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23.06.12 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-12 vom 23. Juni 2012

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Lasst uns feiern! / Wie Deutschland freudig aus der Krise kommt, wo die Griechen-Kicker wohl ihr Geld haben, und was nur ein Hellene hinkriegt

Die Welt ist ungerecht und ihre Geschichte voller boshafter Ironie. Wenn man mit ansieht, wen Deutschland alles retten soll, dann waren wir offenbar noch nie so sehr Weltmacht wie heute. Dabei schmeckt uns die Rolle überhaupt nicht.

Die Ehrung kommt schlicht zu spät, denn wir waren schon mal anders gestrickt. Vor mehr als 100 Jahren hatten wir noch richtig Appetit darauf, in den Kreis der Weltmächte aufzusteigen. Doch dann schlossen Briten und Franzosen 1904 einen Angriffspakt gegen uns, machten 1911 mit Russen und Serben den Ring dicht und setzten mit einem Serbenfinger am Abzug die halbe Welt in Brand, nur damit sie uns wieder rausschmeißen konnten aus dem Zirkel der Großen.

Der weitere Verlauf des 20. Jahrhunderts mit dem Wahnsinn in der Reichskanzlei sitzt uns seitdem dermaßen tief in den Knochen, dass wir uns für Jahrzehnte wahlweise im Gefieder des gallischen Hahns oder des amerikanischen Adlers verkrochen, damit uns keiner sehen möge. Als unsere Tarnung als Knirps wegen der deutschen Vereinigung nur noch lächerlich wirkte, gaben wir sogar unsere Helmzier, die D-Mark, hin, um uns unsichtbar zu machen.

Und nun das: Beim Gipfel der 20 bedeutendsten Wirtschaftsmächte der Welt in Mexiko bestürmte sogar US-Präsident Barack Obama unsere Kanzlerin, sie möge ihn retten. Seine Rechnung: Nur wenn die Deutschen noch viel mehr Milliarden herumstreuen in Europa, können die Leute in den Euro-Wackelstaaten US-Produkte kaufen. Das soll die amerikanische Wirtschaft rechtzeitig vor den Wahlen im November wieder in Schwung und Obama viele Stimmen bringen.

Kommentatoren bejammern ein regelrechtes Kesseltreiben gegen Deutschland, das seine offenbar unerschöpfliche Kraft einsetzen solle, um alle Wirtschaftsprobleme der Erde zu lösen. Himmel noch mal, das schaffen wir nie! Wie kommen wir da bloß raus? Eigentlich ganz einfach: Wir sollten dem Rat des versammelten Auslands keck folgen und tatsächlich die erhofften „Wachstumsimpulse“ geben, die man von uns verlangt. Aber bei uns und nicht bei den anderen. Heißt: Wir erhöhen die Renten und senken das Eintrittsalter auf 60, senken Steuern und Beiträge, stocken Hartz IV und alle möglichen anderen Sozialbezüge auf, stellen eine Million neue Staatsdiener ein, reparieren endlich unsere maroden Straßen und Brücken und bauen überall neue Autobahnen, ICE-Trassen und Stromleitungen (eh überfällig), renovieren Schulen, Unis, Kindergärten (auch überfällig), errichten in benachteiligten Regionen wie der Uckermark oder Dithmarschen internationale Flughäfen mit sagenhaften Kongresszentren und subventionieren den Wohnungsbau so lange und so saftig, bis selbst jeder Landstreicher ein Haus sein Eigen nennt. Was vergessen? Macht nichts, die Liste können wir jederzeit um alle erdenklichen Nettigkeiten erweitern. Die mittlerweile beliebteste Politikerin von Deutschland brachte die Philosophie auf den Punkt. Mit ihrer Parole „Die Schulden von heute sind die Einnahmen von morgen“ wies uns Hannelore Kraft ja schon vor Monaten den Weg ins Paradies.

Oder in die Pleite, aber was macht das schon? Wenn wir blank sind, reihen wir uns eben wie die anderen ein in die Schlange vor der großen europäischen Suppenküche, wo wir bislang nur für die Ausgabe zuständig waren.

Die Frage ist nur, wer da dann die Kelle schwingt, wenn sich Germania zu den Empfängern gesellt hat. Vermutlich niemand. Dann kommen dürftige Jahre auf uns zu.

