam / Erdogan will religiöse Generation heranziehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-12 vom 23. Juni 2012

Türkei: Mehr Islam
Erdogan will religiöse Generation heranziehen

Der 29. Mai ist zwar kein offizieller Feiertag in der Türkei, aber seit dem Regierungsantritt von Premier Recep Tayyip Erdogan 2003 wurde der Jahrestag der Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453 zu einem wichtigen Tag im kollektiven Gedächtnis der Türken. In diesem Jahre nutzte der Premier den Jahrestag zur Ankündigung des Baus einer Riesenmoschee auf dem höchsten Hügel Istanbuls im Stadtteil Çamlıca. Fast zur selben Zeit verrichteten mehrere Dutzend Muslime demonstrativ ihr Morgengebet vor der Hagia Sophia und forderten die Aufhebung des Gebetsverbotes in der christlichen Basilika. Die einst wichtigste Kirche des Byzantinischen Reiches, die nach der Eroberung durch die muslimischen Osmanen 1453 als Moschee genutzt und 1923 von der säkularen türkischen Republik zum Museum erklärt wurde, soll aus Sicht einiger muslimischer Gruppen wieder zur Moschee werden.

Am Morgen desselben Tages hatte Erdogan die Fatih-(Eroberer) Moschee, benannt nach Sultan Mehmet dem Eroberer, nach einer Renovierungsphase von mehr als vier Jahren wiedereröffnet. Die Fatih-Moschee war als erste Moschee Konstantinopels bereits zehn Jahre nach der Eroberung auf dem Baugrund der Apostelkirche erbaut worden. In der Apostelkirche hatte auch Kaiser Konstantin, der Begründer der Stadt am Goldenen Horn, seine letzte Ruhestätte gefunden. Von seinem Grab gibt es jedoch keine Spuren mehr in der Moschee.

Premier Erdogan kündigte in seiner Rede in Üsküdar noch den Bau weiterer überdimensionaler Moscheen an. „Unsere Arbeit ist noch nicht vollendet. Istanbul wird bald ein ganz anderes Aussehen haben“, sagte Erdogan. Erst vor wenigen Wochen hatte Erdogan sein ambitioniertes religiöses Erziehungsziel für die nächsten Jahrzehnte angekündigt, eine „religiöse, konservative Generation“ in der Türkei heranzuziehen. Die staatliche Behörde für religiöse Angelegenheiten, Diyanet, legte einen „Strategischen Plan“ vor, in dem von einer „Verstärkung der Arbeit der Büros für die religiöse Lenkung und Führung“ der Familien die Rede ist. Auch ein „Koran-Museum“ soll gegründet werden und die Religion soll wieder mehr in den Medien präsent sein. Bodo Bost


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