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30.06.12 / »Diese Aufgabe verlangt Ausdauer« / Enkelin des letzten österreichischen Kaisers über die Sicherheitslage in Georgien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-12 vom 30. Juni 2012

»Diese Aufgabe verlangt Ausdauer«
Enkelin des letzten österreichischen Kaisers über die Sicherheitslage in Georgien

Gabriela von Habsburg, seit März 2010 Botschafterin der Republik Georgien in der Bundesrepublik Deutschland, sprach mit der PAZ über ihre Aufgabe als Repräsentantin des kaukasischen Landes und ihre Sicht auf die Probleme des Landes. Die Fragen stellte Jean-Paul Picaper.

PAZ: In der Familie von Habsburg in Ihrer Generation waren Sie eher die Künstlerin, Bildhauerin und Kunstprofessorin. Wie kamen Sie denn dazu, dieses wichtige Botschafterinnenamt in Berlin zu übernehmen?

Gabriela von Habsburg: Meine Liebe zur Kunst hat hierbei einen sehr wesentlichen Einfluss gehabt. Nach dem Ende der Sowjetunion hatte ich damit begonnen, die Länder Osteuropas vermehrt zu bereisen. Eine Ausstellung führte mich nach Georgien. Das Land hat mich vom ersten Augenblick an in seinen Bann gezogen mit seiner langen Geschichte, dieser einzigartigen Natur und der Gastfreundlichkeit der Menschen. Daraufhin habe ich das Land öfter besucht und auch einige Werke von mir dort ausgestellt. Schließlich habe ich Gastvorlesungen an der Nationalen Kunsthochschule in Tiflis gegeben und später eine Professur dort erhalten. Dies war ein entscheidender Moment für meine heutige Tätigkeit als Botschafterin von Georgien. Viele meiner damaligen Studenten hatten sich der friedlichen Rosenrevolution von 2003 angeschlossen und ihr politisches Engagement anschließend in Parlament und Regierung fortgesetzt. Bei der Einweihung eines Denkmals zur Rosenrevolution im Jahr 2007, das ich gemeinsam mit Kunststudenten entworfen hatte, überreichte mir Präsident Michail Saakaschwili den georgischen Pass. 2009 fragte der Präsident mich, ob ich Georgien in Deutschland vertreten wollte.

PAZ: Glauben Sie, dass Sie in die Fußstapfen Ihres seligen Vaters, Otto von Habsburg, treten, indem Sie einen kleinen europäischen Staat gegen das große Russland verteidigen? Russland ist jetzt doch zu einem wichtigen Verbündeten des Westens insbesondere gegen den Islamismus geworden, oder?

Habsburg: Georgien begrüßt die Annäherung Russlands an die westlichen Strukturen ausdrück-lich. Schließlich hat die georgische Regierung Ende vergangenen Jahres ein Abkommen unterzeichnet, auf dessen Grundlage der Beitritt der Russischen Föderation zur Welthandelsorganisation (WTO) ermöglicht wird. Leider ignoriert Moskau darüber hinaus die Initiativen unserer Regierung, die offenen Konfliktpunkte friedlich zu lösen. So hat Präsident Saakaschwili bereits im November 2010 vor dem Europäischen Parlament erklärt, im Konflikt über die besetzten georgischen Gebiete Abchasien und Südossetien keine Gewalt einzusetzen. Bis heute hat Russland dieses Bekenntnis zum Gewaltverzicht nicht erwidert. Auch dadurch wird eine friedliche Lösung des Konflikts deutlich erschwert. Vor diesem Hintergrund wünsche ich mir jene Ausdauer und Beharrlichkeit, wie sie mein Vater auf der politischen und diplomatischen Bühne gezeigt hat.

PAZ: Ist die Lage Georgiens endgültig gesichert? Oder braucht das Land noch Schutz vom Westen?

Habsburg: Von einer gesicherten Lage für das georgische Volk kann leider überhaupt keine Rede sein. Auch in diesem Moment hat die russische Führung mehrere tausend Soldaten in den georgischen Gebieten Abchasien und Südossetien stationiert. Raketenwerfer und Geschütze sind unweit unserer Hauptstadt Tiflis stationiert. Internationalen Beobachtern verweigert Moskau kontinuierlich den Zutritt zu den besetzten Gebieten. Damit wäre die für uns sehr schwierige sicherheitspolitische Lage grob umrissen. Was wir uns jedoch wünschen, ist kein Schutz in Form weiterer militärischer Präsenz in unserer Umgebung, sondern die Einbettung in kollektive Sicherheitsarchitekturen, sowohl auf europäischer als auch auf transatlantischer Ebene. Dass wir im Gegenzug bereit sind, einen eigenen Beitrag zur globalen Sicherheit zu leisten, zeigen wir bereits jetzt mit unserem Engagement im Rahmen der Isaf- beziehungsweise Kfor-Mission.


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