Nachdem uns die anderen vollständig gerupft haben, kommen die aber sowieso. Verprassen wir „unsere“ Kohle (sprich: So viel, wie wir uns irgend leihen können) aber selbst, dann bleiben uns wenigstens die schönen Erinnerungen an ein paar fette Jahre. Als die Griechen auf Party waren, da züchtigten wir uns hier mit Hartz-Reformen und Rentenkürzungen, mit Einschränkungen beim Kündigungsschutz und Streichung der Eigenheimzulage. Derweil trieb ein erbarmungslos penibles Finanzamt immer höhere Steuern ein.

Und was haben wir davon? Während sie uns mit der einen Hand in die Tasche langen, hauen sie uns mit der anderen eine runter. Die griechischen Medien platzten vor hasserfüllter Hysterie vor dem Fußballspiel gegen die Deutschen. Dabei feierten sie ihre eigenen Kicker als Nationalhelden, die Rache nehmen sollten an den Germanen. Merkwürdig, dass niemand diese „Helden“ mal gefragt hat, wo sie ihre Fußballmillionen eigentlich aufbewahren lassen: Immer noch brav auf dem Konto in Griechenland oder auch schon auf dem Schweizer Nummernkonto, in einem Frankfurter Tresor oder einem „Fonds“ auf den karibischen Cayman-Inseln, wo Scharen hellenischer Geldsäcke ihre Schätze längst „in Sicherheit“ gebracht haben?

Aber nein, sowas fragt man nicht, das wäre unpatriotisch. Da prügelt man lieber auf die Deutschen ein, die sich den Arm auskugeln, um Griechenland vor seinen Gläubigern und vor wirksamen Reformen zu schützen.

Wie lange wir das durchhalten, kann keiner genau sagen, nur dies scheint ziemlich sicher: Pleite gehen wir so oder so. Die Frage ist nur, ob wir uns als Buhmann der Welt in den Bankrott hineinprügeln lassen wollen oder ob wir lieber ins Desaster reinfeiern, um vorher noch mal zünftig die Korken knallen zu lassen. Ich wäre fürs Feiern.

Allerdings hat die Sache einen gravierenden Haken: Die großen Fonds könnten viel Geld verlieren, wenn Deutschland zu schnell schlappmacht. Daher ist es dringend geboten, dass die Preußen solange weiter „retten“, bis Wall Street und Londoner City ihre Milliarden aus gefährdeten europäischen Engagements abgezogen und die Risiken an die deutschen Steuerzahler weitergereicht haben. Ist es nicht rührend mit anzusehen, wie ein britischer Premier, der sein Land niemals im Euro sehen wollte, nun flammende Plädoyers für die Rettung der Einheitswährung hält? Mit Griechenland und allen anderen 16 Mitgliedern?

Schon um all diese Freunde nicht im Regen stehen zu lassen, muss Deutschland „zu seiner Verantwortung stehen“, auf das niemand aus dem Euro fallengelassen wird. Zumal die Griechen ja jetzt „pro-europäisch“ gewählt haben. Der starke Mann der Pasok-Partei, Evangelos Venizelos, verspricht einen grundlegenden Neuanfang. Ja, die Griechen sollen sogar wieder lächeln können, so neu wird das alles werden, verspricht der alte Hase der Athener Politik.

Einen Neustart benötigt übrigens auch Venizelos’ Partei. Die sozialistische Pasok ist mit 130 Millionen Euro verschuldet, das ist das 17-fache ihrer jährlichen Einnahmen. Den Betrag kann die Truppe nie und nimmer zurück­zahlen, obwohl hellenische Parteien ein Vielfaches mehr an staatlichen Zuschüssen erhalten als deutsche (alles andere hätte Sie auch schwer gewundert, gell?). Aber Venizelos hat eine Lösung, die er demnächst durchziehen will: Er löst seinen Laden auf und gründet einfach eine neue Partei. Dann würden die Banken auf den Pasok-Schulden sitzen bleiben.

Hauptgläubiger der Pasok ist die hellenische Agrarbank. Angeregt durch die Rettung der spanischen Geldinstitute hat Evangelos Venizelos schon mal eine Rangliste aufgestellt, welche der griechischen Banken als erstes Hilfe aus Brüssel benötigten. Vordringlich zu stützen sei die Agrarbank, so der Pasok-Chef.

Dieses schlaue Manöver ist mal wieder dermaßen „griechisch“, dass uns schlagartig bewusst wird, warum wir das mit dem Feiern bis zum Bankrott niemals hinkriegen. Man stelle sich vor, Angela Merkel würde die europäischen Partner in forderndem Ton um Geld angehen, damit sie damit die Schulden ihrer Partei ausgleichen kann! Erst wenn die Deutschen sowas mit einem müden Achselzucken oder gar einem lauten „Richtig so!“ quittieren, sind wir wirklich reif für den hellenischen Weg.


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